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Beständeübersicht

Bestand

11666 Elbe-Werke AG, Dresden

Datierung1918 - 1950
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)1,60
1. Geschichte der Firma

Bevor der umtriebige Maschinentechniker August Louis Hermann Haelbig 1914 die Elbe-Werke ins Leben rief, gründete er 1903 ein Handelsgeschäft für Werkzeugmaschinen in Dresden, welches dann in der Firma Haelbig, Wagner & Co, Werkzeugmaschinen GmbH aufging. Der große wirtschaftliche Erfolg blieb aber aus und nach der Liquidation der Firma folgte ein weiterer Versuch, ein Unternehmen auf dem Markt zu etablieren. Am 02.07.1910 wurde die Hermann Haelbig Werkzeugmaschinen GmbH in das Handelsregister eingetragen. Gegenstand des Unternehmens war der Großhandel und die Herstellung von Werkzeugmaschinen und Werkzeugen. Diese Firma bestand bis 1917. Der von Erfolg gekrönte vierte Versuch begann mit der Eintragung der Firma Elbe-Werk Hermann Haelbig in das Handelsregister des Amtsgerichts Dresden am 20.02.1914 auf Blatt 13675. Im Juli 1916 erfolgte die Namensänderung in Elbe-Werke Hermann Haelbig. Die Verwendung des Plurals für Werk im Firmennamen, lässt darauf schließen, dass zur Fabrikationsstätte in Dresden der Standort Meißen hinzukam. Durch den Eintritt von Georg Haelbig in die Firma wandelte sich das Untenehmen mit Wirkung vom 01.10.1918 in eine Kommanditgesellschaft um. Die Kommanditgesellschaft ging in der am 24.01.1920 ins Handelsregister eingetragenen Aktiengesellschaft auf. Der Firmensitz war auf der Zwickauer Str. 146. Darüber hinaus unterhielt die Firma auf dem Wiener Platz 1 ein Kontor. Im Oktober 1920 bezog die Aktiengesellschaft die neu erworbene Fabrikanlage in Dresden-Reick und legte damit ihre zwei Fabrikationsstandorte zusammen. 1922 erfolgte der Ankauf der Zählmaschinenfabrik Wilhelm Wagner in Dresden. Der nach dem Patent "Legler" aufgenommene Holzschraubengewinde-Fräsautomat fand guten Absatz. Des Weiteren nahm man Ende des Jahres 1922 die Fabrikation für Hand- und Motor-Flachstrickmaschinen neu in das Fertigungsprogramm auf. Infolge der Inflation war 1923 eine weitere Kapitalerhöhung erforderlich. Der Absatz für Werkzeugmaschinen stagnierte, dagegen lagen aber große Aufträge für Flachstrickmaschinen vor. Durch den milden Winter 1923/24 ließen dann die Aufträge für Strickmaschinen nach. 1923 waren 240 Arbeiter und Angestellte in der Firma beschäftigt. Mitte der 1920er Jahre gab es eine ganz empfindliche und lang anhaltende Absatzstockung im gesamten deutschen Maschinenbau. Trotz größter Anstrengungen konnte der Betrieb nur mit etwa 20% der Leistungsfähigkeit aufrechterhalten werden. Handstrickmaschinen fanden durch die veränderte Mode keinen Absatz mehr. 1926 wurde die Fabrikation von Räummaschinen und Räumwerkzeugen von der Weißeritzwerk AG in Dippoldiswalde übernommen und wesentlich ausgebaut. In der ersten Hälfte des Jahres 1928 kam es immer wieder zu kleinen Streiks, die in einer fünfwöchigen Aussperrung mündeten. Es fanden erste Überlegungen statt, den Geschäftszweig Strickmaschinen zu verkaufen. Am 30.09.1929 verschied nach längerer Krankheit der Gründer und langjährige Vorstand des Unternehmens, Hermann Haelbig. Als Nachfolger im Vorstand wurde der Prokurist des Unternehmens, Richard Scheibe, bestellt. 1931 erwarben die Elbe-Werke von der Samsonwerk GmbH Berlin die gesamte Flachschleifmaschinenfabrikation, welche Weltruf besaß. Das Werk arbeitete 1932 zum größten Teil verkürzt. Das Ende der Weimarer Republik und die Machtergreifung der Nationalsozialisten prägten in Deutschland das Jahr 1933. Die Nationalsozialisten verabschiedeten Anfang 1934 das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit. In den Wirtschaftsunternehmen wurde damit das Führerprinzip eingeführt. Die neue politische Linie fand auch im Sprachgebrauch der Betriebsberichterstattung seinen Eingang. So wird im Geschäftsbericht von 1935 besonders das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Reichsregierung hervorgehoben und für den wirtschaftlichen Aufschwung verantwortlich gemacht. Die Zahl der Beschäftigten stieg weiter an. Die Konzentration auf den Bau von Flachschleifmaschinen und Nutenbearbeitungsmaschinen und -werkzeugen ging einher mit der Einstellung nicht mehr rentabler Fabrikationszweige. 1936 betrug der Auslandumsatz 30 % des Gesamtumsatzes. Die Werkanlagen wurden in den Jahren von 1936 bis 1938 beträchtlich erweitert. Zum einen entstanden ein Verwaltungsgebäude und zum anderen neue Fabrikationsräume mit einem großen Gefolgschaftsraum und Küchenanlage sowie einer großen Montagehalle. Des Weiteren verbesserte und vergrößerte man die Umkleide- und Waschräume durch den Einbau von Brausebädern sowie von modernen, hygienischen Waschbrunnen. Ab 1938/39 bildete die Firma Lehrlinge in einer eigenen Lehrwerkstatt aus. Die Elbe-Werke gehörten den Fachverbänden der Wirtschaftsgruppe Maschinenbau sowie der Fachgruppe Werkzeugmaschinen an. Im Mai 1938 änderte sich der Firmennamen erneut. Die Firma strich den Namen Hermann Haelbig und nannte sich nun nur noch Elbe-Werke AG Dresden. Aus Anlass des 25 jährigen Jubiläums der Firma im Jahr 1939 wurde ein "Kameradschaftsabend" mit Tombola und künstlerischen Darbietungen veranstaltet. Alle Beschäftigten der Firma einschließlich der zur Wehrmacht einberufenen erhielten eine Jubiläums-Geldspende. Die Pflege des Gemeinschaftsgeistes der Werksangehörigen im Sinne des Nationalsozialismus wurde durch Betriebsappelle, Kameradschaftsfeiern und ähnliche Veranstaltungen sowie der Bildung der Werkschar gefördert. Die Aktiengesellschaft zahlte jährlich eine Weihnachtsgratifikation in Verbindung mit einer Weihnachtsfeier. Besonders verdienten Arbeitern und Angestellten bewilligte man KdF-Fahrten. Vielen Werksangehörigen wurde durch Gewährung eines zinsfreien Darlehens die Möglichkeit gegeben, in der Lehr- und Mustersiedlung Niedersedlitz bei Dresden Siedlerstellen zu erwerben. Die Firma unterhielt eine Werksküche, aus der warmes Essen zu sehr günstigen Preisen abgegeben wurde. Im September 1941 verstarb das Aufsichtsratsmitglied Dr. jr. Johannes Krüger. Anfang der 1940er Jahre gehörten zum Fabrikationsprogramm der Firma vor allem vollhydraulische Flächenschleifmaschinen mit horizontaler und vertikaler Schleifspindel, vertikale Keilnutenziehmaschinen, Räummaschinen, Räumwerkzeuge, Prüflehren und Vorrichtungen. Mit Beginn des Krieges und seiner Ausweitung 1940/41 wurden immer mehr deutsche Arbeiter und Angestellte zur Wehrmacht einberufen. Die dadurch entstandenen Lücken wurden anfänglich durch die Umschulung fachfremder Arbeitskräfte und die Beschäftigung von Frauen geschlossen. Ab Juli 1942 mussten aber verstärkt ausländische Arbeitskräfte v. a. Ostarbeiter beschäftigt werden. Die Aktiengesellschaft unterhielt dazu ein eigenes Ostarbeiterlager mit Lagerverwaltung. Nach eigener Darstellung im Enteignungsverfahren war die Firma kein Rüstungsbetrieb. Lediglich Anfang 1945 mussten auf Grund von Anweisungen die Produktion von Zubehörteilen eines Flakgeschützes für die Auto-Union aufgenommen werden. Dagegen ist im Protokoll der Kommission zur Vorbereitung des Volksentscheids der Stadt Dresden die Tatsache, dass die Firma ein wichtiger Zulieferer für die Rüstungsindustrie war und ca. 100 Fremdarbeiter auf Anforderung beschäftigt hatte, ein zentraler Punkt für die durchgeführte Enteignung. Die Fabrikanlagen erlitten keine Kriegsschäden, wurden aber von der Roten Armee 1945 zu 100% demontiert. Bis auf die Gebäudehüllen war der Betrieb dadurch vollständig abgebaut. Danach erfolgte ein Wiederaufbau des Werkes vor allem mit Leihmaschinen. Die Funktion eines Betriebsleiters übte weiterhin Richard Scheibe aus. Auf der Grundlage des Volksentscheids in Sachsen vom 30.06.1946 wurde die Firma enteignet und in Volkseigentum überführt. Im Juni 1947 erfolgte die Eingliederung des Betriebes in die Industrieverwaltung 7 Maschinenbau Dresden. Zu diesem Zeitpunkt waren 7 Angestellte und 38 Arbeiter beschäftigt. Die Löschung aus dem Handelsregister erfolgte am 30.08.1948 auf Betreiben der Landesregierung Sachsens, Ministerium für Wirtschaft und Wirtschaftsplanung – Amt für volkseigene Betriebe. Der dann als VEB Elbe-Werke Dresden firmierende Betrieb war der VVB für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge in Siegmar-Schönau zugeordnet, welcher schließlich 1953 im VEB Schleifmaschinen Dresden aufging.

2. Bestandsgeschichte

Die Abgabe der Unterlagen der "Vorgängerbetriebe", wozu auch die Elbe-Werke AG gehörte, des VEB Mikromat Dresden war bereits für das Jahr 1983 geplant. Daraufhin wurde der Bestand im Verwaltungsarchiv des VEB Mikromat Dresden bearbeitet. Im Ergebnis entstand eine Findkartei mit der Signaturenfolge 1 bis 28. Tatsächlich übergab dann die Mikromat Werkzeugmaschinen GmbH erst im April 1992 zusammen mit den Beständen Hille Werke AG Dresden und VEB Alemannia Dresden das Archivgut an das Hauptstaatsarchiv Dresden.

Bereits 1989 erhielt das damalige Staatsarchiv Dresden von der Staatlichen Archivverwaltung der DDR aus dem Depot Dornburg eine Akte mit Lohnüberweisungskarten (172 Stück) für Ausländer (Ostarbeiter, Frankreich, Belgien, Italien, Protektorat, Polen, Litauen).

Die beiden Abgaben wurden in einem Bestand zusammengeführt, so dass der Bestand bis zur Neuverzeichnung einen Umfang von 29 AE hatte, was nach der Verpackung in Archivkartons einen Umfang von 1,80 lfm entsprach.

3. Bestandsbearbeitung

1984/85 muss in Vorbereitung der geplanten Abgabe an das damalige Staatsarchiv eine erste Bestandsbearbeitung durch Mitarbeiter des VEB Mikromat Dresden erfolgt sein. Nach der Übernahme der Unterlagen im Jahre 1992 fand im Hauptstaatsarchiv Dresden keine weitere Bearbeitung statt.

Die im Verwaltungsarchiv des VEB Mikromat Dresden entstandene Findkartei wurde im Januar 2010 konvertiert. Bei der stichprobenartigen Überprüfung einzelner Aktentitel mit dem Inhalt der Akten musste festgestellt werden, dass die Verzeichnung vollkommen unzureichend war. Darüber hinaus hatten die Akten einen Umfang von 0,01 lfm bis 0,15 lfm. Die innere Ordnung war besonders bei den Akten der Geschäftsführung erheblich gestört. Mit einfachen Korrekturen konnte dieser Zustand nicht behoben werden, deshalb gab es zur Neubearbeitung des Bestandes keine Alternative. Die Bearbeitung erfolgte im Februar 2010.

Als erster Schritt wurden alle Konvolute die mehr als 0,05 lfm umfassten aufgelöst und entweder eine Serie (z.B. Geschäftsberichte) gebildet oder nach sachthematischen Gesichtspunkten geordnet (z.B. Steuern). Bei der Neubearbeitung konnten keine Registratursignaturen nachgewiesen werden. Aufgrund des geringen Umfanges wurde eine einstufige Klassifikation gewählt. Die Klassifikation basiert auf der konkreten Überlieferung.

Zur Kassation kamen nur wenige Doppelstücke der Geschäftsberichte bzw. der Jahresabschlussprüfungen. Die Verzeichnung erfolgte mit Hilfe des Archivprogramms "Augias". Jede der 69 Akten ist nun in Dreiklappmappen eingeschlagen und in Archivkartons verpackt. Nach der Bearbeitung hat der Bestand einen Gesamtumfang von 1,60 lfm.

4. Bestandsinhalt

Die Unterlagen der Elbe-Werke AG sind ein wichtiger Bestandteil der Überlieferung zu Unternehmen des Maschinenbaus im Hauptstaatsarchiv Dresden. Im Bestand sind viele Fotos von Maschinen sowie Prospekte enthalten. Sehr gut dokumentiert sind ebenfalls die jährlichen Wirtschaftsprüfungen. Darüber hinaus sind vor allem Unterlagen folgender Bereiche überliefert: Generalversammlungen, Geschäftsberichte, Aufsichtsrat, Bilanzen, Steuern, Unterstützungskasse, Versicherung und Lohnüberweisungen für ausländische Arbeitskräfte.

5. Literatur

Reichert, Guenter: Geschichte des VEB Mikromat Dresden / Guenter Reichert; Betriebsparteiorganisation der SED u. von der Betriebsleitung - Berlin: Verlag Tribüne, 1974. - 227 S.: mit z.T. farb. Abb.

(In der Bibliothek des Hauptstaatsarchivs Dresden ist das Buch unter der Signatur AA 338 verfügbar.)
Reichert, G.: Geschichte des VEB Mikromat Dresden. Berlin, 1974
Generalversammlungen.- Geschäftsberichte.- Aufsichtsrat.- Bilanzen.- Steuern und Versicherungen.- Jahresabschlußprüfungen.- Prospekte und Fotos von Maschinen und Maschinenanlagen.- Rechnungen für gelieferte Maschinen.- Unterstützungskasse.
Die Elbe-Werke Hermann Haelbig wurden 1914 gegründet. 1918 wandelte sich das Unternehmen zunächst in eine Kommanditgesellschaft und 1920 in eine Aktiengesellschaft um. 1922 erfolgte der Ankauf der Zählmaschinenfabrik Wilhelm Wagner in Dresden. Die Übernahme der Fabrikation von Räummaschinen und Räumwerkzeugen von der Weißeritzwerk AG in Dippoldiswalde fand 1926 statt. 1931 konnte von der Samsonwerk GmbH Berlin die gesamte Flachschleifmaschinenfabrikation erworben werden. Im Mai 1938 änderte sich der Firmenname in Elbe-Werke AG Dresden. Anfang der 1940er Jahre gehörten zum Fabrikationsprogramm der Firma vor allem vollhydraulische Flächenschleifmaschinen mit horizontaler und vertikaler Schleifspindel, vertikale Keilnutenziehmaschinen, Räummaschinen, Räumwerkzeuge, Prüflehren und Vorrichtungen. Die Rote Armee demontierte 1945 die Fabrikanlagen vollständig. Auf der Grundlage des Volksentscheids in Sachsen vom 30.06.1946 wurde die Firma enteignet und in Volkseigentum überführt. Der Betrieb firmierte dann als VEB Elbe-Werke Dresden und ging 1953 schließlich im VEB Schleifmaschinen Dresden auf.
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