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Beständeübersicht

Bestand

30539 Deutsche Post, Bezirksdirektion Karl-Marx-Stadt

Datierung1946 - 1990
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)101,80

Bestand enthält auch 87 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Behördengeschichte der Deutschen Post, Bezirksdirektion Karl-Marx-Stadt


Im Sommer 1945 wurde die seit 1934 so betitelte Reichspostdirektion Chemnitz – analog zu sämtlichen Reichspostdirektionen in den vier Besatzungszonen und auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone dem Vorbild Leipzigs folgend – in Oberpostdirektion (OPD) Chemnitz rückbenannt. Die OPD unterstanden von September 1945 bis Juni 1948 der Zentralverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen, von Juni 1948 bis Oktober 1949 der Deutschen Wirtschaftskommission - Hauptverwaltung Post- und Fernmeldewesen, und nach der Gründung der DDR dem Ministerium für Post- und Fernmeldewesen.

Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) ordnete im September 1945 an, dass innerhalb der jeweiligen Landesgrenzen nur eine OPD arbeiten sollte. Daher war ab Oktober 1945 die OPD Dresden für ganz Sachsen zuständig, während die OPD in Chemnitz und Leipzig abgewickelt wurden. Gemäß dem Befehl Nr. 10 der SMAD vom 2. Januar 1946 wurde die OPD Leipzig dann neu ins Leben gerufen und war ab dem 1. Februar 1946 für das westliche Sachsen zuständig, womit die Ämter der ehemaligen OPD Chemnitz der OPD Leipzig zugeordnet wurden. Von Chemnitz existierte bis Ende März 1946 noch eine Abwicklungsstelle.[01]

Zu den Aufgaben der OPD Chemnitz gehörte die Verwaltung der in ihrem Bezirk arbeitenden Postanstalten und weiteren Ämtern sowie nachgeordneter Dienststellen des Fernmeldewesens, des Postsparkassendienstes, des Bahnpostwesens einschließlich Kraftpostdienst bis 1953, der Luftpost sowie des Rundfunks und des Funkwesens.

Zum 1. Januar 1953 erfolgte im Zuge der Schaffung der Bezirke in der DDR die Umstrukturierung und Umbenennung der OPD in Bezirksdirektionen für Post- und Fernmeldewesen (BPF). Die Zuständigkeit für den Bezirk Chemnitz lag nun bei der neu gebildeten BPF Chemnitz. Entsprechend der Umbenennung der Stadt und des Bezirkes zum 10. Mai 1953 änderte sich auch der Name der BPF Chemnitz in BPF Karl-Marx-Stadt.

Zu den Leitern der BPF Karl-Marx-Stadt – ab 1964 "Deutsche Post, Bezirksdirektion Karl-Marx-Stadt" (BDP) – konnte anhand der vorhandenen Literatur und der Akten des Bestandes folgender Kenntnisstand ermittelt werden:

Gerhard Viehweg, 1952 bis 1956

Siegfried Fichtner, 1956 bis mindestens 1974

Achim Köhler, spätestens ab 1977 bis 1990[02]

Mit dem Gesetz über das Post- und Fernmeldewesen vom 3. April 1959 und der Einführung der Postordnung am 1. August 1959 hatte die Deutsche Post der DDR auch das alleinige Recht – mit Ausnahme der Nationalen Volksarmee – zur Nachrichtenbeförderung, Nachrichtenübermittlung sowie zum Vertrieb von Presseerzeugnissen (PZV) auf dem Gebiet der DDR. Zu den Aufgaben gehörten der Postscheck-, Postspargiro-, Postsparkassen- und Geldübermittlungsdienst, Übertragung und Abstrahlung von Programmen des Rundfunks und des Fernsehens, Funkkontroll-, Mess- und Entstörungsdienste, Einrichtung, Betrieb und Instandhaltung von Anlagen des Post- und Fernmeldeverkehrs, Internationaler Nachrichtenverkehr sowie die Unterhaltung von Lotto-Annahmestellen. Der BPF Karl-Marx-Stadt unterstanden die Post- und Fernmeldeämter, das Fernmeldebauamt sowie die Hauptpostämter (HPÄ). Den HPÄ unterstanden wiederum die Postämter und Poststellen sowie die Orts-, Fernamts- und Telex-Vermittlungsstellen. Zum 1. Juli 1964 wurde die BPF Karl-Marx-Stadt in Deutsche Post, Bezirksdirektion (BDP) Karl-Marx-Stadt umgebildet.

Nachdem die Fernmeldedienststellen 1952 aus den Postämtern herausgelöst und zu Fernmeldeämtern zusammengeschlossen wurden, entstanden ab 1. Januar 1953 auch neue Hauptpostamtsbereiche, die meist mehrere Kreise des Bezirkes Karl-Marx-Stadt umfassten. Ab 1. Oktober 1959 wurden dann für jeden Kreis HPÄ und Fernmeldeämter gebildet, die bis 1971 bestanden.[03] 1971 wurden die Hauptpostämter und Fernmeldeämtern mehrerer Kreise zu Post- und Fernmeldeämtern (PFÄ) zusammengelegt. Hiervon ausgenommen waren die Hauptpost- bzw. Fernmeldeämter in Karl-Marx-Stadt selbst. Der Bezirksdirektion unterstanden somit ab 1971 die PFÄ Annaberg-Buchholz, Aue, Auerbach (Vogtl.), Freiberg, Plauen, Rochlitz, Zwickau, die Hauptpostämter Karl-Marx-Stadt 1 und 4, das Fernmeldeamt in Karl-Marx-Stadt, das Fernmeldebauamt Karl-Marx-Stadt sowie die Betriebsschule.[04]

Mit der Wiedervereinigung und der in Westdeutschland bereits 1989 begonnen Postreform I gingen die Aufgaben der Bezirksdirektion Karl-Marx-Stadt bzw. Chemnitz an die drei Geschäftsbereiche Postdienst, Postbank, Telekom bei der Oberpostdirektion Dresden der Deutschen Bundespost über.[05]



Bestandsgeschichte und Bearbeitung


Im April 1991 wurden insgesamt 239,1 lfm Archivgut der Deutschen Post, Bezirksdirektion Karl-Marx-Stadt und ihrer Vorgängerbehörden vom Betriebsarchiv der Bezirksdirektion an das Staatsarchiv Chemnitz übergeben. Hiervon entfielen 109,1 lfm auf die Bezirksdirektion selbst.

Laut dem nächsten Hinweis, der VMB 419/08 vom 18. Juli 2008 betrug der Gesamtumfang des Bestandes 30539 zu diesem Zeitpunkt 109,1 lfm, welche nur bedingt erschlossen waren. 2008, 2009 und 2011 wurden jeweils unbedeutende Umfänge (1, 45 bzw. 0,3 bzw. 0,01 lfm) archivgerecht verpackt.



Die Deutsche Bundespost, Direktion Dresden übergab dem Hauptstaatsarchiv im Herbst 2009 5,95 lfm Akten und ca. 1500 Fotopositive aus der Region Südwestsachsen, welche zuständigerweise dem Staatsarchiv Chemnitz übergeben wurden. Das Archivgut wurde sachgerecht verpackt und in den Bestand integriert. Ende 2010 wurde das Gros des Bestandes sachgerecht verpackt.

Im September 2018 wurden die existierenden Ablieferungslisten des Betriebsarchivs der Bezirksdirektion retrokonvertiert und als Datensätze in Augias eingepflegt. Die Bearbeitung eines Teilbestandes (11,4 lfm) erfolgte von Mai bis Juli 2022. Der Gesamtumfang des Bestandes beträgt nach jüngsten Kassationen momentan 101,4 lfm. Hiervon sind 0,57 lfm vorläufig, 89,83 lfm bedingt, und aufgrund der jüngsten Bearbeitung 11 lfm vollständig erschlossen. Das Archivgut ist mit Ausnahme der Verpackung und der teilweisen Entmetallisierung des zuletzt erschlossenen Teilbestandes nicht vollständig technisch bearbeitet worden.



Der Bestand enthält in geringem Umfang Fremdprovenienzen.



Die Verzeichnung des vollständig erschlossenen Teilbestandes erfolgte auf Grundlage der Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs. Die Klassifikation lehnt sich stark an die Systematik des korrespondierenden Bestandes 20305 Deutsche Post, Bezirksdirektion Leipzig im Staatsarchiv Leipzig an und orientiert sich an den Verwaltungsstrukturen der Oberpost- bzw. Bezirksdirektionen


Überlieferungsschwerpunkte des jüngst erschlossenen Teilbestandes


Der bearbeitete Teilbestand enthält neben wenigen Fremdprovenienzen Unterlagen der Oberpostdirektion Chemnitz, der Reichspostdirektion Chemnitz, der Oberpostdirektion Leipzig - Bereich Chemnitz, sowie der nachfolgenden Bezirksdirektion Karl-Marx-Stadt. Insgesamt deckt der Teilbestand eine Laufzeit von 1900 bis 1987 ab.

Ein Gros der Unterlagen entfällt auf die Abteilung Planung und Finanzen und umfasst insbesondere berichte und statistische Übersichten. Über alle Abteilungen der Bezirksdirektion hinweg wurden zudem zahlreiche Aktenstücke mit Besprechungsprotokollen verzeichnet. Erwähnenswert erscheinen die aufgefundenen Unterlagen des Betriebsarchivs, die einen noch heute relevanten Aspekt postgeschichtlicher Forschung, die Philatelie, aber auch gesamtgesellschaftliche Phänomene der DDR-Geschichte, etwa den Umgang mit der NS-Vergangenheit, dokumentieren. Der Teilbestand insgesamt trägt zur Dokumentation der Technik- und Mediengeschichte Südwestsachsen bei, etwa zum Ausbau des Fernsprech- und Fernschreibnetzes sowie der Rundfunk- und Fernsehabdeckung. Erwähnenswert ist auch die hohe Anzahl an aufgefundenen Karten, Plänen und Druckschriften.



Hinweise für die Benutzung


Für die Einsichtnahme sind die Regelungen zum Datenschutz zu beachten. Es gelten die im § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes[06] festgelegten Schutzfristen. Aktentitel mit personenbezogenen Daten und noch laufenden Schutzfristen sind im Findmittel nicht einsehbar.



Hinweise auf korrespondierend Bestände


• Staatsarchiv Dresden: 11474 Deutsche Post, Bezirksdirektion Dresden• Staatsarchiv Chemnitz: 30412 Oberpostdirektion Leipzig, Bereich Chemnitz



30399 Reichspostdirektion Chemnitz • Staatsarchiv Leipzig: 20305 Deutsche Post, Bezirksdirektion Leipzig• Im Standort des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde existieren verschiedenste Bestände zum Post- und Fernmeldewesen der DDR, u. a. des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen


Quellen und Literatur


Die Sächsischen Schwärzungen 1945, Band 1, Postgeschichte, Ubstadt-Weiher, 2001.



Strobel, Wolfgang: Die Aufnahme des Postverkehrs in Deutschland nach der Besetzung 1945 bis 1950, Bonn, 2002.



Hofmann, Friedrich H. Schwarzenberg im Erzgebirge. Die Stadt und ihr Postwesen im 20. Jahrhundert. Schwarzenberg, 2009.



Neubert, Heinz: Zur Geschichte der Deutschen Post in Chemnitz/Karl-Marx-Stadt. Karl-Marx-Stadt, 1986.



Steinmetz, Heinz und Dietrich Elias: Geschichte der Deutschen Post. Bonn, 1979.



Abkürzungsverzeichnis


Afas

Auftragsfahndung bei abgehenden Sendungen (Teil der Postkontrolle durch das Ministerium für Staatssicherheit)

BDP

|-----|Bezirksdirektion Deutsche Post

BGL

|-----|Betriebsgewerkschaftsleitung

BKV

|-----|Betriebskollektivvertrag

BPA

|-----|Bahnpostamt

BPF

|-----|Bezirksdirektion Post- und Fernmeldewesen

BPO

|-----|Betriebsparteiorganisation

BRD

|-----|Bundesrepublik Deutschland

CSSR

|-----|Tschechoslowakische Sozialistische Republik

DA

|-----|Dienstanweisung



DDR

|-----|Deutsche Demokratische Republik

DP

|-----|Deutsche Post

EDV

|-----|Elektronische Datenverarbeitung

FBA

|-----|Fernmeldebauamt

FDGB

|-----|Freier Deutscher Gewerkschaftsbund

FDJ

|-----|Freie Deutsche Jugend

Fk

|-----|Fernleitungskabel

FMA

|-----|Fernmeldeamt

HPA

|-----|Hauptpostamt

HPÄ

|-----|Hauptpostämter

IG

|-----|Industriegewerkschaft

Kfz

|-----|Kraftfahrzeug

LPG

|-----|Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften

MMM

|-----|Messe der Meister von morgen

MPF

|-----|Ministerium für Post- und Fernmeldewesen

NS

|-----|Nationalsozialismus



NVA

|-----|Nationale Volksarmee

OPD

|-----|Oberpostdirektion

OSS

|-----|Organisation für die Zusammenarbeit sozialistischer Länder auf dem Gebiet des Post- und Fernmeldewesens

PA

|-----|Postamt

PFA

|-----|Post- und Fernmeldeamt

PFM

|-----|Post- und Fernmeldewesen

PZV

|-----|Postzeitungsvertrieb

RFT

|-----|Rundfunk und Fernmeldetechnik

RKV

|-----|Rahmenkollektivvertrag

RPD

|-----|Reichspostdirektion

SED

|-----|Sozialistische Einheitspartei Deutschlands

SMAD

|-----|Sowjetische Militäradministration Deutschlands

ÜF

|-----|Überweisungsfunkamt

UdSSR

|-----|Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken

VE

|-----|Verzeichnungseinheiten

VEB

|-----|Volkseigener Betrieb

VR

|-----|Volksrepublik

Vst

|-----|Vermittlerstelle

VstW

|-----|Vermittlungsstelle Wählamtsbetrieb

ZK

|-----|Zentralkomitee (der SED)


[01] Hofmann, Friedrich H. Schwarzenberg im Erzgebirge. Die Stadt und ihr Postwesen im 20. Jahrhundert. Schwarzenberg, 2009, S. 93 u. 99 u. Strobel, Wolfgang: Die Aufnahme des Postverkehrs in Deutschland nach der Besetzung 1945 bis 1950, Bonn, 2002, S. 90.
[02] Vgl. Neubert, Heinz: Zur Geschichte der Deutschen Post in Chemnitz/Karl-Marx-Stadt. Karl-Marx-Stadt, 1986, S. 27 u. 67 bis 69.

[03] Vgl. StA C 30539, l. Num. 1564.
[04] Vgl. StA C 30539, l. Num. 3378.
[05] Vgl. StA C 30539, l. Num. 3042.
[06] Archivgesetz für den Freistaat Sachsen vom 17. Mai 1993 (SächsGVBl. S. 449), zuletzt geändert durch Artikel 25 des Gesetzes vom 26. April 2018 (SächsGVBl. S. 198), online einsehbar unter https://www.revosax.sachsen.de.
Protokolle von Dienstberatungen.- Geschäftsverteilung.- Rechtsangelegenheiten.- Personalangelegenheiten.- Arbeit und Löhne.- Investitionen.- Finanzwesen.- Planung.- Neuererwesen.- Berichte der Post- und Fernmeldeämter.- Postbauwesen.- Bauunterlagen zum Gebäude Straße der Nationen 2 – 4, Karl-Marx-Stadt.- Postbetrieb.- Fernsprechwesen.- Fernschreibwesen.- Postsparkasse.- Personalakten.- Postgeschichtliche Sammlung.- Chronik Plauen.
Die Bezirksdirektion Karl-Marx-Stadt entstand im Zusammenhang mit der Bildung der Bezirke 1952. Sie unterstand dem Ministerium für Post- und Fernmeldewesen. Sie war zuständig für die Post- und Fernmeldeämter des Bezirkes. Zu ihren Aufgaben gehörten die Organisation des Post- und Fernmeldeverkehrs, der Vertrieb von Presseerzeugnissen und Zahlungs- und Postsparleistungen. 1990 führte die Deutsche Bundespost die Aufgaben und Leistungen weiter.
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