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Beständeübersicht

Bestand

20367 Rittergut Crostewitz

Datierung1583 - 1917
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)7,40

Geschichte des Ritterguts
Das amtssässige Rittergut Crostewitz lag südlich von Markkleeberg, im Amt Leipzig (1856 Gerichtsamt Leipzig II, 1875 Amtshauptmannschaft Leipzig, 1923 nach Cröbern eingemeindet, 1973 nach Markkleeberg). Die Gerichtsbarkeit erstreckte sich neben Crostewitz noch über Göhren, Sestewitz und einer Hälfte von Cröbern. 1856 wurde die Gerichtsbarkeit in Sestewitz und Göhren an das Königliche Gericht Rötha, in Crostewitz und Cröbern an das Gerichtsamt Leipzig II übertragen. Zum Rittergut gehörte das Vorwerk Sestewitz mit einer Schäferei und eine Schenke in Cröbern.
Seit Ende des 14. Jahrhunderts besaß die Familie von Zehmen das Rittergut Crostewitz.[01] Ihr gehörten noch mehrere Rittergüter in der Umgegend. Um 1554 verkaufte Rudolf von Zehmen das Rittergut an Georg von Breitenbach (? – 1571), einem Juristen in Leipzig. Von ihm erbte sein Sohn Cäsar von Breitenbach den Besitz. Bis zu seinem Tod 1626 saß Jobst Ludwig von Breitenbach (1583 – 1626) auf Crostewitz. Danach übernahmen seine Söhne Hans Jobst und Jobst Caesar das Rittergut. Sie mussten Crostewitz 1664 wegen von Überschuldung versteigern.[02] Dabei erwarb der Amtmann in Leipzig, Johann Jacob Panzer (1625 – 1673), das Rittergut.[03] Dessen Witwe Hedwig Elisabeth Panzer, geb. Sulzberger, folgte ihm als Besitzerin nach. Wahrscheinlich durch Erbschaft gelangte Crostewitz um 1682 in die Hände Johann Rupert Sulzberger, Amtmann in Mutzschen, dem seine Witwe Wendeline Sulzberger als Besitzerin nachfolgte. Von ihr übernahm es der nach dem Vater benannte Sohn.[04] Johann Rupert Sulzberger (jun.) verkaufte das Rittergut 1725 an den bekannten Leipziger Kaufmann Peter Hohmann (1683 – 1732).[05] Sein fünfter Sohn Theodor August von Hohenthal (1705– 1783) erbte von ihm Crostewitz. Er besaß außerdem noch die Rittergüter Altenhain und Wallendorf. Da kein männlicher Nachkomme ihn überlebte, fiel Crostewitz an Friedrich Wilhelm Graf von Hohenthal (1761 – 1819) auf Großstädteln. Seine Witwe Sophie Karoline Henriette, geb. Gräfin Bachof von Echt, besaß Crostewitz noch bis 1834, als es Christian August Meinert, Rittergutsbesitzer in Oelsnitz, erwarb. Nach dem Tod von Christian August Meinert wurde das Rittergut 1847 an Curt Hermann Fiedler (1811 – 1854), einem Fabrikanten in Oederan verkauft.[06] Dieser Familie entstammt auch der bekannte Kunsttheoretiker Konrad Fiedler (1841 – 1895), der jüngere Bruder des Rittergutsbesitzers Dr. Philipp Fiedler (1840 – 1919). Das Rittergut Crostewitz wurde unter Philip Fiedler zu einem schöngeistigen Zentrum und beliebten Treffpunkt für Künstler. Die Familie Fiedler blieb bis 1945 im Besitz des Ritterguts. Nach der Enteignung wurde das Rittergutsgebäude abgerissen.

Besitzverhältnisse:
JahrRittergutsbesitzer
um 1400
von Zehmen
bis ca. 1554
Rudolf von Zehmen
ab ca. 1554 – 1571
Georg von Breitenbach
ab 1571
Cäsar von Breitenbach
bis 1626
Jobst Ludwig von Breitenbach
1627 – 1664
Hans Jobst und Jobst Caesar von Breitenbach
1664 – 1673
Johann Jacob Panzer
1673 –  ca. 1682
Hedwig Elisabeth Panzer
ca. 1682 – 1691
Johann Rupert Sulzberger
ab 1691
Wendeline Sulzberger
bis 1725
Johann Rupert Sulzberger (jun.)
1725 – 1732
Peter Hohmann
1732 – 1783
Theodor August von Hohenthal
1783 – 1819
Friedrich Wilhelm Graf von Hohenthal
1819 – 1834
Sophie Karoline Gräfin von Hohenthal
1834 – 1846
Christian August Meinert
1847 – 1854
Curt Hermann Fiedler
ab 1854
Luise Marie Fiedler
bis 1919
Philipp Fiedler
bis 1945
Familie Fiedler
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Großteil des Bestands (1 – 187) ist um 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig in das Staatsarchiv gelangt und konnte noch durch Akten der Amtshauptmannschaft Leipzig ergänzt werden. Der Bestand wurde 1965 formiert durch eine gegliederte Findkartei erschlossen. Aus dem Grassi-Museum Leipzig konnten 1970 1,1 lfm übernommen werden. Die Überlieferung umfasste seitdem 310 AE. 2009 wurden bei einer Antiquariats-Auktion neun Akten und ein Plan erworben und dem Bestand hinzugefügt (Nr. 312 – 321). 2014 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurden ein Orts- und Personenregister erstellt und die vorhandenen Gerichtsbücher aus dem Bestand 12613 Gerichtsbücher virtuell verzeichnet.

Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung umfasst den Zeitraum von 1627–1917 und 321 AE. Der zeitliche Schwerpunkt erstreckt sich vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Abgabe der Patrimonialgerichtsbarkeit 1856. Der Bestand enthält sowohl Akten der Patrimonial-gerichtsbarkeit, der Gutswirtschaft und des Familienarchivs. Gerichtsprotokolle und Akten zur Zivilgerichtsbarkeit bilden dabei die beiden größten Gruppen. Zu den militärischen Einquartierungen sind Akten über den kompletten Zeitraum des Siebenjährigen Kriegs vorhanden. Der bemerkenswerteste Teil der Überlieferung sind die Akten zur Familie Fiedler mit historisch wertvollen, privaten Briefen. Diese geben u. a. einen Einblick in die Verbindungen, welche die Rittergutsbesitzerfamilie mit vielen Künstlern pflegte.

Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20367, RG Crostewitz, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende BeständeHauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
Staatsarchiv Leipzig:
20009 AG Leipzig
20332 RG Altenhain
20406 RG Großstädeln
20469 RG Markkleeberg

Carsten Voigt
April 2014


[01] Besitzverhältnisse, wenn nicht anders ausgewiesen nach: Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.), Album der Rittergüter und Schlösser Sachsens, Bd. 1: Leipziger Kreis, Bautzen 1860, S. 45-47.
[02] StA-L, 20009 Amt Leipzig, Nr. 362.
[03] StA-L, 20367 RG Crostewitz, Nr. 173.
[04] StA-L, 20367 RG Crostewitz, Nr. 172; StA-L, 20009 Amt Leipzig, Nr. 1230.
[05] StA-L, 20367 RG Crostewitz, Nr. 177
[06] StA-L, 20367 RG Crostewitz, Nr. 79.
Grundlagen des Ritterguts.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern.- Gutswirtschaft.- Familienarchive Panzer, Sulzberger und Fiedler.
Südlich von Markkleeberg befand sich das amtsässige Rittergut Crostewitz, das dem Amt Leipzig unterstand. Zu den wechselnden Besitzern des Ritterguts seit dem 17. Jahrhundert zählten die Familien von Breitenbach, Panzer, Sulzberger, Hohmann/von Hohenthal, Meinert und Fiedler. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts am 31. Juli 1856 hinsichtlich der Ortschaften Göhren und Sestewitz dem Königlichen Gericht Rötha übertragen, in Bezug auf Crostewitz und einen Teil von Cröbern dem Gerichtsamt Leipzig II.
  • 2014 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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