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Beständeübersicht

Bestand

40102 Oberdirektion der staatlichen Erzbergwerke

Datierung1615 - 1942
Benutzung im Bergarchiv Freiberg
Umfang (nur lfm)37,20
Vorwort

1. Geschichte der Oberdirektion der Königlichen/staatlichen Erzbergwerke

Der für Sachsen bedeutendste Erzbergbau des 19. Jahrhunderts war der Freiberger Bergbau.
Abgesehen von der Grube Beihilfe Kurprinz, welche sich schon vor 1886 in sächsischem Staatsbesitz befand, waren die Gruben Alte Hoffnung Gottes zu Kleinvoigtsberg, Himmelfahrt zu Freiberg, Beschert Glück hinter den Drei Kreuzen, Junge Hohe Birke an der Münzbachhütte, Vereinigt Feld bei Brand und Himmelsfürst hinter Erbisdorf in privatem Besitz und gehörten Gewerkschaften.
Hauptsächlichste Einnahmequelle der Gruben war das ausgebrachte und an die Freiberger Hütten gelieferte Silber.
Die wirtschaftlichen Ergebnisse der jeweiligen Gruben waren zwar schwankend, aber die Gruben konnten noch existieren, solange der Handelspreis des Silbers noch 180 Reichsmark pro Kilo Feinsilber betrug.
Als der Silberpreis Anfang 1870 infolge Einführung der Goldwährung rapide sank, drohte die Stilllegung der Freiberger Gruben und damit die Entlassung von ca. 5000 Bergleuten, was für die gesamte Region eine verheerende Notsituation zur Folge gehabt hätte.
Die sächsische Staatsregierung ließ daher durch den damaligen rheinischen Erzbergmann Oberbergrat Bilharz 1885/86 ein Gutachten der geologischen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Freiberger Bergbaus erarbeiten, um nach Möglichkeiten zur Erhaltung des hiesigen Bergbaus zu suchen.
Entsprechend dieses Gutachtens hoffte die Regierung den Freiberger Bergbau durch eine Vereinigung der Gruben zu erhalten.
Durch eine straffe einheitliche Leitung, moderne maschinelle Ausrüstung und strenge Einhaltung der gestellten Gedinge sollten die Arbeitsleistung gesteigert und die Ausgaben gesenkt werden.
Am 1. März 1886 wurden die gewerkschaftlichen Gruben vom sächsischen Staat erworben und unter die Verwaltung der neu gegründeten Oberdirektion der Königlichen Erzbergwerke (OdE) gestellt.
Die Gruben Junge Hohe Birke, Beschert Glück und Vereinigt Feld wurden unter der Bezeichnung Mittelgrube zu einem speziellen unteren Verwaltungsbezirk vereinigt.
Zum Vorstand der Oberdirektion bestellte man Oskar Bilharz.
Nach und nach gelang es der Oberdirektion durch betriebswirtschaftliche Maßnahmen, die Verbesserung der maschinellen Anlagen und der Aufbereitung, die Intensivierung der Wasserhaltung sowie durch die Einführung der maschinellen Mannschaftsförderung in den Schächten die Produktion zu steigern.
Die Erwartungen, mit Gewinn zu arbeiten, erfüllten sich jedoch nicht, da sich die Erzverhältnisse verschlechterten und der Silberpreis weiter sank.
Bereits 1893 wurde die Grube Junge Hohe Birke, 1896 Vereinigt Feld und 1899 auch die Grube Beschert Glück außer Betrieb gesetzt. 1900 erfolgte die Stilllegung von Beihilfe Kurprinz.
Die beiden Hauptgruben Himmelfahrt und Himmelsfürst wurden vorerst weiter subventioniert. Jedoch schon 1903 beschloss der Sächsische Landtag die planmäßige Stilllegung dieser Gruben über einen Zeitraum von 10 Jahren.
1913 erfolgte schließlich die vorerst endgültige Stilllegung des Freiberger Bergbaus und die Auflösung der Oberdirektion der Erzbergwerke. Lediglich Alte Hoffnung Gottes zu Kleinvoigtsberg blieb als private Grube bis Mitte der 1920er-Jahre in Betrieb.

2. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht - Risse

Ein Großteil der Risse des Bestandes wurde in der Oberdirektion selbst bzw. deren Gruben und Betriebsabteilungen angefertigt oder es wurden Kopien von älteren Rissen erstellt, die dann laufend nachgebracht wurden. Besonders die größeren Gruben- bzw. Übersichtsrisse haben eine Laufzeit von oftmals über 50 Jahren. Weiterhin wurden von der Oberdirektion Risse beim Bergamt bzw. Landesbergamt aus dem Rissarchiv angefordert, welche dann auf Bergamtsbeschluß hin in den Besitz der OdE übergingen. Dies war besonders in den Jahren 1901 bis 1912 der Fall.
Die nunmehr 3270 Risse des Bestandes lassen auf ein "bewegtes Leben" schließen. Anhand der Bearbeitungsvermerke in den alten, teilweise nur fragmentarisch überlieferten Findhilfsmitteln, kann man einen regen Standort- bzw. Besitzwechsel erkennen.
Nach Auflösung der Oberdirektion verblieben die Risse im Bergamtsarchiv.
Zwischen 1920 und 1926 erfolgten mehrere Übergaben an die Bergakademie Freiberg (v. a. für die Lehrgrube Reiche Zeche), an die Revierwasserlaufsanstalt und an das Landesbauamt Dresden.
Zwischen 1935 und 1948 war eine rege Übergabe an die Sachsenerz Bergwerks AG bzw. die SAG/SDAG Wismut (betr. Gewerkschaft Halsbrücke und Himmelfahrt Fdgr.) zu verzeichnen.
1950 bis 1952 erfolgte dann die Abgabe eines Großteils des Bestandes an die VVB Buntmetall bzw. die Zentralmarkscheiderei des VEB Bleierzgruben A. Funk.
Einige wenige, vorwiegend Plattenrisse, verblieben im Rissarchiv unter Verwaltung des TBBI bzw. der Bücherei der Bergakademie (ab 1967 Historisches Staatsarchiv Freiberg, Bergarchiv). Diese 540 Risse wurden in den 1980er-Jahren auf Karteikarten im Bergarchiv verzeichnet.
1992 kam es zur Übergabe von ca. 2500 Rissen durch die Saxonia AG (aus den Beständen des Archivs des ehemaligen Bergbau- und Hüttenkombinates Albert Funk). Mit anderen Worten, die Risse kehrten ins Bergarchiv zurück.
Davon waren nur 1075 in Listen erfasst und in Säcke verpackt. Der Rest war völlig ungeordnet, stark beschädigt und verschmutzt, teilweise zu Dutzenden ineinander gerollt. Die erwähnten Übergabelisten waren für eine Auswertung unzureichend.
Eine weitere Übergabe von 6 Rissen erfolgte im Oktober 1998 durch die TU Bergakademie Freiberg.
Des Weiteren erfolgte eine Einarbeitung der bereits im Bergarchiv vorhandenen 540 Risse. Abschließend wurden alle unverzeichneten Rissbestände des Archivs auf OdE-Provenienz geprüft, im positiven Fall herausgelöst und zum Bestand der Oberdirektion der Erzbergwerke formiert.
Zu Beginn der Bearbeitung erfolgte eine Grobordnung der Risse (aus lagerungstechnischen Gründen) nach Clustern:
A Rollriss bis 60 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
B Rollriss ab 60 cm bis 90 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
C Rollriss ab 90 cm bis 120 cm Tiefe und 9 cm Durchmesser
D Rollriss ab 120 cm bis 160 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
E Rollriss ab 160 cm bis 200 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
F Rollriss ab 200 cm Tiefe und 13 cm Durchmesser
G Risse oder Anlagen im Folioformat
H Planliegende Risse bis 59,4 cm x 42,1 cm (DIN A 2)
I Planliegende Risse bis 84,1 cm x 59,4 cm (DIN A 1)
K Planliegende Risse bis 118,9 cm x 84,1 cm (DIN A 0)
L Rollriss, Sonderformate
M Planliegende Risse, Überformate und Atlanten

Parallel zur Grobordnung erfolgten die Reinigung, weitere Bestandserhaltungsmaßnahmen und das Ausmessen der Risse.
Anschließend wurde mit der Intensivverzeichnung nach Bärschem Prinzip auf Augias begonnen.
Für diese Verzeichnung wurde bereits im Vorfeld die Klassifikation des Bestandes (teilweise auf der Basis von älteren Behörden- bzw. Gewerkenrepertorien) aufgestellt, welche auch im Rahmen der Verzeichnung erweitert bzw. korrigiert wurde (s. Inhaltsverzeichnis).
Da der Bestand völlig ungeordnet war, bestand teilweise die größte Schwierigkeit in der Zuordnung der Grubenbaue zu den jeweiligen Betriebsabteilungen der OdE, zumal im Titel oft nur der Gang bzw. der Schacht erwähnt wurde. Aufgrund der Vielzahl der Risse wurde bei der Titelbildung schematisch im Telegrammstil vorgegangen, um eine bessere Übersichtlichkeit im Findbuch zu erreichen. Gleichzeitig war man um die einheitliche Schreibweise der Grubennamen bemüht. Teilweise erwies sich eine Präzisierung des Titels mittels "Enthält-Vermerk" als vorteilhaft.
Im Zuge der Verzeichnung wurde auch eine Bewertung der Risse durchgeführt, hierbei kam es zur Kassation von 97 Rissen (Mehrfachüberlieferungen in Form von Licht- oder Blaupausen und Drucken).
Stark beschädigte Risse wurden in Schadenslisten erfasst und für die Benutzung gesperrt.
Als nützliches Hilfsmittel für die Auswertung wurde ein Index erarbeitet, welcher sich in 6 Indextypen (Gebäude, Anlagen, Maschinen; Wasseranlagen; Gruben und Stölln; Halden und Pingen; Orte; Schächte) gliedert. Da die Klassifizierung sehr detailliert ist, wurde jedoch nicht in jedem Falle eine Indizierung vorgenommen.
Der Bestand dokumentiert in umfassender Weise den Bergbau des engeren Freiberger Reviers von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1927. Hier findet man nicht nur Grund-, Saiger- und Flachrisse, sondern auch eine Vielzahl von Maschinenzeichnungen, Darstellungen von bergbaulichen Gebäuden und Wasseranlagen.
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte durch Frau B. Böhme und Frau C. Thiel. Das Findbuch wurde im Juni 2000 erstellt.

3. Die Teilbestände Allgemeine Akten und Werksakten

2005 erfolgte hier lediglich eine Abschrift (per PC mittels Archivsoftware Augias) eines im Jahre 1955 erstellten Findbuches und einer Kartei durch eine Werkvertragsnehmerin. Das Findbuch wurde 2005 erstellt.

Korrespondierende Bestände:

40085 Revierausschuss Freiberg

40089 Revierwasserlaufsanstalt des Freiberger Reviers

40024 Landesbergamt Freiberg

40040 Fiskalische Risse zum Erzbergbau

40044 Generalrisse

Literatur:

Wagenbreth, O. / Wächtler, E.: Der Freiberger Bergbau. Technische Denkmale und Geschichte, Leipzig 1986.

Benseler, G.E.: Geschichte Freibergs und seines Bergbaus, Freiberg 1953.

Bergwerke im Freiberger Land, 1168 - 1945 ein kurzer Abriss, 1946 - 1969 eine Dokumentation; W. Jobst u. a., Hrsg. W. Schubert, Medienzentrum der TU Bergakademie Freiberg, 1993

Burkhardt, G.: Der Freiberger Erzbergbau. Seine Bedeutung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Freiberg 1898 (Freiberger Anzeiger und Tageblatt, Sonderabdruck).

Bilharz, Oskar: Gutachten. Die Sicherstellung der Zukunft des Freiberger Bergbaus, Dresden 1885.

ders.: Die Verstaatlichung Freiberger Gruben, in: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen 1886, S. 167ff.

Borchers, G.W.A.: Die bergwirtschaftliche Entwicklung Sachsens in den letzten 25 Jahren, in: [Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen] 1915.

Turley, B.: Über die Verstaatlichung des Freiberger Bergbaus, in: Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 45/1886.

C. Thiel
Freiberg, Juli 2000

Verwaltung der Oberdirektion: Organisation.- Geschäftsführung und allgemeine Angelegenheiten.- Personal.- Löhne.- Sozialwesen.- Revierangelegenheiten.- Kassen- und Rechnungswesen.- Allgemeine Gesetzgebung.- Berggesetzgebung und Bergpolizeivorschriften.
Betriebsangelegenheiten: Grubenbetrieb.- Grundstücke und Gebäude.- Wassernutzung und Wasserhaltung.- Rechtsangelegenheiten.- Produktion und Absatz.- Bergschäden und Verwahrung.- Umweltschäden.- Bergakademische Ausbildung auf den Gruben und Besuche Fremder.
Werksakten der zur Oberdirektion gehörenden Gruben und Stolln: Zechenprotokolle.- Betriebspläne.- Ausbringen.- Grubenberichte.- Personalangelegenheiten.
Karten, Risse, Pläne: Topographische Karten.- Grund-, Seiger- und Flachrisse der Gruben.- Tages- und Wasserversorgungsanlagen.- Maschinenzeichnungen.- Bauzeichnungen von Gebäuden und Anlagen.
Der für Sachsen bedeutendste Erzbergbau des 19. Jahrhunderts war der Freiberger Bergbau.
Abgesehen von der Grube Beihilfe Kurprinz, welche sich schon vor 1886 in sächsischem Staatsbesitz befand, waren die Gruben Alte Hoffnung Gottes zu Kleinvoigtsberg, Himmelfahrt zu Freiberg, Beschert Glück hinter den Drei Kreuzen, Junge Hohe Birke an der Münzbachhütte, Vereinigt Feld bei Brand und Himmelsfürst hinter Erbisdorf in privatem Besitz und gehörten Gewerkschaften.
Hauptsächliche Einnahmequelle der Gruben war das ausgebrachte und an die Freiberger Hütten gelieferte Silber. Die wirtschaftlichen Ergebnisse der jeweiligen Gruben waren zwar schwankend, aber die Gruben konnten existieren, solange der Handelspreis des Silbers noch 180 Reichsmark pro Kilo Feinsilber betrug.
Als der Silberpreis Anfang 1870 infolge Einführung der Goldwährung rapide sank, drohte die Stilllegung der Freiberger Gruben und damit die Entlassung von ca. 5000 Bergleuten, was für die gesamte Region eine verheerende Notsituation zur Folge gehabt hätte.
Die sächsische Staatsregierung ließ daher durch den damaligen rheinischen Erzbergmann Oberbergrat Bilharz 1885/86 ein Gutachten der geologischen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Freiberger Bergbaus erarbeiten, um nach Möglichkeiten zur Erhaltung des hiesigen Bergbaus zu suchen.
Entsprechend dieses Gutachtens hoffte die Regierung den Freiberger Bergbau durch eine Vereinigung der Gruben zu erhalten. Durch eine straffe einheitliche Leitung, moderne maschinelle Ausrüstung und strenge Einhaltung der gestellten Gedinge sollten die Arbeitsleistung gesteigert und die Ausgaben gesenkt werden.
Am 1. März 1886 wurden die gewerkschaftlichen Gruben vom sächsischen Staat erworben und unter die Verwaltung der neu gegründeten Oberdirektion der Königlichen Erzbergwerke gestellt.
Die Gruben Junge Hohe Birke, Beschert Glück und Vereinigt Feld wurden unter der Bezeichnung Mittelgrube zu einem speziellen unteren Verwaltungsbezirk vereinigt.
Zum Vorstand der Oberdirektion bestellte man Oskar Bilharz.
Nach und nach gelang es der Oberdirektion durch betriebswirtschaftliche Maßnahmen, die Verbesserung der maschinellen Anlagen und der Aufbereitung, die Intensivierung der Wasserhaltung sowie durch die Einführung der maschinellen Mannschaftsförderung in den Schächten die Produktion zu steigern.
Die Erwartungen, mit Gewinn zu arbeiten, erfüllten sich jedoch nicht, da sich die Erzverhältnisse verschlechterten und der Silberpreis weiter sank.
Bereits 1893 wurde die Grube Junge Hohe Birke, 1896 Vereinigt Feld und 1899 auch die Grube Beschert Glück außer Betrieb gesetzt. 1900 erfolgte die Stilllegung von Beihilfe Kurprinz.
Die beiden Hauptgruben Himmelfahrt und Himmelsfürst wurden vorerst weiter subventioniert. Jedoch schon 1903 beschloß der sächsische Landtag die planmäßige Stilllegung dieser Gruben über einen Zeitraum von 10 Jahren.
1913 erfolgte schließlich die vorerst endgültige Stilllegung des Freiberger Bergbaus und die Auflösung der Oberdirektion der Erzbergwerke. Lediglich Alte Hoffnung Gottes zu Kleinvoigtsberg blieb als private Grube bis Mitte der 1920er- Jahre in Betrieb.
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