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Beständeübersicht

Bestand

20833 Rudolph Herrmann, Eisengießerei und Maschinenfabrik, Mölkau bei Leipzig

Datierung1879 - 1951
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,60

Bestand enthält auch 1 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Zur Geschichte der Firma Rudolph Herrmann, Eisengießerei und Maschinenfabrik

Die Euphorie über den gegen Frankreich gewonnenen Krieg und das Erstarken der deutschen Wirtschaft führte in den Jahren 1870 bis 1873 zu einem rasanten Aufschwung, dem sogenannten Gründerboom. In diese Phase des jungen Kaiserreichs fiel die Eintragung der 1864 in Stötteritz gegründeten Firma Rudolph Herrmann – Maschinenfabrik und Eisengießerei – in das Handelsregister zu Leipzig auf Fol. 66 (1938 umgeschrieben auf HRA 142) am 10. Februar 1872. [01] Die Produktion beschränkte sich nicht nur auf Schleifmaschinen, Drehbänke, Kupplungen oder Lager, sondern bot auch Raum für Luft- bzw. Zierrosetten, Löwenköpfe oder Gitterspitzen wie es aus einem um 1900 datierten Musterbuch der Firma hervorgeht. [02]
Im Jahre 1911 wandelte Firmengründer Rudolph Eduard Herrmann (1838–1924) seine Firma in eine OHG um, indem er seine drei Söhne als Teilhaber und seine beiden verheirateten Töchter als stille Gesellschafter in die Firma aufnahm. [03] So konstruierte er ein Familienunternehmen, das dauerhaft im gemeinsamen Besitz der Nachkommen des Firmengründers bleiben sollte. [04] Zwei Jahre später begannen die Planungen für einen Standortwechsel der Firma, wovon Grundstückserwerbungen, Zeichnungen und Pläne von neuen Fabrikanlagen sowie ein Kostenanschlag vom Juli 1913 zeugen. Wiederum zwei Jahre später verlegte die Firma im Februar 1915 ihren Sitz an den neu errichteten Produktionsstandort in Leipzig Mölkau. Im November 1931 erweiterten die Firmeninhaber das Unternehmen durch die Erwerbung der Max Ketterer, Bäckerei- und Konditoreianlagenfabrik, in Leipzig-Reudnitz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma Rudolph Herrmann auf der Grundlage des Volksentscheids vom 30. Juni 1946 enteignet und im Frühjahr 1948 rechtswirksam verstaatlicht. [05] Sie firmierte fortan als GUS Eisengießerei Mölkau – VEB, die ihrerseits später im VEB Leipziger Eisen- und Stahlwerke aufging. [06]

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand gelangte im Juni 1993 als Abgabe der GISAG AG, Leipzig, in das Staatsarchiv Leipzig und war seitdem nur über das Abgabeverzeichnis benutzbar. Im Zuge der Recherchen für Zwangsarbeiterentschädigungen in der ersten Hälfte der 2000er Jahre wurde ein Personenindex zu bei dem Betrieb beschäftigten Fremd- und Zwangsarbeitern erstellt. 2011 wurde der Bestand durch U. vollständig erschlossen und das vorliegende Findbuch erstellt.

Überlieferungsschwerpunkte

Rechtsverhältnisse und Tätigkeit der Firma lassen sich anhand zahlreicher unterschiedlicher Zeugnisse im Bestand nachzeichnen, sei es anhand der Geschäftskorrespondenz zu rechtlichen und finanziellen Angelegenheiten oder mittels des Blickes in die Sachkonten und Inventarbücher sowie die Betriebsprüfungen bzw. die Bilanzen des Unternehmens. Den Alltag der Arbeiter veranschaulicht die Arbeitsordnung von 1922 und Betriebsordnung von 1934. Der Einsatz von Zwangsarbeitern ist durch die vorhandenen Versicherungskarten belegt. Insgesamt handelt es sich bei dem Bestand aber um eine Splitterüberlieferung, die die Bedeutung und lang andauernde Tätigkeit der Firma nur unzureichend widerspiegelt.

Verweise auf korrespondierende Bestände

20832 Max Ketterer, Bäckerei- und Konditoreianlagenfabrik, Mölkau bei Leipzig
20675 VEB Leipziger Eisen- und Stahlwerke

Marcel Eichler
Juli 2011



[01] Sächsisches Staatsarchiv – Staatsarchiv Leipzig (im Folgenden: StA-L), 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 142.
[02] Die folgenden Informationen zur Firmengeschichte basieren auf der Handelsregisterakte sowie folgenden Archivalien aus dem Bestand 20833 Rudolph Herrmann, Eisengießerei und Maschinenfabrik, Mölkau bei Leipzig: Nrr. 1, 2, 3, 4, 5, 12, 13 und 16.
[03] Siehe zu den Regelungen nach seinem Tod 1924 auch Testament und Regelung des Nachlasses von Rudolph Herrman, StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 24210.
[04] Schäfer, Michael: Familienunternehmen und Unternehmerfamilien: zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der sächsischen Unternehmer 1850-1940. München: Beck 2007. S. 88.
[05] Zur Enteignung vgl. StA-L, 20675 VEB Leipziger Eisen- und Stahlwerke, Nr. 286.
[06] Zur Eingliederung der GUS Eisengießerei Mölkau VEB siehe auch StA-L, 20675 VEB Leipziger Eisen- und Stahlwerke, Nr. 297.
Grundstücksangelegenheiten.- Rechtsverhältnisse.- Demontage und Wiederaufbau.- Produktwerbung.
Die Firma Rudolph Herrmann in Stötteritz wurde 1864 gegründet und 1872 in das Handelsregister eingetragen. Ihr Produktionsprofil bestand vor allem in der Herstellung von Schleifmaschinen, Plandrehbänken, Kupplungen und Lagern für Maschinen. Am 3. Februar 1915 erfolgte die Verlegung des Firmensitzes nach Mölkau. 1931 erwarben die Firmeninhaber das Unternehmen Max Ketterer, Bäckerei- und Konditoreianlagenfabrik, Leipzig-Reudnitz hinzu. Die Firma Rudolph Herrmann wurde auf der Grundlage des Volksentscheids vom 30. Juni 1946 enteignet und im Frühjahr 1948 rechtswirksam verstaatlicht. Sie firmierte als GUS Eisengießerei Mölkau-VEB.
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  • 2011 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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