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Bestand

31029 Deutsche NILES Werke AG, Werk Siegmar

Datierung1896 - 1984
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)8,30
1. Gründung eines neuen Unternehmens
In den Jahren ab 1835 bis 1900 vollzog sich im Chemnitzer Maschinenbau eine gewaltige Entwicklung. Die in Chemnitz gegründeten und Weltruf erlangten Firmen Hartmann, Zimmermann, Vogt, Reinecker, Schönherr, Schwalbe & Sohn, Luis Diehl prägten den sächsischen Maschinenbau. Diese Firmen produzierten jedoch hauptsächlich größere Maschinen für den Textil- und Werkzeugmaschinenbau, so dass eine Angebotslücke von kleinen und preiswerten Drehbänken vorhanden war. Da ergriffen die Brüder Hermann und Bernhard Escher den Gedanken, sich mit dem Bau kleinerer und preiswerter Drehbänke zu befassen. Sie waren aus dem Erzgebirge aus der Umgebung von Schwarzenberg nach Chemnitz übergesiedelt und arbeiteten damals in der Firma "Sächsische Stickmaschinenfabrik Vogt" in Kappel. In ihrer freien Zeit beschäftigten sie sich mit der Konstruktion und dem Bau von Drehbänken in geringer Stückzahl die mit großem Erfolg den Kunden angeboten wurden. In der Karlstrasse in einem Holzstall wurden nach Feierabend die ersten Drehbänke gebaut. Auf Grund der großen Nachfrage für die Erzeugnisse machte es sich notwendig, größere Werkräume zu suchen, um den Kundenwünschen gerecht zu werden. Am 24. März 1874 gründeten deshalb die Brüder Hermann Escher, Maschinenbauer, und Bernhard Escher, Schmied, die Firma Werkzeugmaschinenfabrik "Gebrüder Escher". Seit Gründung der Firma wurden die Werkstätten bis 1878 fünfmal gewechselt. Im Jahre 1878 wurde in Chemnitz auf der Ferdinandstraße 3 ein Erdgeschoss der "Sühnelchen Weberei" gemietet. Auch dieser Saal entsprach im Laufe der Entwicklung der Firma nicht mehr den Erfordernissen.
Die Brüder Escher beschlossen eigene Wege zu gehen. Herr Bernhard Escher produzierte weiter ab 1880 in einem Mietgrundstück am damaligen Neustädter Markt und Herr Hermann Escher verlegte seine Produktion von Drehbänken in eine Werkstatt auf die Brückenstraße 19, der damaligen "Ulbrichtschen Fabrik". Dort beschäftigte er bereits 25 Arbeitskräfte, die serienmäßig Leitspindeldrehbänke herstellten. Die Erzeugnisse fanden einen guten Absatz. Im Jahre 1880 trat Bernhard Escher aus der Firma aus und gründete auf der Wettiner Straße 11 einen eigenen Betrieb, die "Bernhard Escher Werkzeugmaschinenfabrik". Herr Hermann Escher blieb bis 1884 in seiner bisherigen Produktionsstätte.

2. Die Entwicklung der Werkzeugmaschinen Fabrikation von Hermann Escher im Zeitraum 1884-1906
Hermann Escher erwarb am 3. April 1884 die Werkzeugmaschinenfabrik "Merz und Geyer", Zwickauer Str. 100. Durch Erweiterungsbauten seiner neu erworbenen Fabrik konnte er die hohe Nachfrage von Werkzeugmaschinen durch den Aufschwung in der sächsischen Maschinenbauindustrie mit hochwertigen Drehbänken sowie Hobel- und Stoßmaschinen gerecht werden. Seine Belegschaft erhöhte sich nach einiger Zeit bereits auf 100 Beschäftigte. Zur damaligen Zeit eine beachtliche Steigerung. Diese Fabrik wurde nach dem Zeitzeugen Werkmeister Karl Stelze im Volksmund die "Pfennigpfeife" genannt. Der Grund dieses seltsamen Namens ergab sich wie folgt: Der "Feuermann" der Fabrik zeigte mit einem Pfiff aus der Trillerpfeife, den er durch ein Fenster der Maschinenstufe abgab, den Beginn und das Ende der Arbeitszeit und der Pausen an.
Im Jahre 1895 erwarb Hermann Escher die gegenüberliegende "Rockstrohische Gießerei", Zwickauer Str. 121. Dadurch war Escher in der Lage, kurzfristig die Bestellungen seiner Kunden mit Werkzeugmaschinen zu erfüllen, weil der Großteil des benötigten Materials Gussteile waren. Escher verfolgte das Ziel, eine serienmäßige Fertigung von gleichbleibenden und ergänzenden Teilen in seinen Konstruktionen zu verwenden, um flexibel im Liefertermin und Sonderbestellungen zu sein.
Durch den Erwerb zusätzlichen Grund und Bodens links und rechts der "Rockstrohischen Gießerei" wurde das Werk ab 1895 um ein Gießereigebäude, eine Montagehalle sowie einen Dampfmaschinenhaus erweitert. Die günstige Lage auf Grund des Staatsbahngleisanschlusses machte es ihm möglich, seinen Erweiterungsbau bzw. das geplante Produktionssortiment schnellstens auszuführen. Am 16. Januar 1897 ereignete sich in der Maschinenfabrik, Zwickauer Straße 100, ein Brand, wodurch viele angearbeitete Werkzeugmaschinen, sowie Produktionsmittel und Gebäudeteile stark beschädigt wurden. Der Sachschaden wurde mit 56.549 Mark ermittelt. Durch den hohen Einsatz seiner Belegschaft und insbesondere durch Escher selbst war es möglich, die Produktion nach einigen Tagen wieder zum Laufen zu bringen. Nach dem Brand machten sich Neu- und Erweiterungsbauten notwendig, die es Escher ermöglichten, sich mit modernen Produktionsmitteln auszustatten, um eine stetige fortschreitende Maschinenproduktion mit hoher Qualität und Quantität zu sichern. Seine Erzeugnisse umfassten Drehbänke, Kurz- und Langhobelmaschinen, Stoßmaschinen und der Beginn von Waagerechtbohr- und Fräsmaschinen. Hermann Escher produzierte in beiden Werken auf der Zwickauer Straße 121/123 und bis 1906 in seinem alten Werk Zwickauer Straße 100, welches mehr und mehr zu einem Maschinenlager wurde. Hermann Escher strebte ab 1905 eine Vereinigung mit seinem Sohn Alfred Escher und seiner Werkzeugmaschinenfabrik in Siegmar an. Die Fusion erfolgte im Jahre 1906.

3. Gründung der "Werkzeugmaschinenfabrik Alfred Escher" in Siegmar.
Alfred Escher wurde am 6. Oktober 1869 als Sohn des Maschinenfabrikanten Hermann Escher in Chemnitz geboren. Im Jahre 1884 trat er als Lehrling in die 1874 gegründete Werkzeugmaschinenfabrik seines Vaters, des ersten Fachmannes im sächsischen Drehbankbau, ein. Nach Beendigung der Lehrzeit besuchte er die Technischen Staatslehranstalten und kehrte nach Absolvierung seiner Militärzeit 1891 in die väterliche Fabrik zurück, wo er als Techniker 1894 Einzelprokura erhielt. Zu Beginn des Jahres 1899 trat Alfred Escher aus dem väterlichen Unternehmen aus und wandte sich mit der Gründung der "Alfred Escher GmbH" in Siegmar dem Präzisions-Werkzeugmaschinenbau zu.
Um die Jahrhundertwende vollzog sich ein gewaltiger Aufschwung der Industrie im sächsischen Raum und ganz besonders in Chemnitz. Alfred Escher hatte die Zeichen der Zeit erkannt, in dem er auf Grund der starken Nachfrage von Werkzeugmaschinen sich um ein Fabrikgelände, welches den Anforderungen einer modernen Fertigung gerecht wird, ab 1899 bemühte. 1899 führte er deshalb Verhandlungen mit den Erben des "Meinertschen Grundstückes", welches in der Gemeinde Siegmar an der Hermannstraße lag (später Otto-Schmerbach-Str.). Dieses Grundstück war deshalb von Vorteil, weil eine sehr günstige Lage zur Staatsbahn bestand (Bahnhof Siegmar ca. 1 km) sowie durch den elektrischen Straßenbahnbetrieb, der 1898 von Chemnitz nach Reichenbrand führte. Dadurch war die Zufahrt seiner Beschäftigten gut möglich. Man wusste, dass in den Gemeinden um Siegmar und Chemnitz sehr qualifizierte Facharbeiter vorhanden waren. Am 30. Mai 1899 wurde der Kaufvertrag mit Frau Meinert, Ziegeleibesitzerin, sowie Alfred Escher abgeschlossen. Das erworbene Grundstück umfasste 13.238 qm und der Kaufpreis betrug 31.000 Mark.
Für Escher war es ein sehr günstiger Kauf, weil die Kaufsumme nicht gleich in voller Höhe bezahlt werden musste. Man einigte sich auf 6.000 Mark in bar und 25.000 Mark als Hypothekenbrief. So stand dem Bau seiner Werkzeugmaschinenfabrik nichts mehr im Wege. Alfred Escher gründete 1899 die Werkzeugmaschinenfabrik "Alfred Escher", die mit dem Bau von zwei 60 Meter langen Maschinenhallen (Shed-Bau) und mit ca. 50 Beschäftigten noch im selben Jahr die Produktion aufnahm. Seine Spezialität waren Spitzen-Schnell-Drehbänke mit Leitspindel und Konus-Scheibenantrieb. Durch die Verbindung zur Gießerei seines Vaters Hermann Escher in Chemnitz war es möglich, schnell den zur Produktion benötigten Guss entsprechend den Kundenwünschen in hoher Qualität zu bekommen. Seinen Stahlbedarf bezog er von dem Stahlhändler Lippmann, Vertreter der Stahlwerke Krupp und Röchling. Durch die einfachen und sehr leicht zu bedienenden Drehbänke, die Escher serienmäßig herstellte, war sein Kundenkreis sehr groß, was sich auch an den bis 1902 guten Gewinnen zeigte.
Durch den erfolgreichen Verlauf seiner Produktion von Werkzeugmaschinen und ständiger Nachfrage nach einfachen Drehbänken machte sich eine Erweiterung des Werkes erforderlich. Trotz guter Gewinne fehlte natürlich das nötige Geld für die Investition. Um seine Firma 1899 gründen zu können, hatte seiner Zeit der Vater von Alfred Escher, Hermann Escher, mit Geldmitteln ausgeholfen. Das war aber z. Zt. nicht möglich, weil er selbst durch den Erweiterungsbau seiner Gießerei an der Zwickauer Str. 121/123 die finanziellen Mittel brauchte. Alfred Escher bildete deshalb 1902 die "Werkzeugmaschinenfabrik Alfred Escher GmbH" der 20 namhafte Gesellschafter vorstanden. Dieser Personenkreis hatte z. T. schon seit der Gründung seines Werkes 1899 Handels- und Geschäftsbeziehungen unterhalten.

Einige Namen:
- Willy Lippman Stahlhandel
- Dietrich & Göhler Eisengießerei
- Moritz Beutler Rechtsanwalt
- Philip Klinger Architekt
- Julius Anke Baumeister
- Carl Carius Modellfabrik
- Richard Kellermann Kaufmann

Mit der Bildung der GmbH erhöhte sich das Grundkapital seines Werkes. Es bestand nun die Möglichkeit, dass Werk durch drei weitere 60 Meter lange Montagehallen, die an den zwei ersten Werkstätten angebaut wurden, bis 1904 zu vergrößern. Alfred Escher baute weiterhin seine einfachen Drehbänke in verschiedenen Drehlängen und Spitzenhöhen. Er war offensichtlich nicht bereit, seine vorhandenen Konstruktionen zu überarbeiten sowie zu verbessern. Bis 1906 hatte er dann wechselnde Auftrags- und Gewinnquoten. Der Vater von Alfred Escher machte den Vorschlag, beide Werke, Werkzeugmaschinenfabrik Hermann Escher Chemnitz und das Werk seines Sohnes in Siegmar, zu einer AG zu vereinigen. Der Grund für diese Zusammenlegung beider Werke ergab sich durch die harte steigende Konkurrenz auf dem sächsischen Werkzeugmaschinenmarkt. Im Jahre 1906 wurde die "Hermann und Alfred Escher AG" gegründet.

4. Gründung der H. u. A. Escher AG 1908-1930
Auf der am 26. März 1906 stattgefundenen Gesellschafterversammlung der "Werkzeugmaschinenfabrik Alfred Escher GmbH" in Siegmar, wurde den Gesellschaftern der Zusammenschluss mit der "Maschinenfabrik und Gießerei Hermann Escher" in Chemnitz vorgeschlagen. Von 20 Gesellschaftern waren zwar nur 14 anwesend, trotzdem wurde dem Vorschlag zugestimmt. Nach dem Zusammenlegen beider Werke stieg das Grundkapital der AG auf 1.800.000 Mark, wobei die Summe wie folgt eingebracht wurde:

Hermann Escher 1.397.000,- Mark
Alfred Escher 400.000,- Mark
Paul Hübner, Spinnereibesitzer und Bürgermeister von Zschopau 1.000,- Mark
Moritz Beutler, Rechtsanwalt 1.000,- Mark
Rudolf Scheibner, Ingenieur aus Köln 1.000,- Mark

Es wurden 1.800 Aktien ausgegeben, zu einem Nennwert von 1.000 Mark.
Nach einem Auszug des Prüfungsberichtes über den Hergang der Gründung der "H. u. A. Escher AG" vom 23. Juni 1906 wurde eingeschätzt, dass ausgehend von der schlechten wirtschaftlichen Lage in der Werkzeugmaschinenbranche in den Jahren ab 1903, was auch das Chemnitzer Handelsblatt für das Jahr 1903 besonders hervorhob, die Preise im Werkzeugmaschinenbau so gedrückt waren, dass von einem Nutzen bzw. Gewinn kaum gesprochen werden konnte. Für diese Zeit ab 1902 bis 1905 schätzte der Prüfer für die Arbeit der "Alfred Escher GmbH" folgendes ein: "Die Gewinne der Firma Alfred Escher GmbH sind während des Bestehens des Geschäftes nennenswert nicht gewesen. Wenn man aber in Rücksicht zieht, dass die Firma in der Zeit des tiefsten Darniederliegens der Werkzeugmaschinenbranche gegründet worden ist und mit großen Einrichtungsspesen mannigfachen Schwierigkeiten bei der Beschaffung des Absatzes und bei dem Streben auf dem Markte bekannt zu werden, gehabt hat, so ist immerhin der letzte Gewinn, der abzüglich nennenswerter Abschreibungen immerhin noch ca. 23.000 Mark betrug, beachtenswert. Seine Höhe bietet auch unserer festen Über-zeugung nach die Gewähr, dass auch diese Siegmarer Firma unter der zielbewussten Leitung der Aktiengesellschaft zu einer guten Rentabilität des neu gegründeten Unternehmens an seinem Teile beitragen wird."
Nach diesem Prüfungsbericht ist deshalb das von der "Alfred Escher GmbH" eingebrachte Grundkapital von 400.000 Mark beachtenswert. Die späteren Hauptaktionäre setzten sich größtenteils aus Industriebetrieben und Bankinstituten zusammen. Insgesamt waren 17 Hauptaktionäre daran beteiligt. Auf der Aktionärsversammlung am 24. April 1906 wurde Alfred Escher als Direktor der beiden Werke eingesetzt. Als Aufsichtsratsvorsitzender wurde Paul Hübner, Bürgermeister von Zschopau, für dieses Amt bestätigt. Hermann Escher, der Vater Alfred Eschers, trat offiziell aus dem Unternehmen aus und war nur noch Aktionär der Gesellschaft. Hermann Escher erteilte schon 1903 seinem Sohn Carl Escher die Generalvollmacht, in seinem Einvernehmen alle geschäftlichen Beziehungen selbständig auszuführen. Bei der Bildung der AG war Carl Escher einer der Gründer. Später wurde er durch eine Hauptversammlung am 23. April 1906 von seiner Funktion entbunden, weil Alfred Escher das gesamte Direktorat der AG übernahm. Carl Escher leitete ab 1906 in Berlin eine Vertretung für die "H. u. A. Escher AG".
Gründe der Vereinigung: Um im Konkurrenzkampf unter den einzelnen Unternehmen bestehen zu können, beabsichtigte man vor allem die Stabilität des Betriebes zu erhöhen. Mit dieser Vereinigung erreichte man eine verbilligte und kurzfristige Gusslieferung für die Produktion des Siegmarer Werkes, die durch die Zusammenlegung der Chemnitzer Gießerei seines Vaters und dem Werk Siegmar erreicht wurde.

Das Maschinensortiment der gegründeten AG wurde um ein Vielfältiges erweitert, welches wie folgt unter teilt wurde:
- Präzisionsdrehbankbau und Horizontalbohr- und Fräsmaschinen im Werk Siegmar
- Drehbänke, Shaping-, Stoss- und Hobelmaschinen, Senkrecht- und Zahnstangen-Fräsmaschinen in beiden Werken.

Mit dieser Gründung der AG vollzog sich ab 1907 für dieses Unternehmen eine stürmische Entwicklung, die bis 1920 anhielt. Ab 1907 konnte sich die AG auf Grund der guten Absatzlage um 4.500 qm Arbeitsfläche im Chemnitzer Werk erweitern. Hier wurde speziell die Gießerei des Unternehmens modernisiert. Im Jahre 1907 erhielt das Werk in Siegmar einen eigenen Gleisanschluss, um nicht durch aufwändige Transporte seiner Maschinen zum Bahnhof Siegmar abhängig zu sein. Ab 1910 wurden im Werk Siegmar 4 Bohrwerksgrößen in die Fertigung aufgenommen. Durch die gleichzeitige bis 1912 einsetzende große Nachfrage nach Drehbänken besonders durch die Rüstungsindustrie (Geschossdrehbänke für die Fa. Krupp), wurden verstärkt Leit- und Zugspindeldrehbänke mit Spitzenhöhen von 180 bis 500 mm gebaut. Dadurch wurde der Bau von Hobelmaschinen allmählich eingestellt. In der Aufsichtsratssitzung vom 1. September 1913 wurde auf Grund der steigenden Aufträge von Leit- und Zugspindeldrehbänken neuen Typs, die 1913 von der Konstruktion erarbeitet wurden, beschlossen, den Siegmarer Betrieb zu erweitern. Es wurde auch in dieser Aufsichtsratssitzung festgestellt, dass eine Modernisierung des Betriebes in Siegmar dringend erforderlich ist. Der Aufsichtsrat war sich einig, Wohlfahrtseinrichtungen wie Speisesäle und Sozialbauten zu schaffen. Damit sollte verhindert werden, dass hochqualifizierte Facharbeiter in andere angrenzende Betriebe wie die "Wanderer Werke" abwanderten. Zur damaligen Zeit bis 1913 boten die "Wanderer Werke" ihren Beschäftigten bessere soziale Arbeitsbedingungen.

5. Erweiterungsbau 1913/1915 im Betriebsteil Siegmar
Im Betriebsteil Chemnitz der AG war bereits durch Erweiterungsbauten ab 1895 durch Hermann Escher bis 1913 eine Erweiterung des Werkes, wie sie nach der Vorstellung der Aktionärsgesellschaft am 1. September 1913 zur Produktionssteigerung für die kommenden Jahre vorgesehen war, nicht mehr möglich. Das Umfeld im Werk Chemnitz ließ keine Erweiterung zu, weil bereits die Grundstücksflächen bebaut waren und keine Neukäufe möglich waren. Durch den Bau im Werk Siegmar 1899 durch Alfred Escher und durch seinen Erweiterungsbau 1904 entstand gegenüber dem Chemnitzer Werk ein moderner Betrieb. Es war außerdem die Möglichkeit vorhanden, durch Grundstückskäufe sein Werk in Richtung der heutigen Autobahn auszudehnen.
Im Jahre 1913 begann der Erweiterungsbau des Siegmarer Werkes.
I. Bau einer Montagehalle
Es entstand eine 80 m lange, 28 m breite und 17 m hohe Montagehalle mit zwei Galerien, auf denen die Teilmontage für die im Erdgeschoss zu fertigenden Bohrwerke und Shapingmaschinen untergebracht war.

II. Bau einer eigenen Wasseranlage
Um sich unabhängig vom Bezug seines zur Produktion benötigten Wassers zu machen, was dem Betrieb sehr teuer kam (Trinkwasser der städtischen Wasserwerke Chemnitz), entstand eine eigene Brauchwasseranlage. Im Anschluss an die 80 m lange Montagehalle wurde ein Treppen- und Wasserturm von 32 m Höhe gebaut. In der obersten Etage wurde ein Wasserbehälter für 50 m³ Wasser untergebracht, der durch eine am Fuße des Turmes errichteten Brunnen- und Pumpenanlage aus einem 108 m tiefen Brunnen gefüllt wurde. Durch ein besonderes Rohrsystem waren die mit Brauchwasser zu versorgenden Bereiche mit dem Hochbehälter verbunden. Der Wasserdruck reichte auf Grund der 32 m Höhe des Wasserbehälters aus, um alle Bereiche problemlos zu versorgen. In Trockenzeiten bestand die Möglichkeit, Wasser aus der Stadtleitung zu entnehmen. Im Turm waren außerdem Büros und Versuchszimmer eingerichtet.

III. Bau eines eigenen Kraftwerkes
Um sich unabhängig von Stromlieferungen der städtischen Chemnitzer Elektrizitätswerke zu machen, entstand eine Kraftwerksanlage zur Stromerzeugung sowie zur Erzeugung von Dampf zur Beheizung der Fabrikhallen und Büroräume. Das Kraftwerk bestand aus zwei Lokomobilen (Dampfmaschinen) und zwei Dynamos. Die Leistung betrug insgesamt 1.050 PS.
Somit hatte das Werk verbilligten Strom für seine Produktion. Sollte durch Ausfall der eigenen Kraftanlage die Elektroenergie ausfallen, war es wiederum möglich, vom städtischen Netz Elektroenergie einzusparen. Somit war ein Unterbrechen des Energieflusses kaum möglich.

IV. Bau von Arbeiterfürsorge-Einrichtungen
Wie auf der Aktionärsversammlung beschlossen, wurden umfangreiche Verbesserungen der sozialen Arbeitsbedingungen geschaffen. Es entstanden Waschräume nach modernsten Gesichtspunkten, Speisesäle für Arbeiter und Angestellte sowie Garderobe- und Umkleideräume. Mit dem Bau einer modernen Küche war es möglich, die bis jetzt nur mit Essenswärmern ausgestatteten Werkstätten, in denen sich die Arbeiter das mitgebrachte Mittagessen erwärmten, ein niveauvolles Betriebsessen anzubieten. Es wurden auch Getränkeautomaten für warme und kalte Getränke aufgestellt. Somit waren nach Ansicht der Arbeiterwohlfahrt für die damalige Zeit vorbildliche Sozialeinrichtungen geschaffen worden.

6. Vom 1. Weltkrieg bis zur Fusion der "H. u. A. Escher AG" mit NILES Berlin 1930
Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 erhöhte sich die Produktion bedingt durch die große Nachfrage von Geschossdrehbänken für die Firma Krupp. Diese Drehbänke wurden in acht verschiedenen Größen in einer Stückzahl im Laufe des Krieges von 1.000 Drehmaschinen an die Firma Krupp geliefert. Während der Kriegszeit erreichte die "H. u. A. Escher AG" in beiden Werken eine Belegschaftsstärke von über 900 Beschäftigten. Das Chemnitzer Werk hatte bis 1917 insgesamt 508 Beschäftigte und das Siegmarer Werk konnte 396 Arbeitnehmer beschäftigen.
In Auswirkung der Beendigung des 1. Weltkrieges, wo die Nachfrage nach Drehbänken für die Rüstungs- und Kriegsindustrie zurückging, unternahm die Geschäftsleitung der "H. u. A. Escher AG" den Versuch, andere Erzeugnisse als Drehbänke zu produzieren. Die "H. u. A. Escher AG" übernahm ab 1918 die Produktion von Blechbearbeitungsmaschinen wie Scheren, Pressen, Biege- und Abkantmaschinen usw. Als Leiter der Abteilung Blechbearbeitungsmaschinen im Chemnitzer Werk wurde der Konstrukteur Otto Wegerdt eingesetzt, der auf diesem Gebiet ein anerkannter Fachmann war.
Mit Zustimmung der Kriegsamtsstelle des 19. Armeekorpses am 20. September 1918 wurde der Anbau zu einer Härterei und Schmiede auf dem Werksgrundstück Parzelle 51 begonnen. In der Schmiede wurde eine Transmissionsanlage installiert mit einem Drehstrommotor 20 PS, 730 U/min von der Firma Siemens & Schuckert, die zum Betreiben der vier Lufthämmer in der Schmiede mit einem Hammergewicht von 100 kg, 150 kg, 250 kg und 400 kg vorgesehen war. Der Lufthammer mit 250 kg Hammergewicht von der Firma Beche & Gross, Hückeswagen war bis 1992 im Einsatz. Die Produktion von Werkzeugmaschinen zeigte nach dem Krieg eine rückläufige Tendenz auf. In den ersten Nachkriegsjahren wurde durch die Fertigung von Blechbearbeitungsmaschinen die Produktion noch einigermaßen hoch gehalten. Der Export in die UdSSR, welcher Aufträge von 95 Prozent der Fertigung von Maschinen der "H. u. A. Escher AG" betrug, ging stark zurück.
Mit dem Einsetzen der Inflation 1921 verschärfte sich der Konkurrenzkampf. Um den Rückstand in der Entwicklung von Werkzeugmaschinen aufzuholen, ging man 1921 an die Konstruktion von Einscheiben-Drehbänken heran. Der Vorteil bestand darin, dass die Änderung der Drehzahlen nicht mehr durch das Umlegen des Riemens auf der Stufenscheibe erfolgte, sondern durch ein Getriebe.
In den Jahren ab 1921/22 verbesserte sich wieder die Auftragslage. Besonders für Blechbearbeitungsmaschinen gingen größere Aufträge ein. Die Belegschaft stieg 1922 bis auf 800 Beschäftigte an, wobei davon an das Siegmarer Werk 400 Arbeitnehmer entfielen. Durch die zunehmende Inflation steigerte sich die Notlage der Arbeitnehmer immer mehr. Sie konnten sich für ihren Lohn kaum mehr das Notwendigste kaufen. Ab 1926 war ein ständiger Konjunkturrückgang zu verzeichnen und es traten Absatzschwierigkeiten auf. Es kam somit zu Produktionseinschränkungen. Escher und der Aufsichtsrat suchten nach Lösungen, um wieder verstärkten Absatz seiner Erzeugnisse im In- und Ausland zu erreichen. Escher inserierte in der Fachzeitung "Verein der Industriellen", um einen Konstrukteur für Werkzeugmaschinen für das Unternehmen zu bekommen. Ing. Bruno Seidel las diese Anzeige und setzte sich umgehend mit der Escher AG in Verbindung. Am 1. Juli 1926 nahm Seidel als Konstrukteur in der "H. u. A. Escher AG" seine Tätigkeit auf. Bruno Seidel hatte bereits bis 1921 als Konstrukteur für das Unternehmen gearbeitet. Seidel war tschechischer Staatsbürger und kam seinerzeit von Weipert nach Deutschland. In der Zwischenzeit war er in der Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik sowie in der Fa. Böhringer beschäftigt, wo er sich als Konstrukteur Verdienste erworben hat. Mit dem Anstellungsvertrag vom 14. Mai 1926 wurde das Arbeitsfeld für Herrn Seidel wie folgt festgelegt (Auszug): "Ihr Arbeitsprogramm bzw. ihr Arbeitsfeld soll die Neukonstruktion evtl. unter teilweiser Verwendung der vorhandenen Modelle einer neuen Hochleistungs-Schnelldrehbank-Type sein, die wie folgt ausgerüstet sein soll und zwar:
- für Antrieb durch Stufenscheibe
- für Antrieb durch Einzelscheibe
- für Antrieb durch Flanschmotor,
und außerdem sollen einige kleine Einscheiben-Drehbänke konstruiert werden, wie sie die Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik in den letzten Jahren heraus gebracht hat."
Seidel war vom April 1928 in der "H. u. A. Escher AG" bis nach der Fusion mit "NILES" Berlin Gesamtprokura. Nach der Neukonstruktion der Imperator-Drehbankreihe 1928 und den Modellen der Typen ED 1 bis ED 3 sowie SD 1 bis SD 3 im Jahre 1933 wurde der Anstellungsvertrag Seidels mit Wirkung vom 30. November 1934 durch die NILES AG gekündigt.
Durch die ausbreitende Weltwirtschaftskrise spitzte sich die Lage im Betrieb immer mehr zu, so dass die "H. u. A. Escher AG" zum ersten Mal im Jahre 1929 mit Schulden in das neue Geschäftsjahr ging. Durch die Verschärfung des Konkurrenzkampfes unter den Unternehmern war die "H. u. A. Escher AG" zu schwach, um mithalten zu können. Die "H. u. A. Escher AG" versuchte zunächst durch eigene Kraft, den bevorstehenden Bankrott zu verhindern. Eine Fusion mit dem NILES Unternehmen, Berlin konnten sie im Jahre 1930/31 trotzdem nicht verhindern.

7. Fusion der "H. u. A. Escher AG" mit NILES Berlin 1930
7.1 Technische u. ökonomische Entwicklung nach der Fusion bis 1939/40
Mit der Übernahme der "H. u. A. Escher AG" in Chemnitz durch die Deutschen NILES Werke AG, Berlin ab Dezember 1930 wurde der Name NILES auch ein Begriff in Chemnitz. Gegründet wurde die Firma als "NILES Tool Works Co." in Hamilton Ohio USA. Die Gründung der deutschen Aktiengesellschaft NILES, Berlin erfolgte im Jahre 1888. Zu deren Gründern gehörten industrielle Großunternehmen, die an der Herstellung hochwertiger Werkzeugmaschinen, in erster Linie zur Unterstützung ihrer eigenen Wirtschaftstätigkeit, besonders interessiert waren. Durch den verstärkten Einfluss von ausländischen Werkzeugmaschinen-Herstellern wollten die Gründer der AG erreichen, sich von diesen unabhängig zu machen. Die Gründer waren:

1. die AG Ludwig Löwe & Co.,
2. die Direktion der Disconto-Gesellschaft,
3. die Berliner Handels-Gesellschaft,
4. das Bankhaus Born & Busse,
5. die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft
6. die Dresdener Bank
sowie die Firma "The Niles Tool Works Company" in Hamilton.

Diese amerikanische Werkzeugmaschinenfabrik lieferte der in Deutschland neu eingerichteten Gesellschaft auf Grund eines Vertrages sämtliche Konstruktionszeichnungen für Werkzeugmaschinen. Sie stand auch bei der Planung des einzurichtenden Werkes beratend zur Verfügung und übernahm die erste Ausrüstung des in Berlin-Oberschöneweide errichteten Betriebes mit den für die Aufnahme der Fabrikation erforderlichen Werkzeugmaschinen. Der neu entstandene Betrieb entsprach sowohl in der technischen Ausstattung sowie in der geistigen Anlehnung an die amerikanische Gesellschaft voll und ganz den Vorstellungen des "NILES" Unternehmens der USA. Daraufhin wurde dem neuen Unternehmen gestattet, den Namen "Deutsche NILES Werkzeugmaschinenfabrik AG" zu tragen.
Im Fusionsvertrag mit den deutschen NILES Werken Berlin vom 22. Dezember 1930 wurde beschlossen, das Vermögen der Escher AG den deutschen NILES Werken mit dem Recht der Fortführung der ehemaligen "H. u. A. Escher AG" als Betriebsteil der NILES Werke zu übertragen. Die Aktien der "H. u. A. Escher AG" wurden von 800 RM Escher Stamm- und Vorzugsaktien auf 100 RM Aktien der NILES AG ab 31. Januar 1931 abgewertet. Die abgewerteten Aktien ergaben einen Betrag von 2.140 TRM, die das Sächsische Wirtschaftsministerium als Kredit an die NILES Werke AG gab. Alle offen gebliebenen Verpflichtungen der Escher AG, wie Bankschulden, wurden durch den Verkauf von Grundstücken, Gebäuden sowie durch Maschinenverkäufe des stillgelegten Werkes in Chemnitz getilgt.
Trotz Fusion mit dem großen Partner NILES blieb die wirtschaftliche Entwicklung im Siegmarer Werk angespannt, weil Absatz und Umsatz auf Grund der Weltwirtschaftskrise ständig zurückgingen. Um einen Ausweg zu suchen, die Produktion zu steigern sowie den Umsatz und Absatz zu erhöhen, damit sich die Anstrengungen durch Neukonstruktionen von neuen Drehmaschinentypen, die seit Mitte der 1920er Jahre erfolgte, auszahlten, unternahm die Betriebsleitung den Versuch, Kredite zur Erhaltung des Werkes Siegmar zu bekommen. Am 11. Februar 1931 richtete sich das Unternehmen NILES Berlin an das sächs. Wirtschaftsministerium mit der Bitte, einen Kredit von 250.000 RM zur Erhaltung des Werkes "H .u. A. Escher in Chemnitz" zu bewilligen (Auszug):
"Das Werk in Chemnitz, Zwickauer Str., welches etwa 300 Arbeitnehmer beschäftigt hatte, musste ganz geschlossen werden und im Werk Siegmar, Hermannstrasse, ging die Beschäftigung so zurück, dass nur noch 100 Arbeiter tätig sein konnten.
Außerdem sperrten uns die Banken, mit denen wir im jahrelangen Geschäftsverkehr standen, den Kredit, so dass wir Ende November 1930 vor die Alternative gestellt waren, entweder das Werk zu schließen und Konkurs anzusagen, oder uns an eine Gesellschaft anzulehnen, deren Verkaufsapparat den heutigen Zeitverhältnissen bereits angepasst war und die unseren Werken Aufträge zuführen konnte, die aber auch andererseits eine vorübergehende Stützung des Betriebes vorzunehmen in der Lage war."
Es gelang der Berliner Geschäftsführung in Verbindung mit dem Werk Siegmar einen Auftrag der russischen Regierung in Höhe von etwa 2 Mio. RM für das Unternehmen zu binden. Diese Aufträge umfassten speziell den Verkauf von Imperator-Drehbänken in verschiedenen Spitzenweiten, die Ende der 1920er Jahre neu entwickelt wurden. Es handelte sich hierbei um Escher-Einscheiben-Drehbänke (BE, CE, DE, EE, FE), die von Spitzenhöhe 300 mm bis 550 mm bis Ende 1932 im NILES Unternehmen weiter produziert wurden. Die Bezeichnung Imperator-Drehbank bzw. Deutsche Einheitsdrehbank durfte entsprechend der Mitteilung der Verkaufsabteilung auf Grund von Warenschutzgründen ab Oktober 1931 nicht mehr geführt werden.
Außerdem wurden in diesen russischen Aufträgen die international hochwertig eingeschätzten Escher Horizontalbohrwerke mit bestellt. Leider wurde die Erwartung der Firma enttäuscht, weil die Banken unter dem Druck der angespannten europäischen Wirtschafts- und Finanzlage keine Geldmittel zur Verfügung stellten, um diese Aufträge durchführen zu können. Als Fazit dieser Finanzpolitik der Banken war das Werk Siegmar als eine der größten Maschinenfabriken in Chemnitz in ihrem Fortbestand gefährdet. Aus dieser Notlage heraus gab es Überlegungen, diese für das Siegmarer Werk so wichtigen Aufträge in das Berliner Stammhaus Weißensee oder Reinickendorf zu verlagern. Die Kosten für eine Verlagerung der Produktion würden nicht im Verhältnis zum Nutzen stehen, was aus einem Schreiben vom 11. Februar 1931 zur Verlagerung der Produktion nach Berlin hervorgeht: "Außerdem wäre es im Interesse der sächsischen Wirtschalt höchst bedauerlich, wenn ein weltbekanntes Werk wie "Escher", in dessen Konstruktionen und in dem qualifizierten Arbeiter- und Angestelltenstamm sich die Früchte jahrzehntelanger Aufbauarbeit und Tradition zeigen, gänzlich aus dem Chemnitzer Bezirk verschwinden würde. Es ist an sich schon sehr schmerzlich, dass die Wiedereröffnung des Werkes Chemnitz, Zwickauer Str., noch nicht möglich war."
Die Belegschaft hat sich seit der Fusion 1930 bis Februar 1931 von 90 auf 300 Personen im Siegmarer Werk steigern können. Mit den russischen Aufträgen wäre es möglich, noch einmal 100 - 150 Personen einstellen zu können. Bei Abweisung des Kreditantrages würden sofort 300 Arbeitnehmer als Arbeitslose dem Chemnitzer Arbeitsamt zur Verfügung gestellt. Entsprechend des Schreibens vom 11. Mai 1931 vom sächsischen Wirtschaftsministerium wurde der Antrag als Darlehen in Höhe von 250.000 RM zu den geltenden rechtlichen Bedingungen gewährt.
Im Schreiben vom 5. Juli 1932 von NILES Berlin an das sächsische Wirtschaftsministerium wurde eingeschätzt, dass zwar Russenaufträge von insgesamt 4,3 Mio. RM vorlagen, jedoch nur Aufträge im Werte von 1,3 Mio. RM gefertigt werden durften, weil keine Bürgschaften für den Rest erteilt wurden. Durch die Bürgschaftsverweigerung ergab sich, dass mit einer Stilllegung der Produktion im Werk Siegmar im April/Mai 1932 zu rechnen war. Es war für die Betriebsleitung höchst peinlich, diesen Auftrag in Höhe von ca. 4 Mio. RM in seiner Gesamtsumme zweimal absagen zu müssen.

Umsatz, Werk Siegmar:
1930 1.275.207,- RM
1931 2.284.582,- RM, davon 1.826.849,- RM russische Aufträge

umfasst die Maschinentypen: Stufenscheiben-Drehbänke, Imperator-Drehbänke, Bohrwerke

Im Geschäftsbericht für das Jahr 1932 wurde eingeschätzt: "Im abgelaufenen Jahr 1932 ist die erhoffte Besserung der Wirtschaftslage nicht eingetreten. Außerordentliche Zurückhaltung der Behörden (wie Finanz- und Kreditinstitute bei Gewährung von Krediten und Bürgschaften) bei allen Beschaffungen hatten den allgemeinen Auftragsmangel noch verschärft. Das Ausland hat durch zahlreiche Maßnahmen den Absatz in den für uns in Frage kommenden Ländern noch weiter erschwert (Weltwirtschaftskrise). Die Pflege der Geschäftsbeziehungen mit Russland hatte die nachteiligen Auswirkungen dieser allgemeinen Verhältnisse nur teilweise ausgleichen können. Deshalb war auch im Werk Siegmar eine Vollbeschäftigung teilweise nicht möglich."
Die Geschäftsleitung entschloss sich, um aus der wirtschaftlichen Talsohle herauszukommen, mit neuen technisch hochentwickelten Drehmaschinentypen auf dem Weltmarkt sich präsent zu machen. Ab Januar 1933 begann man mit der Neukonstruktion der Drehbankreihen ED1 bis ED3 bzw. SD1 bis SD3, die mit einer Spitzenhöhe von 130 mm bis 260 mm ausgeführt werden konnten. Die Zielstellung war, die neu entwickelten Drehbanktypen zur Frühjahrsmesse 1934 in Leipzig den Kunden vorzustellen. In Auswertung der Ergebnisse der Frühjahrsmesse wurde festgestellt, dass die Kunden eine schnellstmögliche Lieferung der bestellten Drehbänke forderten. Um den Kundenwünschen gerecht zu werden, ist eine wirtschaftliche Fertigung der Aggregate und Teile zu erreichen. Es wurde festgelegt, eine sogenannte Vorratslager-Wirtschaft einzuführen, d. h. fertige Aggregate sowie langlaufende Teile in einer wirtschaftlich festgelegten Stückzahl auf Lager zu legen. Damit sollte erreicht werden, dass von der Bestellung bis zur Auslieferung der kürzeste Liefertermin den Kunden zugesagt werden konnte. Auf der Frühjahrsmesse 1934 wurden als festzugesagte Bestellungen neun Drehbänke der neuen ED- und SD-Serie abgeschlossen und Anbahnungen ohne Vertragsabschluss waren sehr zahlreich, die im Laufe des Jahres noch realisiert wurden.
Der Durchschnittspreis einer ED- oder SD-Drehbank betrug ca. 3.500 RM. Ausgehend von der Notverordnung und dem Arbeitsbeschaffungsprogramm der damaligen Reichsregierung von 1933 ergab sich eine Wirtschaftsbelebung für das Unternehmen. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit konnten beseitigt sowie neue Arbeitskräfte eingestellt werden. Diese Maßnahmen wirkten positiv für die Weiterentwicklung dieses Unternehmens. Durch die guten Vertragsabschlüsse mit dem In- und Ausland war es möglich, den Umsatz 1934 von 1.294 TRM im Jahre 1935 auf 3.589 TRM zu erhöhen. Der monatliche Produktionsausstoß 1935 belief sich bei Drehbänken auf ca. 27 der Typen ED1 bis ED3 und SD1 bis SD3. Im Monat wurden außerdem ca. 6-7 Bohrwerke der Type "W" ausgeliefert.
Im Jahre 1936 konnte das Unternehmen die Arbeitskräfte von 540 auf 692 Personen aufstocken. Nach jahrelangen Bemühen war es dem Unternehmen möglich, 102 Aufträge für die UdSSR von Achsenbearbeitungsmaschinen zu erhalten (Auszug aus der Vereinbarung vom 15. August 1935). Somit konnte der Jahresumsatz von 3.589 TRM im Jahre 1935 auf 6.493 TRM im Jahre 1936 erhöht werden.
Durch Messeberichte sowie durch Untersuchungen und Gegenüberstellungen von Maschinen der Konkurrenzfirmen, wie Schärer, Dietzmann & Schönherr, Böhringer, sah sich die Betriebsleitung des Unternehmens veranlasst, eine Neu- oder Weiterentwicklung ihres derzeitigen Drehbankprogrammes vorzunehmen. Konstrukteur Lupberger (vormals Konstrukteur bei Schärer) brachte bereits 1935 zum Ausdruck, dass der Verkauf mit gleichzeitiger Steigerung der Produktion nur zu erreichen ist, wenn folgende Parameter an eine neu zu entwickelte Drehbank gestellt werden, die den Kundenwünschen entsprechen:

- Verkürzung der Drehzeiten durch vielseitige Ausrüstungen der Supporte
- schnellwechselbare Stahlhalter
- Mehrfach-Stahlhalter
- Ausführung mit 2-Supporten mit gegenläufiger unabhängiger Bewegung
- Eilgang für Bettschlitten ab 300 mm Spitzenhöhe
- kräftige Gestaltung des Supportoberteiles entsprechend der Konkurrenzfirmen (Schwingungsverringerung, dadurch besseres Drehbild)

Der Vergleich mit den Konkurrenzfirmen wurde auch 1936 fortgeführt, was zu einer Neukonstruktion der neuen Drehbankreihe "NILES Hochleistungs-Schnelldrehbänke" Modell N1 bis N8 führte.

Die Typenbezeichnung wurde aus folgendem Grunde gewählt:

- N für NILES
- 1 bis 8 für Spitzenhöhen von 200 bis 450 mm

Im Oktober 1937 wurde die neue Serie in die Produktion eingeführt.

Ursprünglich war die serienmäßige Lieferung von N-Drehbänken bereits schon ab dem 3. Quartal 1937 vorgesehen. Infolge nicht rechtzeitigen Auslaufens der alten Typen ED wurde daraufhin die Lieferung zurückgestellt für das 4. Quartal 1937. Im Einführungsjahr der neuen Baureihe wurden bereits 50 Maschinen zum Versand gebracht.

In den folgenden Jahren wurden N-Drehbänke mit unterschiedlichen Spitzenhöhen und Drehlängen gefertigt.

1938: 495 Stück
1939: 427 Stück
1940: 483 Stück
1941: 486 Stück
1942: 443 Stück
1943: 1.Quartal 116 Stück

Zum Betriebsappell am 12. April 1943 wurde die 2.500. Drehbank der N-Baureihe zum Versand gebracht und entsprechend gewürdigt. Rüstungsaufträge des deutschen Reiches brachten diese enorme Steigerung der Drehbankproduktion des Werkes Siegmar. Einer der Hauptabnehmer von Drehbänken war allein mit 110 Stück die Fa. Friedrich Krupp. Diese Aufträge brachten dem Unternehmen eine Vollbeschäftigung, was sich in den nachfolgenden Beschäftigungszahlen ausdrückt:

1937: 829 Beschäftigte
1938: 916 Beschäftigte
1939: 951 Beschäftigte
1940: 954 Beschäftigte

Der jährliche Umsatz im Jahre 1937 bis 1940 veränderte sich einschließlich der Bohrwerksproduktion, von welchen nachfolgend hingewiesen wird, von 7,6 Mio. RM auf 11,1 Mio. RM.

7.2 Bohrwerksprogramm der NILES AG, Zweigwerk Siegmar
Die "H .u. A. Escher AG" produzierte bereits schon seit 1910 Bohr- und Fräswerke in verschiedenen Typen (Spindeldurchmesser). Während des Krieges 1914 bis 1918 ruhte jedoch die Fabrikation. Sie wurde nach dem Krieg wieder aufgenommen. Die Qualität der Escher-Bohrwerke suchte in der damaligen Zeit auf dem Werkzeugmaschinenmarkt seines Gleichen. Neben der Drehbankproduktion, was die Hauptproduktion war, wurden vom 26. März 1919 bis 27. November 1929 insgesamt 143 Bohrwerke geliefert. Diese Bohrwerke wurden auch nach der Fusion weiter produziert. Sie wurden später nicht mehr unter "Escher-Bohrwerk" sondern als "NILES-Waagerechtbohr- und -fräswerk" auf dem Werkzeugmaschinenmarkt angeboten. Die Produktion von Bohrwerken und Drehbänken erreichte jährlich 50 Prozent Umsatz. Im Messebericht im Jahre 1935 kommt zum Ausdruck, dass die NILES-Bohrwerke im Vergleich zu den Konkurrenzerzeugnissen keine Konkurrenz zu fürchten hatte (Fa. Schiess, Lindner, Stenzel & Co.). In Bezug auf Bedienungszeiten der Maschinen, auf äußeren Aufbau und stabiles Aussehen wurde behauptet, dass die Konkurrenz nichts Besseres zeigen konnte, im Gegenteil zeitraubende und umständliche Bedienungselemente vorhanden waren. Das Bohrwerksprogramm wurde bis 1945 weitergeführt. Eine bis dahin ständige technische Verbesserung der Bohrwerke machte es zu einer begehrten Werkzeugmaschine (siehe Anlage zur technischen Dokumentation).

7.3 NILES Werk Siegmar in den Jahren des 2. Weltkrieges
Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges im September 1939 ergaben sich für das Siegmarer Werk im Laufe der Kriegsjahre Veränderungen im traditionellen Produktionsprofil. Der Auslandsexport verringerte sich, weil alle Länder, die sich mit Deutschland im Kriegszustand befanden, ihre Bestellungen stornierten. Dieser Exportausfall wurde durch Kunden auf anderen Auslandsmärkten ausgeglichen. Auch seitens der Reichsregierung wurde ein Lieferverbot verordnet. Durch die Einberufung von Beschäftigten zum Wehrdienst und alle ihm gleichgestellten Dienste kam es zu einem Facharbeitermangel, der durch Umschulungen von Angestellten und anderen Berufsgruppen, hauptsächlich von Frauen, beseitigt werden sollte. In den Kriegsjahren ab 1939 bestand eine Vollbeschäftigung. Es wurde angeordnet, verstärkt im Schichtbetrieb zu arbeiten und ab 28. Juli 1941 wurde die wöchentliche Arbeitszeit auf 56,75 Std. erhöht. Gegen Verstöße der Arbeitszeitregelung wurden beim Zuspätkommen und Zufrühgehen, was zum Teil bis auf 1 Min. der Arbeitszeit schriftlich festgehalten wurde, mit Lohnabzug geahndet. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen war 1940 die Wiedereinführung eines warmen Mittagessens für die Belegschaft, welches durch eine Gemeinschaftsküche angeliefert wurde. Die Lehrlinge erhielten die Speisen kostenlos. Die derzeitig bestehende Auftragslage machte eine Erweiterung der Werkstätten erforderlich. Mit den Erschließungsarbeiten wurde 1941 begonnen; sie konnten aber auf Grund der fortschreitenden Kriegsereignisse nicht zur Vollendung gebracht werden.

Das Fertigungsprogramm von 1940 bis 1944 umfasste:

- Drehbänke der N-Reihe mit Einschränkungen, d. h. Auslaufen der N1- und N2-Reihe ab 1943
- Bohrwerke
- Karussell-Drehbänke durch Übernahme der Produktion von Berlin-Weißensee 1943
- Pittler-Mehrspindelautomaten für die Wälzlagerindustrie auf Anweisung des Hauptausschusses des Maschinenbaues am 12. August 1944 beim Kriegsministerium.


Gefertigte Erzeugnisse von 1940 bis 1944:

1940 1941 1942 1943 1944

Spitzen-Drehbänke 490 493 437 342 193
Bohrwerke 296 275 193 115 -
Karussell-Drehbänke 87 191

Außerdem wurden ab Dezember 1944 entsprechend der Auflage vom 20. Juli 1944 insgesamt 100 Pittler-Mehrspindelautomaten RT 2/4/64 mit einem monatlichen Ausstoß von zehn Stück gefertigt. Die Konstruktion wurde von der Pittler AG, Leipzig übernommen.
Das Deutsche NILES Unternehmen, Werk Siegmar hatte bis Ende 1943 keine speziellen Rüstungsaufträge erhalten. Das Produktionsprogramm beinhaltete immer noch Drehbänke, Karussell-Drehbänke und Bohrwerke. Ab 1944 wurden lediglich viele kleinere Aufträge für Fremdfirmen, die sich mit Rüstungsgütern befassten, ausgeführt. Der Gesamtwert betrug im Jahre 1944 bis 1945 insgesamt 931.000 RM. Das Stammhaus "NILES" Weißensee stellte deshalb am 16. Dezember 1944 den Antrag zur wehrwirtschaftlichen Betreuung des Werkes Siegmar, um Aufträge für die Rüstungsindustrie zu erhalten.
Ende 1944 war bereits abzusehen, wie sich die Entwicklung des 2. Weltkrieges gestalten würde. Von den verstärkten Luftangriffen war das Werk Siegmar nur teilweise betroffen. Es kam nur durch Brandbombenabwürfe zu geringfügigen Dachbränden und die Produktion konnte ungehindert weitergeführt werden. Durch die schweren Luftangriffe im Februar/März 1945 auf Chemnitz wurde zwar das Werk Siegmar verschont, jedoch eine große Anzahl der Beschäftigten verlor ihre Wohnstätten und ihr Hab und Gut, was zu großen Produktionsausfällen führte. Die ausfallende Arbeitszeit wurde laut Festlegung der Betriebsleitung in der fliegeralarmfreien Zeit nachgearbeitet. Besonders herauszustellen ist, mit welchem persönlichen Einsatz die Beschäftigten des NILES Werkes Siegmar unter diesen schweren Umständen die Produktion aufrechterhielten. Als Beispiel für alle Beschäftigten sollte der Reisebericht des Warenbeschaffers Seltmann stehen, der im Auftrage der Geschäftsleitung eine Reise vom 4. bis 15. April 1945 nach Schmalkalden, Stuttgart und Schwenningen unternahm, um Werkzeuge, Ladergehäuse, ein Innenmessgerät und 20 Stück Spiralbohrer zu holen. Seltmann bereiste unter Kriegseinwirkungen insgesamt 1.200 km, wovon er durch Zugausfälle, Luftangriffe, Feindberührung mit den Amerikanern und Bombenangriffen ca. 400 km zu Fuß zurücklegte. Mit der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 begann für das Unternehmen Siegmar ein neuer Zeitabschnitt.

8. Allgemeine Entwicklung nach der Fusion mit NILES AG Berlin ab 1930
Im Werk Siegmar der NILES AG Berlin wurden nach der Fusion verschiedene Modernisierungsmaßnahmen an Gebäuden und vor allem am Maschinenpark vorgenommen. Es wurde bereits schon an anderer Stelle darauf hingewiesen, dass sehr alte Werkzeugmaschinen im Bestand der Escher-AG vorhanden waren. Die älteste Maschine war eine Fräsmaschine aus dem Jahre 1890, die noch von Hermann Escher gebaut worden war. Der neue Hausherr war finanziell in der Lage, z. B. Drehbänke, die aus der eigenen Produktion stammten, in seinen Betriebsteilen einzusetzen. Das hatte den Vorteil, dass seine eigenen Konstruktionen getestet, Schwachstellen rechtzeitig erkannt und beseitigt werden konnten.

Investitionen für Arbeitsmaschinen und Fertigungseinrichtungen

Jahr Wert

1931 50.125 RM
1938 196.928 RM
1942 285.161 RM
1943 156.166 RM
1944 38.663 RM

Größere Erweiterungsbauten waren nicht vorgesehen. Man beschränkte sich auf Werterhaltungen oder notwendige Einrichtungen für die Produktion, z. B. den Neubau einer Klempnerei.
Durch lange Arbeitslosigkeit bis 1933 hatte sich ein Facharbeitermangel ergeben. Umschulungsmaßnahmen und verstärkte Lehrlingsausbildung sollten diesen Mangel beseitigen, um den zu erwartenden Aufschwung in der Industrie mit qualifizierten Fachkräften abzusichern. Eine im Laufe des Jahres durchgeführte Modernisierung der Produktionsmittel, Verfahrensweisen und Technologien hatten zur Folge, dass qualifizierte Fachkräfte ausgebildet werden mussten. Mit steigenden Aufträgen ab 1933 war es möglich, ehemalige Arbeitslose von NILES und andere Arbeitnehmer wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern. So konnten die Beschäftigten von 1933 bis 1940 von 133 auf 954 ansteigen. Außerdem wurde ein Jahresumsatz 1933 bis 1940 von 630.083 RM auf 11.088.990 RM erreicht. Mit zunehmender Umsatzsteigerung war es dem Unternehmen möglich, verschiedene Sozialmaßnahmen für die Beschäftigten einzuführen. Es wurde 1938 eine sogenannte Wohlfahrtskasse gebildet, durch die in Not geratene oder lange krankgeschriebene Arbeitnehmer unterstützt werden konnten. Außerdem wurde eine Weihnachtsgratifikation eingeführt. Gemeinsame Theaterbesuche für die Belegschaft mit Angehörigen waren Ausdruck einer gewissen Anerkennung für die geleistete Arbeit. Für alle Beschäftigten im Unternehmen bestand die Möglichkeit, durch Reihen- und Röntgenuntersuchungen ihren Gesundheitszustand überprüfen zu lassen. Am Arbeiter-Wohnungsbauprogramn der Reichsregierung beteiligte sich das Siegmarer Werk bis 1939 in verschiedenen Baugesellschaften der Stadt und schaffte somit für 34 NILES-Stammarbeiter Wohnraum.
Mit Gründung der NILES-Siedlungsgemeinschaft Siegmar kaufte man 1940 zu diesem Zwecke ein Areal von 91.000 qm in der Flur Niederrabenstein. Aber durch den 2. Weltkrieg wurden geplante Vorhaben nicht mehr durchgeführt. Die Betreuung der Wehrmachtsangehörigen und deren Familien während der Kriegsjahre hatte im sozialen Gefüge einen festen Platz. Die leidvolle Geschichte des 2. Weltkrieges ist auch am Siegmarer Werk nicht spurlos vorüber gegangen. Von den ca. 1.000 Beschäftigten hatte das Werk 100 gefallene Wehrmachtsangehörige zu beklagen. Geplante Erweiterungsbauten ab 1941 konnten auf Grund der Kriegsumstände nicht fertiggestellt werden.
Obwohl das Siegmarer Werk kein reiner Rüstungsbetrieb war, wurden gerade Drehmaschinen und Karussell-Drehbänke für andere Rüstungsbetriebe benötigt. Durch Einberufung zur Wehrmacht bestand ein Arbeitskräftemangel in der Produktion, der durch den Einsatz von französischen Kriegsgefangenen ausgeglichen wurde. Russische Kriegsgefangene wurden für Erschließungsarbeiten des geplanten Neubaus eingesetzt und die Ostarbeiter zu Hilfsarbeiten in der Produktion. Bei Ende des Krieges war das Werk Siegmar ein sehr gut erhaltener ohne Kriegsschäden versehener Betrieb. Die Geschäftsführung des Werkes hatte es in den Kriegsjahren immer verstanden, eine hoch qualifizierte Belegschaft zu besitzen. Bei Kriegsende waren 57 Prozent der Belegschaft Facharbeiter. Ab 8. Mai 1945 wechselte das Unternehmen in eine andere Eigentumsform und wurde der sowjetischen Militärverwaltung unterstellt.

9. Vom Reparationsbetrieb der sowjetischen Militäradministration zum VEB Großdrehmaschinenbau "8. Mai" 1945 bis 1970
Die Hauptverwaltung der NILES GmbH in Berlin, wovon das Werk Siegmar als Zweigbetrieb verwaltungsmäßig abhängig war, wurde von der SMA besetzt. Demzufolge bestanden zum Stammbetrieb keine Verbindungen auf ökonomischen und verwaltungstechnischen Gebieten mehr. Um die Weiterführung des Betriebes zu gewährleisten, entschloss man sich selbständig die Produktion von Werkzeugmaschinen fortzuführen. Nach der Ablösung der bisherigen Geschäftsleitung (Leha, Müller) im Oktober 1945 wurde durch die SMA und mit Zustimmung des neugebildeten Betriebsausschusses unter der Leitung Arthur Grabners Ing. Zimmermann als kommissarischer Treuhänder am 2. Oktober 1945 eingesetzt. Bereits im Laufe des Jahres 1945 wandten sich die ehemaligen Handelsvertreter der NILES-Drehmaschinen GmbH mit der Bitte an das Werk, ihnen Werkzeugmaschinen zur Verfügung zu stellen, die sie auf Grund des Wiederaufbaues den beschädigten Betrieben zum Verkauf anbieten wollten. Die Deutsche NILES Werke Siegmar wurden auf der Liste der so genannten C-Betriebe geführt. Diese Produktionsstätten waren meist Unternehmen mit unklaren Besitzverhältnissen, z. B. Kapital aus Ländern der Anti-Hitler-Koalition, sowie Betriebe, die für Reparationsleistungen der SMA bestimmt waren. Dieses Unternehmen wurde treuhänderisch geführt und waren der Landesverwaltung Sachsen unterstellt. Von der russischen Besatzungsmacht bestand für das Werk die Anweisung, die Produktion fortzuführen, wo sie im April 1945 liegengeblieben war; d. h. also, dass der Bau von Werkzeugmaschinen wieder aufgenommen werden musste und das man darüber hinaus verpflichtet war, auf keinen Fall Maschinen an inländische Käufer abzugeben, es sei denn, dass die ausdrückliche Genehmigung der SMA dazu vorlag (Bericht Übernahmebilanz per 1. April 1946).
Auf Grund der Anweisung durch die SMA, das Werk ausschließlich für Reparationsleistungen produzieren zu lassen, wurden neben dem traditionellen Sortiment des Unternehmens, wie den Drehmaschinentypen der N-Reihe 1 bis 8 sowie den Kesseldrehbänken und Bohrwerken, auch Sonderaufträge vom sowjetischen Konstruktionsbüro der SMA realisiert. Als Sonderaufträge wurden im Betrieb folgende Maschinen und Aggregate gefertigt:

- Räderfräsautomat RS 1/2 (Modell Pfauter)
- Rollgänge für Walzwerkausrüstungen
- Drehmaschinen zur Bearbeitung von Radsätzen für die Eisenbahn
- Hochleistungs-Schnelldrehbänke für Drehversuche mit Hartmetallwerkzeuge

Außerdem wurde eine Großwälzfräsmaschine WFS 5 zur Bearbeitung von Zahnrädern bis Modul 50 gefertigt. Diese Maschine war in ihrer monumentalen Ausführung in technischer und wirtschaftlicher Konzipierung für die damalige Zeit bedeutend. Als Anerkennung für diese Leistung wurde das Entwicklungskollektiv mit dem Nationalpreis II. Klasse ausgezeichnet.
Im März 1946 wurde von der Landesverwaltung Sachsen Ing. Friedrich Schneider als Treu-händer für das Unternehmen eingesetzt. Unter seiner Leitung, in Verbindung mit Egon Grosch als Technischer Leiter, Walter Zeitel als Kalkulationschef und Georg Lupberger als Chefkonstrukteur, entwickelte sich ab 1946, dank der Reparationsaufträge, ein leistungsfähiges Unternehmen. Im Bericht an die Landesverwaltung Sachsen vom 31. Juli 1946 wurden als Reparationsaufträge 629 Stück WMZ im Werte von 12.218.000 RM ausgewiesen.
Am 1. April 1946 waren 468 Beschäftigte im Betrieb tätig. Auf Grund umfangreicher Reparationsaufträge konnte die Zahl bis zum 1. September 1946 auf 915 Arbeitnehmer erhöht werden. Die in den vier Monaten um ca. 100 Prozent gestiegene Beschäftigtenzahl wurde dadurch erreicht, dass sich alte bewährte Mitarbeiter wieder im Unternehmen meldeten, die durch Kriegseinwirkungen ihren Arbeitsplatz verloren hatten. Die hohe Bedeutung der Reparationsleistungen veranlasste das Arbeitsamt Chemnitz, Fachkräfte aus dem Maschinenbau, die nicht mehr in diesem Beruf tätig waren, zum Teil für diese Unternehmen zwangsweise zu verpflichten. Die Landesregierung Sachsen teilte am 25. Juni 1948 dem Betriebsrat und der Betriebsleitung mit, dass das Unternehmen als Volkseigentum zu betrachten sei. Ab 1. Juli 1948 hieß der Betrieb VVB WMW Deutsche NILES Werke. Das Unternehmen wurde von der C-Liste der SMA gestrichen. Die "Deutschen NILES Werke" Chemnitz gehörten somit der Vereinigung volkseigener Betriebe Werkzeugmaschinen und Werkzeuge (VVB WMW) an und waren der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) unterstellt. Durch günstige Vertragsabschlüsse auf Messen im Jahre 1949 entschloss sich die DWK, diesen Betrieb durch den Bau von neuen Produktionsanlagen auf Grund der zu erwartenden Steigerung der Produktion zu erweitern.
Mit der Abberufung des Treuhänders und gleichzeitigen Werkleiters Ing. Friedrich Schneider in das Ministerium wurde der Werkmeister Paul Barthel am 16. Sept.1950 zum ersten Betriebsdirektor berufen. Durch die Bereitstellung von ca. 7,0 Mio. M Investitionsmitteln wurden in den Jahren 1949 bis 1952 folgende Neu- und Erweiterungsbauten durchgeführt.

1. eine neue Guss-Hofkrananlage,
2. ein dreietagiger Geschoßneubau,
3. ein Gussputzhaus mit künstlicher Alterierungsanlage,
4. ein Flachbau als Maschinenhalle,
5. ein Transformatoren-Umspannhaus mit Schaltzentrale,
6. ein neues Kesselhaus mit automatischer Brennstoffbeschickung,
7. ein Feinmesshaus mit moderner Klimaanlage,
8. Neu- und Erweiterungsbau Härterei-Schmiede
9. Erweiterungsbauten für den Versand und die Verwaltung,
10. als Sozialbau für die Werktätigen des Unternehmens wurde ein Kulturhaus mit Großküchenanlage, Speisesäle, sowie Garderobenräume errichtet.

Durch diese Investitionen zur Steigerung der Warenproduktion erhöhte sich die Produktionsfläche des Betriebes um 10.045 qm. Mit der Bewilligung dieser Investitionsmittel wurde gleichzeitig eine weitere Steigerung der Warenproduktion vorausgesetzt. Die Planaufgaben für 1951 verlangten gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung der Produktion um 36 Prozent. Anfang 1951 wurden die ersten neu errichteten Produktionsflächen bezogen und die dafür vorgesehenen Maschinen umgesetzt. Mit der Umbenennung der Stadt Chemnitz in Karl-Marx-Stadt 1953 wurde gleichzeitig der Betriebsname "Deutsche NILES Werke" in Großdrehmaschinenbau "8. Mai" geändert. Mit der Fertigstellung der Erweiterungsbauten im Jahre 1952/53 begann der Aufschwung der Maschinenfertigung bis ins Jahr 1956. Die Arbeitsproduktivität ausgehend vom Jahr 1946 bis 1956 wurde um das Dreifache gesteigert.
Funktionsträger im Betrieb waren Chefkonstrukteur Ing. Georg Lupberger, Einkaufsleiter Walter Jordan, Verkaufsleiter Georg Hoppert, Konstrukteur Alfred Wirthgen, Montagemeister Franz, Drehermeister Kurt Grundke und der Technische Leiter Ing. Gerhard Uhlmann. Die unter der Leitung von Lupberger neu entwickelten Drehmaschinentypen im Baukastensystem waren wichtige Erzeugnisse im Unternehmen, die bis im Jahre 1972 mit laufenden konstruktiven Ergänzungen im Fertigungsprogramm waren. Aus gesundheitlichen Gründen wurde Betriebsdirektor Paul Barthel am 1. Juni 1956 von seiner Funktion entbunden. Die Leitung des Betriebes übernahm zu diesem Zeitpunkt der Planungsleiter des Unternehmens, Ing. Kurt Prager. Unter seiner Führung vergrößerte sich das Unternehmen durch Angliederung von kleineren Betrieben, wie die ehemalige Drehmaschinenfabrik "Dietzmann & Schönherr", Erlau und die ehemalige Drehmaschinenfabrik "Arnst", Mittweida. Im Zeitraum seines Wirkens bis 1963 vollzog sich im Unternehmen die technische Erzeugnisentwicklung unter Leitung von Ing. Alfred Wirthgen. Im Rahmen der Umstrukturierungen und Spezialisierungen im Bereich der VVB Werkzeugmaschinen übernahm der VEB Großdrehmaschinenbau "8. Mai" die Produktion von Trommel-Revolverdrehmaschinen, Hinterdrehmaschinen sowie Sonder- und Spezialmaschinen (Dreh-Bohr-Abstechmaschinen). Außerdem wurde eine Universalmaschine DFU 500 entwickelt, auf welcher folgende Bearbeitungen ausgeführt werden konnten: Drehen, Hobeln, Stoßen, Fräsen, Schleifen, Bohren. An dieser Entwicklung hatte der Konstrukteur Ing. Günter Wagenzink einen hohen Anteil. Die Einsatzgebiete für diesen Maschinentyp waren Reparaturwerkstätten, Schiffsaurüstungen (Reparatur), Militärwerkstätten und Handwerker. Diese Maschine wurde von 1956 bis 1969 gefertigt.
Die weltweite technische und wirtschaftliche Entwicklung zwang den Betrieb dazu, Rationalisierungen in der Produktion durchzuführen, um bei Beibehaltung des Arbeitszeitvermögens eine bedeutend höhere Produktivität zu erreichen. Es wurden folgende Rationalisierungsmaßnahmen durchgeführt: Bau von Rationalisierungsmittel, wie Mehrspindelbohrmaschinen zur Bearbeitung von Spindel- und Getriebekästen; Einführung einer spezialisierten Fertigung, z. B. Reitstockfertigung im BT Mittweida und Zahnradfließfertigung einschl. Induktivhärten im Hauptbetrieb; verwaltungstechnische Verbesserung durch die Einführung der Lochkartentechnik im Jahre 1959.
In den 1960er Jahren bestanden große Schwierigkeiten, Maschinen in hoher Güte den Kunden anbieten zu können. Benötigte Materialien mit hoher Qualität, die in der DDR nicht vorhanden waren, wie Kugellager, Keilriemen, Schmierfette u. ä. mussten vom westlichen Ausland bezogen werden. Aus Mangel an Valutamitteln mussten deshalb teilweise Austauschwerkstoffe eingesetzt werden, wodurch die Qualität der Erzeugnisse nicht immer gewährleistet war.
Mit der Abberufung des Betriebsdirektors Ing. Kurt Prager übernahm am 16. September 1963 Dipl.-Ing.-Ök. Manfred Speck die Leitung des Betriebes. Als Leiter der Entwicklung wurde Dipl.-Ing. Siegfried Conrad eingesetzt. Das Unternehmen war 1964 der größte Drehmaschinenproduzent der DDR und alleiniger Hersteller von Zug- und Leitspindeldrehmaschinen. Die Ent-wicklung von numerisch gesteuerten Drehmaschinen, die bereits 1963 begann, machte den Betrieb durch vielseitige Konstruktionen von Drehmaschinentypen mit NC-Steuerung auf dem Weltmarkt bekannt. Der VEB Großdrehmaschinenbau "8. Mai" war auch der zweitgrößte Betrieb des Industriezweiges Werkzeugmaschinen. Durch eine ständige umfassende Rationalisierung des Produktionsprozesses erreichte der Betrieb ein hohes technologisches Niveau der Fertigung und lag hinsichtlich der Produktivität, der Anwendung moderner hochproduktiver Technologien mit an der Spitze des Industriezweiges, so wurden beispielsweise 48 Prozent der Produktionsmaschinen in Mehr-Maschinen-Bedienung genutzt.
Im Zeitraum von 1957 bis 1966 wurde die industrielle Warenproduktion des Betriebes auf 173,9 Prozent gesteigert. Der Exportanteil des Betriebes hatte sich in den letzten zehn Jahren auf über 300 Prozent entwickelt. Die Erzeugnisse wurden in über 50 Länder exportiert. Der Betrieb wurde mit dem "Banner der Arbeit" (1. Mai 1961) und dem "Vaterländischen Verdienstorden in Silber" (1. Mai 1963) ausgezeichnet und erhielt auf Messen zahlreiche "Messegold-Medaillen" für die neuentwickelten Erzeugnisse.

Der Entwicklung des internationalen Trends auf dem Gebiet der Drehmaschinenproduktion Rechnung tragend, wurde das Produktionsprogramm bis 1970 durch drei Maschinenarten als Haupterzeugnisse bestimmt:
1. Leit- und Zugspindeldrehmaschinen 315 bis 1250 mm Umlaufdurchmesser in Baukastensystemen mit einem hohen Automatisierungsgrad einschließlich numerisch gesteuerter Maschinen;
2. Revolverdrehmaschinen in der Größenordnung mit 63 mm bis 100 mm Durchlass mit der Möglichkeit einer hohen Automatisierung;
3. Hinterdrehmaschinen mit Automatisierung des Arbeitsablaufes zur produktiven Herstellung von Fräser.

Die vollständige Findbucheinleitung befindet sich im Papierfindmittel.
Von Escher zu Niles-Simmons. Escher - Familie und Unternehmen 1874 bis 1930, Teil 1. Werkzeugmaschinenfabrik Hermann & Alfred Escher AG, Teil 2. - In: Museumskurier des Chemnitzer Industriemuseums und seienes Fördervereins, 33. Ausgabe, Juni 2014, S. 20 - 23

Klaus Müller: Zwangsarbeit im Werkzeugmaschinenbaubetrieb "Deutsche Niles-Werke AG", Siegmar-Schönau. in: Fremd- und Zwangsarbeit in Sachsen 1939-1945. Beiträge eines Kolloquiums in Chemnitz am 16. April 2002 und Begleitband einer Gemeinschaftsausstellung der Sächsischen Staatsarchive / Sächsisches Staatsarchiv Leipzig [Hrsg.] ; Gerald Kolditz [Red.] - Halle/Saale : mdv, 2002. - 174 S. mit Abb
(Veröffentlichungen der Sächsischen Archivverwaltung)

Altersunterstützung.- Krankenunterstützung.- Arbeitsschutz.- Ausländische Arbeitskräfte, Kriegsgefangene und „Ostarbeiter“.- Bauvorhaben.- Berufsausbildung.- Bilanzen.- Bilder von Maschinen.- DAF-Betriebsappelle.- Export in die Sowjetunion.- Feldpostbriefe und Feldpostkarten.- Fotos von Wehrmachtsangehörigen.- Fusionsvertrag zwischen der Fa. Hermann & Alfred Escher, Werkzeugmaschinenfabrik AG, Siegmar und der Deutschen NILES Werke AG, Berlin-Weißensee (1930).- Geschäftsberichte.- Grundbesitz.- Grundstücksangelegenheiten.- Inventuren.- Kaufverträge.- Mietverträge.- „Kriegsverdienst-Auszeichnungen“.- Lagepläne.- Lehrgänge und Schulungen der NSDAP und SA.- Lohnlisten.- Luftschutzmaßnahmen.- Meldungen an die Gestapo.- Patentangelegenheiten.- Personalakten.- Preislisten.- Produktion.- Prospekte.- Reiseberichte.- Silikosebekämpfung.- Statistiken.- Unfallanzeigen.- Vertrauensrat.- Vertreterverträge.- Werkschar 328 der NSDAP.- Zeichnungen.- Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Chemnitz.- Zweiggleisanlagen.- Akten und Sammlungsgut aus der Provenienz der Zentrale der Deutsche Niles Werke Aktiengesellschaft, Berlin-Weißensee.
1906 sind die Firmen Werkzeugmaschinenfabrik Alfred Escher GmbH in Siegmar sowie Maschinenfabrik und Gießerei Hermann Escher in Chemnitz zur H. u. A. Escher AG, Chemnitz zusammengeschlossen worden. Im Dezember 1930 fusionierte die Aktiengesellschaft mit der Deutsche Niles Werkzeugmaschinen AG Berlin, der Standort Siegmar wurde als Zweigwerk der NILES -Werke fortgeführt. Das an der Zwickauer Straße in Chemnitz gelegene Werk wurde stillgelegt. Die geschäftliche Situation im Werk Siegmar blieb zunächst weiter angespannt. Durch die Entwicklung und Produktion neuer technisch hochentwicklter Drehmaschinentypen ab 1933 konnte sich das Unternehmen konsolidieren. Das Fertigungsprogramm umfasste von 1940 bis 1944 Drehbänke der N-Reihe, Bohrwerke, ab 1943 Karussell-Drehbänke durch die Übernahme der Produktion von Berlin-Weißensee und Pittler-Mehrspindelautomaten für die Wälzlagerindustrie. Kriegsschäden erlitt das Werk Siegmar nur in geringem Maße. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde der Betrieb als Treuhandbetrieb der Landesregierung Sachsen unterstellt und im Juni 1948 in Volkseigentum überführt. Seit April 1946 sind Reparationsaufträge ausgeführt worden. Ab 1. Juli 1948 firmierte der Betrieb als VVB Deutsche Niles Werke Chemnitz. Er war ein Betrieb der Vereinigung Volkseigener Betriebe Werkzeugmaschinen und Werkzeuge (VVB WMW). Mit Umbenennung des Stadt Chemnitz 1953 ist auch die Firmierung des Betriebes in VEB Großdrehmaschinenbau "8. Mai", Karl-Marx-Stadt erfolgt.
  • 2013 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-15 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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