Beständeübersicht
Bestand
21089 Johann Friedrich Gleditsch, Verlag und Buchhandlung, Leipzig
Datierung | 1780 - 1832 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 0,50 |
Geschichte von Verlag und Buchhandlung Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig
Johann Friedrich Gleditsch wurde 1653 als Sohn eines Pfarrers in Eschdorf bei Pirna geboren. Nach seiner Ausbildung zum Buchhändler trat er im Jahr 1681 als Handelsdiener in die Buchhandlung des 1680 verstorbenen Johann Friedrich Fritsch ein und heiratete kurz darauf dessen Witwe.[01] Er entwickelte das wissenschaftliche Verlagsprofil des bereits bekannten Unternehmens erfolgreich weiter. Seit 1682 gab Gleditsch die "Acta Eruditorum" heraus, ein periodisch erscheinendes wissenschaftliches Journal, das als erstes deutsches Gelehrtenorgan gilt.[02] 1693 übergab er die Buchhandlung seinem Stiefsohn Thomas Fritsch und gründete 1694 ein eigenes Unternehmen. Gleditsch spezialisierte sich auf die Herausgabe von Lexika, u. a. die des Hamburger Gymnasialdirektors Johann Hübner. 1716 starb Johann Friedrich Gleditsch.
Das Unternehmen wurde durch seinen Sohn Johann Gottlieb Gleditsch weitergeführt und erreichte unter seiner Führung die größte Ausdehnung. Der neue Verlagsinhaber erwarb 1716 auch das Rittergut Neuscherbitz für die Familie Gleditsch. 1738 verstarb Johann Gottlieb unerwartet und der Verlag wurde von seinem Sohn Johann Friedrich III. übernommen. Dieser kaufte 1741 die Buchhandlung der Familie Fritsch.[03] Nach dem Tod Johann Friedrichs führte seine Witwe Christiane Henriette die Verlagsbuchhandlung weiter, deren wirtschaftlicher Erfolg, v. a. durch die Konkurrenz zur Weidmannschen Buchhandlung, langsam sank. Nachdem Christiane Henriette Gleditsch kinderlos verstorben war, erbten die Enkel Johann Gottliebs das Unternehmen und verkauften es am 1. Januar 1806 an Karl Enoch Richter. Dieser behielt den Firmennamen bei und begann 1818 mit dem Verlag des sehr erfolgreichen Nachschlagewerks "Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste", nach seinen Herausgebern Johann Samuel Ersch und Johann Gottfried Gruber auch als "Ersch-Gruber" bezeichnet. 1828 musste Karl Enoch Richter Konkurs anmelden. Verlag und Buchhandlung Johann Friedrich Gleditsch wurden von Johann Friedrich Schindler erworben. Dessen Tochter Anna Therese Hahn verkaufte sie 1830 an die Firma Chr. Reichenbachs Erben & Co.[04] Mit dem Weiterverkauf durch diese an das Unternehmen F. A. Brockhaus am 16.11.1831 hörte die Buchhandlung auf, als eigenständiges Unternehmen zu existieren und ging in der Firma Brockhaus auf.[05]
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Die vorliegenden Unterlagen des Unternehmens Johann Friedrich Gleditsch gelangten als Abgabegemeinschaft mit dem Schriftgut anderer Verlage ins Staatsarchiv Leipzig. Es handelt sich lediglich um eine Splitterüberlieferung des ursprünglich vorhandenen Verlagsschriftguts. 1998 erfolgten die einfache Verzeichnung der Unterlagen und die Erstellung eines Findbuchs. Den Hauptteil des Bestandes macht ein aus dem Schriftgut des Brockhaus-Verlages entnommenes Briefkonvolut aus, das dort in fünf Schubern verwahrt wurde. Jeder dieser Schuber erhielt bei der Verzeichnung 1998 eine Archivsignatur, die Verfasser der enthaltenen Schreiben wurden jedoch nicht aufgenommen. Eine erhebliche Erschließungsverbesserung konnte 2015 durch Herrn Alexander Schmidt erreicht werden, der alle Briefautoren namentlich erfasste. Im Zuge dieser Präzisierung wurden die ursprünglich fünf Schuber in 21 Akteneinheiten untergliedert und entsprechend neu nummeriert, um eine gezielte Benutzung zu ermöglichen. Außerdem wurden zwei Akteneinheiten provenienzgerecht in den Bestand 21083 F. A. Brockhaus, Leipzig überführt:
Konkordanz
Der vorliegende Bestand umfasst den Zeitraum um 1770 – 1832.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand beinhaltet fast ausschließlich Korrespondenz mit Autoren, Kunden der Buchhandlung und anderen Buchhandlungen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Bearbeitung und dem Bezug der "Allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaften und Künste", dem sog. "Ersch-Gruber". Unter den Korrespondenzpartnern des Verlages finden sich nicht nur dessen Herausgeber Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber und Andreas Gottlieb Hoffmann, sondern z. B. auch der Pädagoge Johann Christoph Friedrich GutsMuths, der Begründer der deutschen Nationalbibliographie Johann Wilhelm Immanuel Heinsius, der Schriftsteller Johann Friedrich Kind und zahlreiche weitere Wissenschaftler und Autoren.
Hinweise für die Benutzung
Die Unterlagen des Bestandes waren zum Zeitpunkt der Neuverzeichnung 2015 bereits foliiert und mussten in dieser Reihenfolge verbleiben. Die Erfassung der Personennamen in den Enthält-Vermerken erfolgte in alphabetischer Reihung mit ausgewiesenen Blattzahlen. Eckige Klammern fanden bei der Angabe der Vornamen folgende Verwendung:
Vorname mit Fragezeichen – nicht sicher identifizierbar
Vorname ohne Fragezeichen - sicher identifiziert, Unterschrift ohne Vornamen
Vorname ohne Klammer – sicher identifiziert, Unterschrift mit Vornamen bzw. Initialen
Verweise auf korrespondierende Bestände
21083 F. A. Brockhaus, Leipzig
20490 Rittergut Neuscherbitz (Patrimonialgericht)
Katrin Heil
September 2016
[01] Knopf, Sabine; Titel, Volker, Der Leipziger Gutenbergweg, Leipzig 2001, S. 57.
[02] Ebenda, S. 15.
[03] https://www.deutsche-biographie.de/gnd128713488.html#ndbcontent, (Aufruf 15.09.2016)
[04] StA-L, 21083 F. A. Brockhaus, Leipzig, Nr. 860, Bl. 5.
[05] 21083 F. A. Brockhaus, Leipzig, Nr. 859, Bl. 3ff.
Johann Friedrich Gleditsch wurde 1653 als Sohn eines Pfarrers in Eschdorf bei Pirna geboren. Nach seiner Ausbildung zum Buchhändler trat er im Jahr 1681 als Handelsdiener in die Buchhandlung des 1680 verstorbenen Johann Friedrich Fritsch ein und heiratete kurz darauf dessen Witwe.[01] Er entwickelte das wissenschaftliche Verlagsprofil des bereits bekannten Unternehmens erfolgreich weiter. Seit 1682 gab Gleditsch die "Acta Eruditorum" heraus, ein periodisch erscheinendes wissenschaftliches Journal, das als erstes deutsches Gelehrtenorgan gilt.[02] 1693 übergab er die Buchhandlung seinem Stiefsohn Thomas Fritsch und gründete 1694 ein eigenes Unternehmen. Gleditsch spezialisierte sich auf die Herausgabe von Lexika, u. a. die des Hamburger Gymnasialdirektors Johann Hübner. 1716 starb Johann Friedrich Gleditsch.
Das Unternehmen wurde durch seinen Sohn Johann Gottlieb Gleditsch weitergeführt und erreichte unter seiner Führung die größte Ausdehnung. Der neue Verlagsinhaber erwarb 1716 auch das Rittergut Neuscherbitz für die Familie Gleditsch. 1738 verstarb Johann Gottlieb unerwartet und der Verlag wurde von seinem Sohn Johann Friedrich III. übernommen. Dieser kaufte 1741 die Buchhandlung der Familie Fritsch.[03] Nach dem Tod Johann Friedrichs führte seine Witwe Christiane Henriette die Verlagsbuchhandlung weiter, deren wirtschaftlicher Erfolg, v. a. durch die Konkurrenz zur Weidmannschen Buchhandlung, langsam sank. Nachdem Christiane Henriette Gleditsch kinderlos verstorben war, erbten die Enkel Johann Gottliebs das Unternehmen und verkauften es am 1. Januar 1806 an Karl Enoch Richter. Dieser behielt den Firmennamen bei und begann 1818 mit dem Verlag des sehr erfolgreichen Nachschlagewerks "Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste", nach seinen Herausgebern Johann Samuel Ersch und Johann Gottfried Gruber auch als "Ersch-Gruber" bezeichnet. 1828 musste Karl Enoch Richter Konkurs anmelden. Verlag und Buchhandlung Johann Friedrich Gleditsch wurden von Johann Friedrich Schindler erworben. Dessen Tochter Anna Therese Hahn verkaufte sie 1830 an die Firma Chr. Reichenbachs Erben & Co.[04] Mit dem Weiterverkauf durch diese an das Unternehmen F. A. Brockhaus am 16.11.1831 hörte die Buchhandlung auf, als eigenständiges Unternehmen zu existieren und ging in der Firma Brockhaus auf.[05]
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Die vorliegenden Unterlagen des Unternehmens Johann Friedrich Gleditsch gelangten als Abgabegemeinschaft mit dem Schriftgut anderer Verlage ins Staatsarchiv Leipzig. Es handelt sich lediglich um eine Splitterüberlieferung des ursprünglich vorhandenen Verlagsschriftguts. 1998 erfolgten die einfache Verzeichnung der Unterlagen und die Erstellung eines Findbuchs. Den Hauptteil des Bestandes macht ein aus dem Schriftgut des Brockhaus-Verlages entnommenes Briefkonvolut aus, das dort in fünf Schubern verwahrt wurde. Jeder dieser Schuber erhielt bei der Verzeichnung 1998 eine Archivsignatur, die Verfasser der enthaltenen Schreiben wurden jedoch nicht aufgenommen. Eine erhebliche Erschließungsverbesserung konnte 2015 durch Herrn Alexander Schmidt erreicht werden, der alle Briefautoren namentlich erfasste. Im Zuge dieser Präzisierung wurden die ursprünglich fünf Schuber in 21 Akteneinheiten untergliedert und entsprechend neu nummeriert, um eine gezielte Benutzung zu ermöglichen. Außerdem wurden zwei Akteneinheiten provenienzgerecht in den Bestand 21083 F. A. Brockhaus, Leipzig überführt:
Konkordanz
Der vorliegende Bestand umfasst den Zeitraum um 1770 – 1832.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand beinhaltet fast ausschließlich Korrespondenz mit Autoren, Kunden der Buchhandlung und anderen Buchhandlungen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Bearbeitung und dem Bezug der "Allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaften und Künste", dem sog. "Ersch-Gruber". Unter den Korrespondenzpartnern des Verlages finden sich nicht nur dessen Herausgeber Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber und Andreas Gottlieb Hoffmann, sondern z. B. auch der Pädagoge Johann Christoph Friedrich GutsMuths, der Begründer der deutschen Nationalbibliographie Johann Wilhelm Immanuel Heinsius, der Schriftsteller Johann Friedrich Kind und zahlreiche weitere Wissenschaftler und Autoren.
Hinweise für die Benutzung
Die Unterlagen des Bestandes waren zum Zeitpunkt der Neuverzeichnung 2015 bereits foliiert und mussten in dieser Reihenfolge verbleiben. Die Erfassung der Personennamen in den Enthält-Vermerken erfolgte in alphabetischer Reihung mit ausgewiesenen Blattzahlen. Eckige Klammern fanden bei der Angabe der Vornamen folgende Verwendung:
Vorname mit Fragezeichen – nicht sicher identifizierbar
Vorname ohne Fragezeichen - sicher identifiziert, Unterschrift ohne Vornamen
Vorname ohne Klammer – sicher identifiziert, Unterschrift mit Vornamen bzw. Initialen
Verweise auf korrespondierende Bestände
21083 F. A. Brockhaus, Leipzig
20490 Rittergut Neuscherbitz (Patrimonialgericht)
Katrin Heil
September 2016
[01] Knopf, Sabine; Titel, Volker, Der Leipziger Gutenbergweg, Leipzig 2001, S. 57.
[02] Ebenda, S. 15.
[03] https://www.deutsche-biographie.de/gnd128713488.html#ndbcontent, (Aufruf 15.09.2016)
[04] StA-L, 21083 F. A. Brockhaus, Leipzig, Nr. 860, Bl. 5.
[05] 21083 F. A. Brockhaus, Leipzig, Nr. 859, Bl. 3ff.
Eingegangene Briefe.- Verlagskatalog (1822).- Verlagsverträge.
Die Familie Gleditsch zählte zu den bedeutendsten Buchhändler- und Verlegerfamilien des 17./18. Jahrhunderts. Johann Friedrich Gleditsch trat 1681 durch Heirat in die Johann Fritz'sche Buchhandlung in Leipzig ein und übernahm 1682 die verlegerische Betreuung der "Acta Eruditorum", der ersten wissenschaftlichen Zeitschrift Deutschlands. Ab 1694 betrieb J. F. Gleditsch einen eigenen Verlag. Seine Verlagswerke waren durch ihre typographische Gestaltung und hervorragende Ausstattung weit über Deutschland hinaus bekannt. Die Firma unterhielt Auslieferungslager in Kopenhagen, Amsterdam, Padua und London. Zu den Verlagswerken zählten v. a. Lexika, Historien und Schulbücher. Das Unternehmen wurde 1806 an Karl Enoch Richter verkauft. Von diesem erwarb es F. A. Brockhaus im Jahr 1831.
- 2016 | Findbuch / Datenbank
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5