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Beständeübersicht

Bestand

21127 SED-Kreisleitung Delitzsch

Datierung1946 - 1989
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)37,00
Vorbemerkung

Im Rahmen eines Retrokonversionsprojektes wurde die vom SED-Bezirksparteiarchiv erstellte Findkartei zur SED-Kreisleitung Delitzsch in die Archivsoftware Augias übertragen. Die vom SED-Parteiarchiv gebildeten Zeitscheiben wurden dabei aufgelöst, d. h. die Klassifikation wurde vereinheitlicht und alle zu einem Klassifikationspunkt zählenden Archivalieneinheiten über die ursprünglichen Zeitscheiben hinweg diesem zugeordnet. Die Verzeichnung selbst, also Titel, Laufzeit und Vermerke wurde aber nur in ganz wenigen Fällen verändert. Eine Kontrolle, Korrektur oder gar erweiterte Erschließung konnte im Zuge der Retrokonversion nicht geleistet werden. Insofern bleibt die Erschließung flach. Das im Benutzersaal ausliegende Handbuch zur Benutzung der SED-Bestände erklärt die Arbeitsweise des Parteiarchivs und die Bedeutung der Zeitscheiben. Die vorliegende Einleitung wurde neu erstellt.

Geschichte der SED-Kreisleitung

Im Zuge der Auflösung der Länder und der Bildung der Bezirke 1952 wurden neben den thüringischen Kreisen Altenburg und Schmölln die zu Sachsen-Anhalt zählenden Kreise Eilenburg, Delitzsch und Torgau dem Bezirk Leipzig zugeordnet. Der staatlichen Bezirksbildung vorausgegangen war der Aufbau von SED-Bezirksparteiorganisationen, die SED-Kreisleitung Delitzsch unterstand damit nicht mehr dem SED-Landesvorstand Halle, sondern der SED-Bezirksleitung Leipzig. Der staatliche Bezirk Leipzig zählte zwar neben Gera und Suhl flächenmäßig zu den kleinsten der DDR, mit der Leipziger Messe als Drehscheibe des Ost-West-Handels, der Buchstadt Leipzig und den zahlreichen Maschinenbaufirmen aber zu den wirtschaftlich und kulturell herausragenden. Die Bezirksstadt Leipzig war zudem die zweitgrößte Stadt der DDR. Der Bezirk Leipzig galt mit seinen Braunkohlenvorkommen im Westen und Südwesten von Leipzig sowie den Kreisen Altenburg, Borna, Delitzsch, Eilenburg, Torgau und Wurzen auch als Energiebezirk.

Aufbau und Arbeitsweise der Kreisleitungen wurden vom ZK der SED vorgegeben. An der Spitze einer Kreisparteiorganisation (KPO) stand die von der Delegiertenkonferenz gewählte Kreisleitung. Sie wählte entsprechend den Instruktionen des ZK der SED die Sekretäre (1. Kreissekretär) und bildete ein Sekretariat. [01] Für die laufende Arbeit stand dem Sekretariat ein hauptamtlicher Apparat zur Verfügung. Die Zusammensetzung des Sekretariats einer Kreisleitung sah im Wesentlichen so aus: 1. Sekretär und 2. Sekretär, Sekretär für Agitation und Propaganda, Sekretär für Wirtschaftspolitik, Sekretär für Landwirtschaft und der Vorsitzende der Kreisparteikontrollkommission (KPKK). Zu diesen kamen noch die folgenden ehrenamtlichen Sekretäre dazu: der Vorsitzende des Rates des Kreises, der Vorsitzende des FDGB-Kreisvorstandes, der 1. Sekretär der FDJ-Kreisleitung.
Eines der wichtigsten Mittel der Machtausübung war die enge Verknüpfung der Partei mit der staatlichen Verwaltung.
Zur Hauptaufgabe der Kreisleitung gehörte es, zentrale Beschlüsse, Direktiven und Anweisungen des ZK, die über die Bezirksleitungsebene an die Kreisleitungen weitergeleitet wurden, zu erfüllen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten eigene Beschlüsse zu fassen. Eine weitere wichtige Aufgabe bildete der direkte Kontakt zu den Grundorganisationen. Dies geschah durch ein vielfältiges System von schriftlichen und persönlichen Rapporten der Partei-, Staats- und Wirtschaftsfunktionäre aus den Betrieben und Einrichtungen, durch Besuche der Mitarbeiter der SED-KL vor Ort, durch die monatliche Information und Schulung der Parteisekretäre (Tag des Parteisekretärs), durch den Einsatz von Kommissionen und Instrukteuren bzw. durch die regelmäßigen Analysen des Parteilebens der Grundorganisationen (GO).

Infolge des Wiener Kongresses 1815 fiel Delitzsch und Eilenburg an Preußen. Das altsächsische Amt Delitzsch wurde Teil des Landkreises Delitzsch, der wiederum zum preußischen Regierungsbezirk Merseburg gehörte. In der Gründerzeit hatten sich zahlreiche kleinere Fabriken wie Strumpfwirkereien und Zigarrenfabriken in Delitzsch angesiedelt, die anfangs einen nicht geringen Teil an Heimarbeitern beschäftigten. Der Bereich Nahrungs- und Genussmittel gewann mit einer Zucker- und Schokoladenfabrik weiter an Profil. Im Zuge der Industrialisierung gründete der 1808 in Delitzsch geborene Hermann Schulze (1808-1883) das erste Genossenschaftswerk in Deutschland.
Der im Norden des Leipziger Bezirkes gelegene Kreis Delitzsch war mit gut 380 qkm im Vergleich zu den übrigen Kreisen eher klein, seine Bevölkerungsdichte war wie die der Kreise Eilenburg und Torgau eher gering. 1975 lebten im Kreis Delitzsch 54.000 Menschen, davon 24.300 in der Stadt Delitzsch.
Wirtschaftlich bestimmten in der DDR-Zeit vor allem die Landwirtschaft und das Reichsbahnausbesserungswerk den Kreis. Bereits 1908 war eine Eisenbahnhauptwerkstatt der Reichsbahn in Delitzsch errichtet worden, aus der das Reichsbahnausbesserungswerk entstand, 1936 war es um ein Ziehwerk erweitert worden. In der DDR wurden dort vierachsige Reisezugwagen, Sonderreisewagen, Speise- und Schlafwagen der Deutschen Reichsbahn und Auftragsreparaturen im Rahmen des RGW für die UdSSR und die CSSR durchgeführt. Ferner reparierte man in Delitzsch die S-Bahn-Fahrzeuge von Halle und Delitzsch.

Delitzsch war ein primär durch die Landwirtschaft geprägter Kreis. Die Kollektivierung war hier zu Beginn der 1950er Jahre noch nicht so weit vorangeschritten wie im übrigen Bezirk, was im Juni 1953 die SED-Bezirksleitung auf "Kumpanei" und "Sabotage" von Bürgermeistern mit Großbauern zu erklären versuchte. [02] Die Kollektivierung wurde ab der 2. Parteikonferenz forciert, dies erklärt das starke Aufbegehren der Bevölkerung gegen die SED-Herrschaft im Juni 1953 – wohl auch durch die Lage an der Bahnlinie von Bitterfeld nach Berlin begünstigt. [03]
In der Delitzscher Landwirtschaft dominierten zu DDR-Zeiten der Anbau von Zuckerrüben und Getreide sowie die Futterproduktion. Die Tierproduktion konzentrierte sich vor allem auf Schlachtrinder und Molkereiwirtschaft.
Ein Gegensatz zur stark agrarisch bestimmten Struktur des Kreises entstand durch den in der DDR ambitioniert betriebenen Braunkohlentagebau, der in Delitzsch zu Lasten der landwirtschaftlichen Nutzfläche ging. Voraussetzung dafür war auch die Devastierung von Siedlungen und Dörfern. Die Braunkohle zog weitere Umweltprobleme nach sich – hinsichtlich der Luftemmission, der Veränderungen im Grundwasserspiegel und der Trinkwasserversorgung.
Zu den wenigen Industriebetrieben zählten im Bereich der Metallindustrie der VEB-Leichtmetallwerk Rackwitz und der VEB Ziehwerk Delitzsch. Der Betrieb stellte u. a. Spezialprofile zum Einsatz in der metallverarbeitenden Industrie her. Traditionell in Delitzsch präsent war die Süßwarenwirtschaft mit dem VEB Zuckerfabrik Delitzsch und dem VEB Vereinigte Süßwarenwerke Delitzsch/Eilenburg mit dem Werk Delitzsch, hier wurde v. a. Kakao hergestellt. [04] 1980 entstand daraus das VEB Süßwarenkombinat, dem 21 Betriebe in der gesamten DDR angehörten. Es unterstand dem Ministerium für Bezirksgeleitete Industrie und Lebensmittelindustrie.
Ein wirtschaftsgeschichtlich interessantes Unternehmen ist der VEB Chemische Fabrik Delitia Delitzsch, der auf die Unternehmungen von Carl Christian Freyberg zurückgeht. Er begann 1818 mit der Herstellung von Schädlingsbekämpfungsmitteln. Das Unternehmen in Familienbesitz exportierte seit 1910 in eine Vielzahl von Ländern, auch nach Übersee. 1946 wurde der Betrieb enteignet, 1947 wieder zurückgegeben. 1958 musste das Unternehmen eine staatliche Beteiligung akzeptieren, 1972 wurde es in Volkseigentum überführt.

Der Kreis Delitzsch wurde für Paul Fröhlich zum Prestigeobjekt. Infolge des V. SED-Parteitages wollte der Erste Sekretär der SED-Bezirksleitung Leipzig den Kreis Delitzsch zum Musterkreis entwickeln. Für diesen Schritt spielte wohl die weit vorangeschrittene Kollektivierung des Kreises eine Rolle. Zwischen Delitzsch und Eilenburg entwickelte sich dabei eine gewisse Konkurrenz. Zwar meldete die SED-Kreisleitung Eilenburg im Dezember 1959 nach Berlin, alle bäuerlichen Betriebe seien für die genossenschaftliche Arbeitsweise gewonnen worden. Wie sich herausstellte aber um den Preis einer agrarpolitischen Radikalisierung. [05]

Die Kaderentwicklung kann nur in groben Zügen dargestellt werden, intensivere Forschungen sind notwendig, nur von zwei Funktionären befinden sich Kaderakten im Staatsarchiv Leipzig. 1947 standen die Genossen Geithe und Fritz Schwahn paritätisch an der Spitze der Delitzscher SED-Kreisleitung. Geithe kam aus der KPD, der 1896 in Altenburg geborene Fritz Schwahn (1896 – 1972) aus der SPD. Schwahn war gelernter Volksschullehrer, seit 1921 SPD-Mitglied und u. a. SPD-Kandidat für die Volks- und Reichstagswahlen. Im Dritten Reich wurde er als Lehrer wegen seiner SPD-Mitgliedschaft entlassen. Nach dem Krieg baute Schwahn die SPD wieder auf, wurde Schulrat und kandidierte nach Gründung der SED als Nr. 1 des Wahlvorschlages der SED zum Delitzscher Kreistag. Otto Hermann, ehemaliger kommunistischer Landtagsabgeordneter und erster Landrat in Delitzsch nach dem Krieg, hatte Schwahn kurz zuvor zum Leiter der Abteilung Volksbildung berufen. Im Januar 1948 wechselte Schwahn als Landrat nach Schweinitz und von 1950 bis 1952 als Landrat nach Querfurt. [06]
Albin Schneider (1908 – 1982) wurde im Juni 1950 Erster Sekretär und blieb bis 1962 in dieser Funktion. Schneider war seit 1931 Mitglied der KPO und trat am 1. August 1945 der KPD bei. Er verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst als Landarbeiter, machte dann eine Malerausbildung und arbeitete von 1934 bis 1944 sowie von Juli 1945 bis Anfang 1950 als Lackierer im Reichbahnausbesserungswerk in Delitzsch. Vom 5. Januar 1950 bis 8. Juni 1950 besuchte er zur Vorbereitung seiner Aufgabe als Kreissekretär die Landesparteischule in Ballenstedt und von 1954 bis 1960 im Fernstudium die Parteihochschule Karl Marx beim ZK der SED. [07]
Willi Wendisch, im Weltkrieg schwer verwundet, war ab 1953 Sekretär für Landwirtschaft in der SED-KL Delitzsch und galt als erfolgreich in der Kollektivierung, die von ihm politisch geführte Maschinen-Traktor-Station Döbernitz galt als Vorzeigeobjekt im gesamten Bezirk. 1958 übernahm Wendisch das Amt des Zweiten Sekretärs und wechselte 1963 in die SED-Kreisleitung Eilenburg als Sekretär für Landwirtschaft. Dort blieb er bis zu seinem Ausscheiden als Invalidenrentner 1971. [08]
Willi Dau folgte Schneider 1962 als Erster Sekretär, Schneider wurde Vorsitzender der Arbeiter- und Bauerninspektion im Kreis und Kaderleiter im RAW Delitzsch bis zu seiner Rente 1973. Dau wurde wohl schon vor der Kreisdelegiertenkonferenz 1964 durch Richard Tänzer abgelöst. Tänzer und Werner Eidner als Zweiter Sekretär standen über Jahre an der Spitze der SED-Kreisleitung Delitzsch. Tänzer blieb bis Anfang der 80er Jahre im Amt. Ihn ersetzte Gerhard Kießling, der wohl vorher 2. Sekretär der SED-Kreisleitung Altenburg war.
Kießling wurde auf der Kreisdelegiertenkonferenz 1984 als Erster Sekretär wiedergewählt – ebenso Werner Eidner als Zweiter Sekretär. Zwar wurde Eidner auf der Kreisdelegiertenkonferenz 1988 nochmals bestätigt, nicht aber bei der Kreisdelegiertenkonferenz 1989, auf ihr löste Reinhard Gronau auch Gerhard Kießling als Ersten Sekretär ab.

An dieser Stelle soll noch auf zwei Frauen hingewiesen werden: Martha Weigt aus dem Kreis Delitzsch wurde 1963 im Alter von 49 Jahren als eine der wenigen Frauen in die DDR Volkskammer gewählt. [09] Weniger bekannt ist Anna Zammert, eine Sozialdemokratin und Gewerkschafterin, im Dritten Reich verfolgt und emigriert. Seit 1975 lebte sie bei ihrer Tochter in Delitzsch bis zu ihrem Tod 1982. Nach dem Krieg hatte sie sich zunächst in der Bundesrepublik aufgehalten, wurde aber nicht heimisch und lebte dann lange Zeit in Schweden.
Im Kreis Delitzsch lebte auch der letzte Innenminister der DDR Peter Michael Diestel von 1975 bis 1983, der gelernte Jurist war Leiter der Rechtsabteilung der Agrar-Industrie-Vereinigung Delitzsch. [10]

Geschichte und Bearbeitung des Bestandes

1993 übergab der PDS-Kreisvorstand Leipzig dem Staatsarchiv Leipzig die Bestände aus dem ehemaligen Bezirksparteiarchiv Leipzig [11] . Darunter befand sich der Bestand SED-Kreisleitung Delitzsch. Die rechtliche Grundlage für diese Übernahme bildet der Vertrag zur Regelung über den Verbleib der Archivbestände und Sammlungen der ehemaligen Bezirksparteiarchive der SED-Bezirksleitungen Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt vom 17. Dezember 1992 zwischen dem PDS-Landesvorstand Sachsen und dem Freistaat Sachsen.
Im Rahmen eines Retrokonversionsprojektes wurde die vom SED-Bezirksparteiarchiv erstellte Findkartei in die Archivsoftware Augias übertragen.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Überlieferung ist mit 34 lfm für eine SED-Kreisleitung im Vergleich zu anderen Kreisleitungsbeständen recht umfangreich. Dennoch hat sie massive Lücken, so gibt es nur drei Akten zu Kaderfragen, die zusammen den Zeitraum von 1963 bis 1970 abdecken, bei den Protokollen der Kreisleitungssitzungen fehlen die Anwesenheitslisten. Wie üblich ist der Bereich Sicherheitsfragen, Staat und Recht sowie Kirchenfragen nur rudimentär überliefert, insofern sind die Schnittstellen der Partei zum MfS nicht mehr nachvollziehbar.
Inhaltlich lassen sich wegen der flachen Erschließung des Parteiarchivs nur Aspekte und Tendenzen erkennen. Delitzsch sollte nach dem Willen von Paul Fröhlich zu einem der Musterkreise der DDR werden, auch wenn dieses Ziel verfehlt wurde und der Kreis Eilenburg der erste vollgenossenschaftliche Kreis war – für Forschungen zum Thema Kollektivierung der Landwirtschaft dürfte der Bestand sehr aussagekräftig sein, der Benutzer sollte hier aber auch die SED-Kreisleitung Eilenburg mit heranziehen.
Grundsätzlich ist der Zugang zu fast allen Fragestellungen über folgende Unterlagengruppen besonders viel versprechend: Sekretariatsprotokolle und Informationen an den SED-Landesvorstand Halle und die SED-Bezirksleitung Leipzig. Kaderfragen lassen sich zum Teil über die Protokolle der Bezirksdelegiertenkonferenzen ermitteln.

Korrespondierende Bestände

20237 Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig
21123 SED-Bezirksleitung Leipzig
21129 SED-Kreisleitung Eilenburg
21255 SED-Grundorganisation Agrar Industrie-Vereinigung Delitzsch
21256 SED-Grundorganisation Agrarchemisches Zentrum Delitzsch
21257 SED-Grundorganisation EOS Delitzsch
21258 SED-Grundorganisation Konsumgenossenschaft Delitzsch
21264 SED-Grundorganisation Reichsbahnausbesserungswerk Delitzsch
21265 SED-Grundorganisation Rindermast Delitzsch
21266 SED-Grundorganisation Tagebau Delitzsch-Südwest
21267 SED-Grundorganisation VE HO-Kreisbetrieb Delitzsch
21268 SED-Grundorganisation VEB Kombinat Süßwaren Delitzsch
21270 SED-Grundorganisation VEB Ziehwerk Delitzsch
21271 SED-Grundorganisation VEB Zuckerfabrik Delitzsch
21259 SED-Grundorganisation LPG Einheit Kyhna
21260 SED-Grundorganisation LPG (O) Löbnitz
21269 SED-Grundorganisation VEB Leichtmetallwerk Rackwitz
21261 SED-Grundorganisation LPG (P) Schenkenberg
21262 SED-Grundorganisation LPG (P) Zschortau
21151 SED-Ortsleitung Delitzsch
20688 Chemische Fabrik Delitia
20962 VEB Süßwarenkombinat Delitzsch

Mit Blick auf die Rolle der Landwirtschaft im Kreis Delitzsch ist auch die Überlieferung der DBD zu beachten, sie befindet sich im Archiv für Christlich-Demokratische Politik in St. Augustin, hier gibt es einen bis dato unverzeichneten Bestand zum Landesverband Sachsen.

Benutzungshinweise


Wegen zahlreicher schutzwürdiger Personendaten unterliegt dieser Bestand Benutzungsbeschränkungen gemäß § 10 Abs. 1 Satz 3 SächsArchivG.

Sylvia Bühl/Hans-Christian Herrmann

Leipzig 2008


Literaturhinweise

Bauer, Theresia: Blockpartei und Agrarrevolution von oben. Die demokratische Bauernpartei Deutscblands 1948 – 1963, München 2003.

Broszat, Martin/Weber, Hermann (Hrsg.): SBZ Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945 – 1949, München 1990.

Die Kreisleitungen der SED im politischen Herrschaftssystem der DDR – ihre Strukturen und Aufgaben. Ein Überblick, in: Machtstrukturen und Entscheidungsmechanismen im SED-Staat und die Frage der Verantwortung, Baden-Baden 1995 (= Materialien der Enquete-Kommission "Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland" / 12. Wahlperiode des Deutschen Bundestages; II/4).

Herbst, Andreas (Hrsg.), Die SED: Geschichte, Organisation, Politik. Ein Handbuch, Berlin 1997.

Malycha, Andreas: Auf dem Weg zur SED. Die Sozialdemokratie und die Bildung der Einheitspartei in den Ländern der SBZ, Bonn 1996.

Roth, Heidi: Der 17. Juni 1953 in Sachsen, Sonderausgabe für die Sächsisches Landeszentrale für politische Bildung, Köln, 1999.

Schöne, Jens, Frühling auf dem Lande? Die Kollektivierung der DDR-Landwirtschaft, Berlin 2005.


[01] Der 2. Sekretär der SED-BL bestimmte die Zusammensetzung und Auswahl der Kreissekretariate, einschließlich der Ersten Sekretäre. Die ersten Kreissekretäre waren alle in der Nomenklatur des ZK der SED erfasst. Vgl. Mario Niemann, Die Sekretäre der SED-BL 1952 – 1989. Paderborn 2007, S. 51.
[02] Theresia Bauer, Blockpartei und Agrarrevolution von oben. Die Demokratische Bauernpartei Deutschlands 1948 – 1963, München 2003, S. 392.
[03] Heidi Roth, Der 17. Juni 1953 in Sachsen, Köln 1999, S. 135.
[04] StA-L, 20237 Bezirkstag/Rat des Bezirkes Leipzig, Nr. 7641, Hauptaufgaben zur weiteren gesellschaftlichen Entwicklung im Kreis Delitzsch, insbesondere bei der Gestaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen im Zusammenhang mit den Aufgaben zur Sicherung der Kohle- und Energievorhaben 1976 – 1980, März 1976.
[05] Jens Schöne, Frühling auf dem Lande. Die Kollektivierung der DDR-Landwirtschaft, Berlin 2005, S. 154.
[06] StA-L, 21690, SED Sammlung Biografien, Nr. 855, siehe auch hier weiterführend zu Otto Hermann.
[07] Ebd., 21699, SED Sammlung Kaderunterlagen, Nr. 722 und 21690, SED Sammlung Biografien, Nr. 855.
[08] Wendisch (1921 – 1981), geb. in Kleinfürst/Oschatz, kam aus einem SPD-Elternhaus, wurde im Krieg schwer verwundet, schloss sich im Juli 1945 der KPD an, war u. a. 1952/53 Sekretär für Landwirtschaft in der SED-KL Oschatz, wechselte 1953 in dieser Funktion zur SED-Kreisleitung Delitzsch, galt als in der Kollektivierung sehr erfolgreich, 1958 Wahl zum 2. Sekretär. In diesem Jahr siedelte seine Schwester Erna in die Schweiz um, ihr Ehemann, der im Besitz einer Schweizer Staatsangehörigkeit war, war kurz zuvor wegen "staatsbürgerlicher Hetze" ausgewiesen worden, siehe SED Sammlung Kaderakten, Nr. 577.
[09] SED Sammlung Biografien, Nr. 855.
[10] Helmut Müller-Engbergs, Jan Wielgohs und Dieter Hoffmann (Hrsg.), Wer war wer in der DDR? Ein biografisches Lexikon. Berlin 2000, S. 152
[11] Vgl. hierzu auch: Thoralf Handke, Die Bearbeitung von Beständen von SED-Kreisleitungen im Staatsarchiv Leipzig, in: Sächsisches Staatsministerium des Innern (Hrsg.), Bewertung, Erschließung und Benutzung von SED-Beständen in den Archiven der Neuen Bundesländer: Beiträge eines Workshops im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig am 7. und 8. November 2001, Dresden 2002, S. 52-58.
17. Juni 1953.- Kollektiverung der Landwirtschaft.- Braunkohletagebau und Umweltzerstörung.- Süßwarenwirtschaft.- Reichsbahnausbesserungswerk.
Die Kreisdelegiertenkonferenzen von KPD und SPD hatten am 24. März 1946 ihre Vereingung zur SED beschlossen. Im Zuge der Auflösung der Länder und der Bildung der Bezirke 1952 wurden neben den thüringischen Kreisen Altenburg und Schmölln die zu Sachsen-Anhalt zählenden Kreise Eilenburg, Delitzsch und Torgau dem Bezirk Leipzig zugeordnet. Dem entsprechend unterstand die SED-Kreisleitung Delitzsch nicht mehr Halle, sondern der SED-Bezirksleitung Leipzig. Im Kontext des 17. Juni 1953 kam es in dem vor allem landwirtschaftlich geprägten Kreis mit seiner geringen Bevölkerungsdichte zu den nach Leipzig heftigsten Auseinandersetzungen. Hier spielte auch die Lage von Delitzsch an der Bahnstrecke von Bitterfeld nach Berlin eine gewisse Rolle. Delitzsch wurde Mitte der 50er Jahre für den Ersten Sekretär der SED-Bezirksleitung, Paul Fröhlich, zum Prestigeobjekt, so sollte Delitzsch zum Musterkreis bei der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft werden, hier bestand zu Eilenburg ein Konkurrenzverhältnis. Wirtschaftlich ist auch die Zucker- und Schokoladenherstellung zu nennen. Durch den von der DDR forcierten Braunkohletagebau kam es zu Devastierungen und ein Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche ging verloren. Desweiteren war das seit 1908 bestehende Reichsbahnausbesserungswerk ein wichtiger Arbeitgeber. Diese Wirtschaftsstruktur bestimmte auch die SED-Grundorganisationen, die vor allem in der Landwirtschaft (LPG und VEG) sowie Betrieben der Lebensmittelindustrie (VEB Brauerei Krostitz, VEB Zuckerfabrik Delitzsch) und Metallindustrie (VEB Ziehwerk Delitzsch, VEB Leichtmetallwerk Rackwitz) bestanden.
  • 2008 | Findbuch / Datenbank
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