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Beständeübersicht

Bestand

20190 Bezirksschulamt Grimma

Datierung1739 - 1949
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)21,56

Bestand enthält auch 2 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular


Geschichte der Bezirksschulämter

Die Verfassungsreform von 1831 leitete auch im Schulwesen des Königreichs Sachsen zahlreiche Veränderungen ein. Am 1. Dezember 1831 löste das neu gebildete Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts das Oberkonsistorium als oberste Behörde für das Schulwesen ab. In den vier Kreisdirektionen (Dresden, Leipzig, Zwickau, Bautzen) als Mittelbehörden trugen die zuständigen Abteilungsleiter die Dienstbezeichnung "Geheime Kirchen- und Schulräte".[01] Auf lokaler Ebene waren weiterhin für Kirchen- und Schulangelegenheiten die Ämter, Städte, Rittergutsbesitzer als Patronatsherrn oder Superintendenten zuständig, die gemeinsam als "Kirchen- und Schulinspektionen" fungierten.

Mit dem Gesetz über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung vom 11. August 1855 entstanden die Gerichtsämter als untere staatliche Gerichts- und Verwaltungsbehörde, in deren Zuständigkeit auch die "weltliche Koinspektion in Schulsachen" fiel.[02] Aus der Kirchen- und Schulinspektion schied der Patron aus, der Superintendent verblieb in ihr bis 1874.

Im Rahmen der Verwaltungsreform von 1874 wurde auch das Schulwesen umstrukturiert. Am 15. Oktober 1874 trat das Gesetz vom 26. April 1873 über das Volksschulwesen mit der Ausführungsverordnung von 1874 in Kraft.[03] Danach wurde das Schulwesen in Sachsen dreistufig gegliedert, eine Mittelbehörde (wie bei den Behörden der inneren Verwaltung) war nicht vorgesehen. Als Zentrale fungierte das Kultus-Ministerium, es folgten 25 Schulaufsichtsbezirke, die im Wesentlichen den Amtshauptmannschaften und drei kreisfreien Städten entsprachen, sowie die örtlichen Schulvorstände. Die Kreishauptmannschaft Leipzig teilte sich in die Schulinspektionsbezirke Leipzig I (Stadt), Leipzig II (Land), Borna, Grimma, Döbeln und Rochlitz. Neu gegründet wurde 1876 die Bezirksschulinspektion Oschatz (bisher in Döbeln integriert). Die Bezirksschulinspektionen waren dem Ministerium direkt unterstellt und setzten sich zusammen aus dem Bezirksschulinspektor und dem Amtshauptmann bzw. dem Stadtrat als Verwaltungsbeamten. Der Bezirksschulinspektor hatte die Aufsicht über das "innere Schulwesen", die Volksschulen, die Privatunterrichtsanstalten und Privatlehrer. Er war ab 1875 zu einem jährlichen Bericht über seinen Schulbezirk verpflichtet. Der Amtshauptmann (bzw. der Bürgermeister der kreisfreien Städte) war verantwortlich für die sogenannte äußere Schulaufsicht wie Eigentumsverhältnisse, Grundstücke, Kirchschullehen u. a.[04]

Bezirksschulinspektion und Bezirksschulinspektor wurden 1919 in Bezirksschulamt und Bezirksschulrat umbenannt.[05] Zusätzlich wurde ihm ein Bezirkslehrerausschuss zur Beratung und Mitwirkung bei allgemeinen Angelegenheiten der Schulverwaltung zur Seite gestellt. Er setzte sich aus zwei Schulleitern und fünf Volksschullehrern zusammen.

Im Jahr 1932 wurden Gewerbeschulräte eingesetzt, die anstelle der Bezirksschulräte die Aufsicht über die beruflichen Schulen ausübten.[06] Das aus dem Gewerbeschulrat und der Verwaltungsbehörde gebildete Bezirksschulamt erhielt die Bezeichnung "Bezirksschulamt B". Das für die Volksschulen zuständige Bezirksschulamt wurde "Bezirksschulamt V" genannt.

Mit der Verordnung über die Neuregelung der Schulaufsicht vom 12. Februar 1946 trug die Landesverwaltung Sachsen die Aufsicht über das Schulwesen. Die Abgrenzungen der Schulaufsichtsbezirke entsprachen denen der Stadt- und Landkreise. Verantwortlich waren weiterhin Bezirksschulämter, die sich aus dem Bezirksschulrat und dem Landrat bzw. Oberbürgermeister zusammensetzten. Im April desselben Jahres wurden die Bezeichnungen Bezirksschulamt und Bezirksschulrat durch Kreisschulamt und Kreisschulrat ersetzt.[07]Bezirksschulamt Grimma

Die Bezirksschulinspektion Grimma (ab 1919 Bezirksschulamt Grimma) war ab 1874 für die Schulaufsicht im Territorium der Amtshauptmannschaft Grimma (ehemalige Gerichtsamtsbezirke Colditz, Brandis, Grimma und Wurzen sowie Teile der Gerichtsamtsbezirke Lausick und Wermsdorf) zuständig. In der Regel bestand die Bezirksschulinspektion aus dem Amtshauptmann und dem Bezirksschulinspektor (ab 1919 Bezirksschulrat). Für die Städte Colditz und Grimma hingegen, die die Revidierte Städteordnung angenommen hatten, und ab 1924 der bezirksfreien Stadt Wurzen bestand das Bezirksschulamt aus dem Stadtrat und dem Bezirksschulrat.[08] Die Geschäftsräume des Bezirksschulamtes Grimma befanden sich in der Leipziger Straße 43, ab 1932 im Gebäude der Amtshauptmannschaft Grimma am Floßplatz und später in der Herbert-Norkus-Schule in der Schroederstraße 34c.[09]

Vom 1. Oktober 1920 bis 1. Februar 1932 war der Schulaufsichtsbezirk unterteilt in den Schulaufsichtsbezirk Grimma und den Schulaufsichtsbezirk Wurzen.[10] Daher enthält der Bestand auch Akten des Bezirksschulamts Wurzen.

Mit Wirkung vom 1. November 1924 vereinigten sich die Schulbezirke Otterwisch, Großbuch und Stockheim unter der Aufsicht des Bezirksschulamtes Grimma. Die Amtshauptmannschaft Borna war somit nicht mehr für die Gemeinde Stockheim zuständig.[11]

Nachfolgebehörde des Bezirksschulamts Grimma wurde ab 1946 das Kreisschulamt Grimma.



Bezirksschulinspektoren/Bezirksschulräte Grimma: [12]
1875

Ernst Wilhelm Traugott Eckardt

1892

Ernst Theodor Schütze

1898

Karl Oswald Pfütze

1899

Dr. phil. Franz Robert Hanns

1902

Dr. phil. Hermann Reinhard Michel

1919

Dr. phil. Emil Theodor Fritzsch

1927

Johannes Bähr

1932

Dr. Hermann Feldner

1938

unbesetzt



Als Bezirksschulrat für Wurzen fungierte während der gesamten Zeit des Bestehens dieses Schulaufsichtsbezirkes Dr. Hermann Feldner. Er übernahm nach dessen Auflösung das Amt des Bezirksschulrates Grimma.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand wurde 1958 aus dem Hauptstaatsarchiv Dresden übernommen. 1960 lässt sich die Übernahme von 7 lfm Akten aus der Oberschule Grimma nachweisen. Unter der Bezeichnung "Bezirksschulrat Grimma" war der Bestand zunächst durch eine Findkartei und 1990 durch ein maschinenschriftliches Findbuch mit einem zeitlichen Umfang von 1850 bis 1945 erschlossen. Es enthielt ordnungsunabhängig ca. 1316 Akteneinheiten.

Die Verzeichnungseinheiten sind 2010 im Rahmen der Retrokonversion archivischer Findmittel digitalisiert worden. Dabei sind die Daten im Staatsarchiv begrenzt redaktionell bearbeitet worden. Eine Überprüfung anhand der Akten konnte dabei nur im Ausnahmefall, z. B. bei fehlenden Datumsangaben und unklaren Aktentiteln, vorgenommen werden. Eine Reihe von Akteneinheiten müsste noch auf ihre Provenienz überprüft werden. Dies konnte im Rahmen der Retrokonversion nur punktuell geleistet werden. Die Angaben über andere Archivaliengattungen in den Darin-Vermerken sind ebenfalls nicht vollständig. Neu erarbeitet wurde im Zuge der Übertragung in die Archiv-Datenbank ein Ortsregister.

Das vorliegende Findbuch ist also nur sehr begrenzt Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1990 wider. Die Akten sind in den Gliederungspunkten chronologisch bzw. alphabetisch (Ortsakten) gereiht.


Überlieferungsschwerpunkte

Die zeitliche Überlieferung umfasst ausgewogen den gesamten Zeitraum des Bestehens der Behörde (1874 bis 1945). Der Bestand enthält auch Vorprovenienzen (Superintendenturen, Gerichtsämter) und reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück.

Reichhaltig sind Akten zum Schulwesen in den einzelnen Orten der Amtshauptmannschaft überliefert, z. B. Schulordnungen, Stellenbesetzungen, Schulgrundstücke, Schulbauten sowie weitere Vermögensangelegenheiten. Dagegen sind Personalakten kaum überliefert.


Hinweise für die Benutzung

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind zu nutzen:

20027 Amtshauptmannschaft Grimma

20188 Bezirksschulamt Borna

20189 Bezirksschulamt Döbeln

20191 Bezirksschulamt Leipzig II

20192 Bezirksschulamt Rochlitz


M. Worrich/B. Richter
Mai 2010




[01] Schmidt, Roland: Geschichte des Sächsischen Schulwesens 1600-1918. Dresden 2008, S. 82 und 124.
[02] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1855, S. 144 ff.
[03] Gesetz, das Volksschulwesen betreffend, vom 26. April 1873, in: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen 1873, S. 350.- Ausführungsverordnung zum Gesetz, das Volksschulwesen betreffend, vom 26. April 1873, vom 25. August 1874, in: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen 1874, S. 155.
[04] Kobuch, Agatha: Die Sächsischen Bezirksschulinspektionen und Bezirksschulämter und ihre Registraturen. In: Archivmitteilungen, 3/1965, S. 103.
[05] Übergangsgesetz für das Volksschulwesen vom 22. Juli 1919. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für den Freistaat Sachsen 1919, S. 171.
[06] Verordnung über die Beaufsichtigung der beruflichen Schulen vom 6. Juni 1932. In: Sächsisches Gesetzblatt vom 9. Juni 1932, S. 111.
[07] Verordnung zur Änderung der Verordnung über die Neuregelung der Schulaufsicht vom 12. Februar 1946. In: Gesetze, Befehle, Verordnungen, Bekanntmachungen, veröffentlicht durch die Landesverwaltung Sachsen, vom 28. Mai 1946, S. 182.
[08] Siehe Deutsches Städtebuch, Bd. II. Stuttgart, 1941, S. 40 und 93.
[09] Vgl. Adressbuch Grimma 1925/26, 1928, 1935 und 1940.
[10] Bekanntmachung über die Teilung von Schulaufsichtsbezirken. In: Verordnungsblatt des Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts für den Freistaat Sachsen vom 23. August 1920, S. 113.- Zusammenlegung von Schulaufsichtsbezirken. In: Verordnungsblatt des Sächsischen Ministeriums für Volksbildung vom 2. Februar 1932, S. 8.
[11] StAL, 20190 Bezirksschulamt Grimma, Nr. 372, Bl. 160.
[12] Vgl. Staatshandbücher.


Organisation des Schulwesens.- Schulbezirke.- Berufs- und Fortbildungsschulen.- Innerer Schulbetrieb.- Personalangelegenheiten.- Grundstücke und Gebäude.- Kirchenangelegenheiten.- Gesundheitswesen, Wohlfahrt.- Finanzen und Vermögen.- Stiftungen.- Vereine und Verbände.
Angaben siehe 2.3.6.2 Bezirksschulämter.
  • 2010 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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