Beständeübersicht
Bestand
11317 Remontedepot Kalkreuth
Datierung | 1867 - 1924 |
---|---|
Benutzung im | Hauptstaatsarchiv Dresden |
Umfang (nur lfm) | 1,90 |
Einleitung
Remontedepot Kalkreuth
Als ab 1870 der Ausbau der Armee in Deutschland vorangetrieben wurde, stieg der Bedarf an militärisch nutzbaren Pferden. Besonderes Sachsen mangelte es nicht nur an entsprechend gezüchteten Tieren sondern auch an Ausbildungsstätten. Erst 1890/91 einigten sich das preußische und das sächsische Kriegsministerium auf die Errichtung von Trainingsanlagen für 3-4 jährige Pferde, den so genannten Remonten. [01]
Das erste derartige Remontendepot Sachsens war das Gut Kalkreuth. Es befand sich als Kammergut bereits seit dem 16. Jahrhundert im Besitz des sächsischen Staates und wurde mit den beiden Vorwerken Reiherhof und Bieberach zu einem geräumigen Komplex zusammengefasst. Dem bisherigen Pächter wurde gekündigt. 1894 bzw. 1896 erfolgte der Zukauf der Güter Mühlbach und Adelshof. Eigentümer blieb der sächsische Staatsfiskus, vom dem das sächsische Kriegsministerium das Depot pachtete, um es anschließend an das Reich weiterzuverpachten. Neuerrichtete Gebäude dagegen waren Reichsbesitz. Der Verwaltung des Depots stand ein Administrator vor, ab 1900 lautete seine Dienstbezeichnung Amtmann bzw. Oberamtmann. Es waren Ihle 1892-1905, Kanold 1906-1911 und ab 1911 Klügel. [02]
Ab 1892 wurde das Gut Kalkreuth zielgerichtet auf seine neue Verwendung hin umgestaltet. Umfangreiche Neubauten wurden errichtet, so vier Pferdeställe, eine Rennbahn, Arbeiterwohnungen, eine Schmiede, eine Stellmacherei und eine Spielschule für Arbeiterkinder. Der Schwerpunkt des Ackerbaus lag jetzt auf Grünfutter, Heu und Hafer für die Pferde. Kartoffeln wurden für das Personal angebaut. [03]
Kalkreuth konnte etwa 500 Remonten aufnehmen. Diese wurden im Alter von 3 oder 4 Jahren von Zuchtgütern im Herzogtum Preußen, seltener aus Norddeutschland erworben. Eigene Zucht wurde nicht betrieben. Anschließend trainierte man die Pferde etwa ein Jahr auf Gehorsam und Ausdauer, gewöhnte sie an Schüsse und Trommeln. Eingeritten wurden sie erst bei der Truppe, ein Großteil nahm das in Großhain stationierte Husaren Regiment Nr. 18 ab. [04]
Schon August der Starke nutze Gut Kalkreuth als Jagdschloss. Während der Verwendung als Remontedepot veranstalteten Offiziere der Großenhainer Husaren dort Hetzjagden auf Hasen, Schwarz- und Rotwild. Wegen des Werts für die kavalleristische Ausbildung wurden sie vom sächsischen Kriegsministerium gefördert. Der spätere sächsische König Friedrich August III. nahm mehrfach an den Jagden teil, die auch für die Zivilbevölkerung zu einem bedeutenden gesellschaftlichen Ereignis wurden. [05]
Während des ersten Weltkrieges wurden auch die Kalkreuther Pferde eingesetzt, gleichzeitig Kriegsgefangene kamen besonders russische Kriegsgefangene als Arbeiter nach Kalkreuth. Im Zug der durch den Versailler Vertrag festgeschriebenen deutschen Abrüstung wurde das Remontedepot Kalkreuth schließlich aufgelöst. 1920 ging es in der Bewirtschaftung auf den sächsischen Staat über, der es unter anderem als landwirtschaftliches Versuchsgut nutzte.
Bestandsgeschichte und –verzeichnung
Der Bestand Remontedepot Kalkreuth umfasst etwa 60 Akteneinheiten mit einem Umfang von ca. 2 lfm sowie 120 Karten und Plänen. Der kleinere Teil des Bestandes, etwa 20 Akten, wurden um 1960 vom Volkseigenen Gut Kalkreuth um 1960 übergeben und in einem eigenen Findbuch verzeichnet. Ergänzt wurde dieses durch eine Abgabe der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Lehr- und Versuchsgut Kalkreuth aus dem Jahr 1997 mit einem Umfang von 28 Akten und 133 Karten. 14 dieser Karten wurden im Zuge der Bearbeitung als Doppelstücke kassiert. Weiterhin wurde die Publikation Getreide- und Hülsenfrüchte als wichtige Nahrungs- und Futtermittel mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Heeresverpflegung, Bd. 1, hg. im Auftrag des preußischen Kriegsministeriums, Berlin, 1894 entnommen und der Dienstbibliothek zugewiesen. Sie ist bestellbar unter der Signatur 304500. Bei der vorliegenden Verzeichnung handelt es sich um eine Überarbeitung und Ergänzung der bereits bestehenden Aktentitel sowie um eine Neuerschließung der Karten.
Ergänzend sind zu Remonteangelegenheiten ab etwa 1890 folgende Bestände heranzuziehen:
10736 Ministerium des Innern
10851 Ministerium der Finanzen
11248 Sächsisches Kriegsministerium
11315 Remonteinspekteur
11316 Remontierungskommission
Literatur
Kollektiv: Vom Remontedepot Kalkreuth zum Lehr und Versuchsgut der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft 1893-1993, Kalkreuth, 1993.
Klöditz, Hans / Moschke, Jochen / Rutsch, Karl-Heinz: Kalkreuth und die Wettiner. Pferde, Falken und Fasane, Großenhain, 1989.
Kubatzki, Rainer: Remonten und Distanzritte im Königreich Sachsen. Eine vergessenen Militärkultur zwischen Riesa, Meißen und Großenhain, Königsbrück und Löbau, o.O., o.J.
[01] Kubatzki, Rainer: Remonten und Distanzritte im Königreich Sachsen. Eine vergessenen Militärkultur zwischen Riesa, Meißen und Großenhain, Königsbrück und Löbau, o.O., o.J, S. 3f.
[02] Kubatzki o.J, S. 19f, 27.
[03] Kollektiv: Vom Remontedepot Kalkreuth zum Lehr und Versuchsgut der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft 1893-1993, Kalkreuth, 1993, S. 8.
[04] Ebenda, Klöditz, Hans / Moschke, Jochen / Rutsch, Karl-Heinz: Kalkreuth und die Wettiner. Pferde, Falken und Fasane, Großenhain, 1989, S. 16.
[05] Klöditz / Moschke / Rutsch 1989, S. 12-15.
Remontedepot Kalkreuth
Als ab 1870 der Ausbau der Armee in Deutschland vorangetrieben wurde, stieg der Bedarf an militärisch nutzbaren Pferden. Besonderes Sachsen mangelte es nicht nur an entsprechend gezüchteten Tieren sondern auch an Ausbildungsstätten. Erst 1890/91 einigten sich das preußische und das sächsische Kriegsministerium auf die Errichtung von Trainingsanlagen für 3-4 jährige Pferde, den so genannten Remonten. [01]
Das erste derartige Remontendepot Sachsens war das Gut Kalkreuth. Es befand sich als Kammergut bereits seit dem 16. Jahrhundert im Besitz des sächsischen Staates und wurde mit den beiden Vorwerken Reiherhof und Bieberach zu einem geräumigen Komplex zusammengefasst. Dem bisherigen Pächter wurde gekündigt. 1894 bzw. 1896 erfolgte der Zukauf der Güter Mühlbach und Adelshof. Eigentümer blieb der sächsische Staatsfiskus, vom dem das sächsische Kriegsministerium das Depot pachtete, um es anschließend an das Reich weiterzuverpachten. Neuerrichtete Gebäude dagegen waren Reichsbesitz. Der Verwaltung des Depots stand ein Administrator vor, ab 1900 lautete seine Dienstbezeichnung Amtmann bzw. Oberamtmann. Es waren Ihle 1892-1905, Kanold 1906-1911 und ab 1911 Klügel. [02]
Ab 1892 wurde das Gut Kalkreuth zielgerichtet auf seine neue Verwendung hin umgestaltet. Umfangreiche Neubauten wurden errichtet, so vier Pferdeställe, eine Rennbahn, Arbeiterwohnungen, eine Schmiede, eine Stellmacherei und eine Spielschule für Arbeiterkinder. Der Schwerpunkt des Ackerbaus lag jetzt auf Grünfutter, Heu und Hafer für die Pferde. Kartoffeln wurden für das Personal angebaut. [03]
Kalkreuth konnte etwa 500 Remonten aufnehmen. Diese wurden im Alter von 3 oder 4 Jahren von Zuchtgütern im Herzogtum Preußen, seltener aus Norddeutschland erworben. Eigene Zucht wurde nicht betrieben. Anschließend trainierte man die Pferde etwa ein Jahr auf Gehorsam und Ausdauer, gewöhnte sie an Schüsse und Trommeln. Eingeritten wurden sie erst bei der Truppe, ein Großteil nahm das in Großhain stationierte Husaren Regiment Nr. 18 ab. [04]
Schon August der Starke nutze Gut Kalkreuth als Jagdschloss. Während der Verwendung als Remontedepot veranstalteten Offiziere der Großenhainer Husaren dort Hetzjagden auf Hasen, Schwarz- und Rotwild. Wegen des Werts für die kavalleristische Ausbildung wurden sie vom sächsischen Kriegsministerium gefördert. Der spätere sächsische König Friedrich August III. nahm mehrfach an den Jagden teil, die auch für die Zivilbevölkerung zu einem bedeutenden gesellschaftlichen Ereignis wurden. [05]
Während des ersten Weltkrieges wurden auch die Kalkreuther Pferde eingesetzt, gleichzeitig Kriegsgefangene kamen besonders russische Kriegsgefangene als Arbeiter nach Kalkreuth. Im Zug der durch den Versailler Vertrag festgeschriebenen deutschen Abrüstung wurde das Remontedepot Kalkreuth schließlich aufgelöst. 1920 ging es in der Bewirtschaftung auf den sächsischen Staat über, der es unter anderem als landwirtschaftliches Versuchsgut nutzte.
Bestandsgeschichte und –verzeichnung
Der Bestand Remontedepot Kalkreuth umfasst etwa 60 Akteneinheiten mit einem Umfang von ca. 2 lfm sowie 120 Karten und Plänen. Der kleinere Teil des Bestandes, etwa 20 Akten, wurden um 1960 vom Volkseigenen Gut Kalkreuth um 1960 übergeben und in einem eigenen Findbuch verzeichnet. Ergänzt wurde dieses durch eine Abgabe der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Lehr- und Versuchsgut Kalkreuth aus dem Jahr 1997 mit einem Umfang von 28 Akten und 133 Karten. 14 dieser Karten wurden im Zuge der Bearbeitung als Doppelstücke kassiert. Weiterhin wurde die Publikation Getreide- und Hülsenfrüchte als wichtige Nahrungs- und Futtermittel mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Heeresverpflegung, Bd. 1, hg. im Auftrag des preußischen Kriegsministeriums, Berlin, 1894 entnommen und der Dienstbibliothek zugewiesen. Sie ist bestellbar unter der Signatur 304500. Bei der vorliegenden Verzeichnung handelt es sich um eine Überarbeitung und Ergänzung der bereits bestehenden Aktentitel sowie um eine Neuerschließung der Karten.
Ergänzend sind zu Remonteangelegenheiten ab etwa 1890 folgende Bestände heranzuziehen:
10736 Ministerium des Innern
10851 Ministerium der Finanzen
11248 Sächsisches Kriegsministerium
11315 Remonteinspekteur
11316 Remontierungskommission
Literatur
Kollektiv: Vom Remontedepot Kalkreuth zum Lehr und Versuchsgut der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft 1893-1993, Kalkreuth, 1993.
Klöditz, Hans / Moschke, Jochen / Rutsch, Karl-Heinz: Kalkreuth und die Wettiner. Pferde, Falken und Fasane, Großenhain, 1989.
Kubatzki, Rainer: Remonten und Distanzritte im Königreich Sachsen. Eine vergessenen Militärkultur zwischen Riesa, Meißen und Großenhain, Königsbrück und Löbau, o.O., o.J.
[01] Kubatzki, Rainer: Remonten und Distanzritte im Königreich Sachsen. Eine vergessenen Militärkultur zwischen Riesa, Meißen und Großenhain, Königsbrück und Löbau, o.O., o.J, S. 3f.
[02] Kubatzki o.J, S. 19f, 27.
[03] Kollektiv: Vom Remontedepot Kalkreuth zum Lehr und Versuchsgut der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft 1893-1993, Kalkreuth, 1993, S. 8.
[04] Ebenda, Klöditz, Hans / Moschke, Jochen / Rutsch, Karl-Heinz: Kalkreuth und die Wettiner. Pferde, Falken und Fasane, Großenhain, 1989, S. 16.
[05] Klöditz / Moschke / Rutsch 1989, S. 12-15.
Arbeitskreis der Kalkreuther Heimatfreunde im Auftrag der Gemeindevertretung Kalkreuth (Hrsg.): Vom Remontedepot Kalkreuth zum Lehr- und Versuchsgut der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft 1893 - 1993. Kalkreuth, 1993
Kommunalpolizeiliche und ortspolizeiliche Angelegenheiten.- Dienstverhältnisse.- Abgaben.- Bauangelegenheiten.- Inventare.- Druschregister.- Geschäftsberichte.- Registranden.- Verwaltungsangelegenheiten.- Wirtschaftsangelegenheiten.
Das Remontedepot Kalkreuth wurde am 01.04.1892 errichtet. Es unterstand dem Vorsitzenden der Remontierungskommission. Das Depot war für die Unterbringung der Remontepferde und für alle Maßnahmen zur Hebung der Pferdezucht verantwortlich. Nach der Auflösung des Remonteinspektion und der Remontierungskommission 1920 ging des Remontedepot Kalkreuth in die Verwaltung des Reichsschatzministeriums über und wurde der Abteilung III des Landesfinanzamtes Dresden angegliedert.
Weitere Angaben siehe 2.3.8 Militär
Weitere Angaben siehe 2.3.8 Militär
- 2010 | Findbuch / elektronisches Findmittel
- 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5