Beständeübersicht
Bestand
11320 Militärplankammer
Datierung | 1777 - 1885 |
---|---|
Benutzung im | Hauptstaatsarchiv Dresden |
Umfang (nur lfm) | 4,80 |
Einleitung
Geschichte der Militärplankammer
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, insbesondere in Folge des Siebenjährigen Kriegs, stieg auch in Sachsen der Bedarf an militärisch verwertbaren Karten. Ältere Werke wie etwa die Zürnerschen Ämterkarten hatten sich in dieser Hinsicht als unbrauchbar erwiesen. 1780 begann das sächsische Ingenieurkorps mit einer neuen Landesaufnahme auf Basis sorgfältiger Triangulation. Die entstandenen "Meilenblätter", auch als "Ingenieurskarte" bezeichnet, wurden zunächst als militärische Verschlusssache behandelt. [01]
Die kartografische Arbeit war mit der bloßen Aufnahme nicht getan. Mit der Aufbewahrung von militärisch relevanten Karten, Rissen, Plänen, Zeichnungen und Handschriften, ihrer Sichtung, Katalogisierung, Abgleichung und Kopierung sollte das Ingenieurskorps aber nicht belastet werden. Zu diesem Zweck wurde am 12.3.1806 eigens die Militärplankammer gegründet. Bereits bestehende Sammlungen mit derartigem Bezug, etwa im Geheimen Kabinett, der Gewehrgalerie, der Generalstabskanzlei oder der Kurfürstlichen Öffentlichen Bibliothek gingen ebenfalls in ihren Zuständigkeitsbereich über. Erst 1815 übernahm die Militärplankammer auch die eigentliche Landesvermessung und konnte 1825 die immer noch laufende Landesaufnahme abschließen. [02]
Untergebracht war die Plankammer zunächst in den im 2. Weltkrieg zerstörten Kasernen der Ritterakademie in der Dresdner Neustadt, dem so genannten Wackerbarthschen Palais. 1813 wurden Zimmer im Brühlschen Palais bezogen, 1815 siedelte sie in das auf der Neustädter Seite gelegene Blockhaus um. [03]
Die Gründung der Militärplankammer fällt in die politisch unruhige Phase der Napoleonischen Kriege, weshalb die ersten Direktoren oft noch mit anderen Dingen beschäftigt waren, zudem nur kurze Zeit amtierten. Nach dem Gründungsdirektor Georg von Egidy (1806/1807) und seinen Nachfolgern Johann Georg Lehmann (1808-1811), Ernst Ludwig Aster (1811-1813), Adolf von Einsiedel (1813) und Karl Heinrich von Gelbke (1813-1814) gelangte die Militärplankammer erst unter Johann Anton Ulrich (1815-1818) zu einem einigermaßen geregelten Betrieb. [04]
1818 hatte Direktor Ulrich die königliche Genehmigung zur Veröffentlichung der bislang geheimen Landesaufnahme erhalten. Diese Aufgabe nahm sein Nachfolger Jakob Herrmann Andreas Oberreit (1819-1856) in Angriff, welche die Arbeit der Militärplankammer über Oberreits Tod bis 1860 prägen sollte. Dabei wurden die Meilenblätter in einen neuen Maßstab von 1:57600 gebracht, die inzwischen erfolgten topografischen Veränderungen, insbesondere die neuen Chausseen und Eisenbahnstrecken, durch umfangreich Inspektionsreisen überprüft, eingearbeitet und schließlich mit gestochenen Kupferplatten gedruckt. Der entstandene "Topographische Atlas des Königreichs Sachsen" erregt wegen seines Detailgrades und exakten Ausführung internationales Aufsehen. Er wurde nach dem Direktor der Militärplankammer oft kurz "Atlas Oberreit" genannt. [05]
Nach Oberreits Tod 1856 übernahm Friedrich Otto Peters die Leitung der in Topographisches Bureau umbenannten und dem sächsischen Generalstab unterstellten Behörde. Sie beschäftigte sich auch weiterhin mit der Erstellung und Revision von Karten, u. a. der deutschen Generalstabskarte von 1878, von welcher sie 30 Blätter bearbeitete. 1898 wurde mit einer umfangreichen topografischen Neuaufnahme Sachsens begonnen. [06]
Der Versailler Vertrag brachte der inzwischen in Abteilung für Landesaufnahme umbenannten Behörde die Umwandlung in ein ziviles Amt, die Landesaufnahme Sachsen, welche ab 1921 eine Zweigstelle des Reichsamts für Landesaufnahme bildete. [07]
Bestandsgeschichte und –verzeichnung
Bei dem vorliegenden Findbuch handelt es sich um eine Überarbeitung und vertiefende Ergänzung des 1960 von Werner Pahlitzsch und Walter Einer erstellten Findbuch "Militärplankammer". Neuverzeichnet wurden die bislang nicht zugänglichen Trigonometrischen Höhenmessungen und Nivellements zur Geologischen Spezialkarte von Sachsen. Im Zuge der Gesamtverpackung wurde der Bestand im Jahr 2004 neu signiert. Eine Konkordanz zu den alten Signaturen befindet sich am Ende des Findbuchs.
Literatur
Beschorner, Hans: Geschichte der sächsischen Karthographie im Grundriss, Leipzig, 1907.
Brunner, Hans: Die sächsische Landesaufnahme von 1780-1825, Leipzig, Dresden, 2005.
Landesvermessungsamt Sachsen: Die Vermessung Sachsen. 200 Jahre Vermessungsverwaltung Sachsen, Dresden, 2006.
Mischke, Anja: Die Entstehung und Entwicklung der Sächsischen Militärplankammer als eine Vorgängereinrichtung des Landesvermessungsamtes zu Beginn des 19. Jahrhunderts, Dresden, 2003.
[01] Beschorner, Hans: Geschichte der sächsischen Kartographie im Grundriss, Leipzig, 1907, S. 18.
[02] Brunner, Hans: Die sächsische Landaufnahme von 1780-1825, Leipzig, Dresden, 2005, S. 35, Landesvermessungsamt Sachsen: Die Vermessung Sachsen. 200 Jahre Vermessungsverwaltung Sachsen, Dresden 2006, S. 13f. Mischke, Anja: Die Entstehung und Entwicklung der Sächsischen Militärplankammer als eine Vorgängereinrichtung des Landesvermessungsamtes Sachsen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, Dresden, 2005, S. 17.
[03] Landesvermessungsamt 2006, S. 14, Mischke 2005, S. 21, 45.
[04] Mischke 2005, S. 53-58.
[05] Beschorner 1907, S. 20, Brunner 2005, S. 39-42.
[06] Landesvermessungsamt 2006, S. 15.
[07] Landesvermessungsamt 2006, S. 17.
Geschichte der Militärplankammer
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, insbesondere in Folge des Siebenjährigen Kriegs, stieg auch in Sachsen der Bedarf an militärisch verwertbaren Karten. Ältere Werke wie etwa die Zürnerschen Ämterkarten hatten sich in dieser Hinsicht als unbrauchbar erwiesen. 1780 begann das sächsische Ingenieurkorps mit einer neuen Landesaufnahme auf Basis sorgfältiger Triangulation. Die entstandenen "Meilenblätter", auch als "Ingenieurskarte" bezeichnet, wurden zunächst als militärische Verschlusssache behandelt. [01]
Die kartografische Arbeit war mit der bloßen Aufnahme nicht getan. Mit der Aufbewahrung von militärisch relevanten Karten, Rissen, Plänen, Zeichnungen und Handschriften, ihrer Sichtung, Katalogisierung, Abgleichung und Kopierung sollte das Ingenieurskorps aber nicht belastet werden. Zu diesem Zweck wurde am 12.3.1806 eigens die Militärplankammer gegründet. Bereits bestehende Sammlungen mit derartigem Bezug, etwa im Geheimen Kabinett, der Gewehrgalerie, der Generalstabskanzlei oder der Kurfürstlichen Öffentlichen Bibliothek gingen ebenfalls in ihren Zuständigkeitsbereich über. Erst 1815 übernahm die Militärplankammer auch die eigentliche Landesvermessung und konnte 1825 die immer noch laufende Landesaufnahme abschließen. [02]
Untergebracht war die Plankammer zunächst in den im 2. Weltkrieg zerstörten Kasernen der Ritterakademie in der Dresdner Neustadt, dem so genannten Wackerbarthschen Palais. 1813 wurden Zimmer im Brühlschen Palais bezogen, 1815 siedelte sie in das auf der Neustädter Seite gelegene Blockhaus um. [03]
Die Gründung der Militärplankammer fällt in die politisch unruhige Phase der Napoleonischen Kriege, weshalb die ersten Direktoren oft noch mit anderen Dingen beschäftigt waren, zudem nur kurze Zeit amtierten. Nach dem Gründungsdirektor Georg von Egidy (1806/1807) und seinen Nachfolgern Johann Georg Lehmann (1808-1811), Ernst Ludwig Aster (1811-1813), Adolf von Einsiedel (1813) und Karl Heinrich von Gelbke (1813-1814) gelangte die Militärplankammer erst unter Johann Anton Ulrich (1815-1818) zu einem einigermaßen geregelten Betrieb. [04]
1818 hatte Direktor Ulrich die königliche Genehmigung zur Veröffentlichung der bislang geheimen Landesaufnahme erhalten. Diese Aufgabe nahm sein Nachfolger Jakob Herrmann Andreas Oberreit (1819-1856) in Angriff, welche die Arbeit der Militärplankammer über Oberreits Tod bis 1860 prägen sollte. Dabei wurden die Meilenblätter in einen neuen Maßstab von 1:57600 gebracht, die inzwischen erfolgten topografischen Veränderungen, insbesondere die neuen Chausseen und Eisenbahnstrecken, durch umfangreich Inspektionsreisen überprüft, eingearbeitet und schließlich mit gestochenen Kupferplatten gedruckt. Der entstandene "Topographische Atlas des Königreichs Sachsen" erregt wegen seines Detailgrades und exakten Ausführung internationales Aufsehen. Er wurde nach dem Direktor der Militärplankammer oft kurz "Atlas Oberreit" genannt. [05]
Nach Oberreits Tod 1856 übernahm Friedrich Otto Peters die Leitung der in Topographisches Bureau umbenannten und dem sächsischen Generalstab unterstellten Behörde. Sie beschäftigte sich auch weiterhin mit der Erstellung und Revision von Karten, u. a. der deutschen Generalstabskarte von 1878, von welcher sie 30 Blätter bearbeitete. 1898 wurde mit einer umfangreichen topografischen Neuaufnahme Sachsens begonnen. [06]
Der Versailler Vertrag brachte der inzwischen in Abteilung für Landesaufnahme umbenannten Behörde die Umwandlung in ein ziviles Amt, die Landesaufnahme Sachsen, welche ab 1921 eine Zweigstelle des Reichsamts für Landesaufnahme bildete. [07]
Bestandsgeschichte und –verzeichnung
Bei dem vorliegenden Findbuch handelt es sich um eine Überarbeitung und vertiefende Ergänzung des 1960 von Werner Pahlitzsch und Walter Einer erstellten Findbuch "Militärplankammer". Neuverzeichnet wurden die bislang nicht zugänglichen Trigonometrischen Höhenmessungen und Nivellements zur Geologischen Spezialkarte von Sachsen. Im Zuge der Gesamtverpackung wurde der Bestand im Jahr 2004 neu signiert. Eine Konkordanz zu den alten Signaturen befindet sich am Ende des Findbuchs.
Literatur
Beschorner, Hans: Geschichte der sächsischen Karthographie im Grundriss, Leipzig, 1907.
Brunner, Hans: Die sächsische Landesaufnahme von 1780-1825, Leipzig, Dresden, 2005.
Landesvermessungsamt Sachsen: Die Vermessung Sachsen. 200 Jahre Vermessungsverwaltung Sachsen, Dresden, 2006.
Mischke, Anja: Die Entstehung und Entwicklung der Sächsischen Militärplankammer als eine Vorgängereinrichtung des Landesvermessungsamtes zu Beginn des 19. Jahrhunderts, Dresden, 2003.
[01] Beschorner, Hans: Geschichte der sächsischen Kartographie im Grundriss, Leipzig, 1907, S. 18.
[02] Brunner, Hans: Die sächsische Landaufnahme von 1780-1825, Leipzig, Dresden, 2005, S. 35, Landesvermessungsamt Sachsen: Die Vermessung Sachsen. 200 Jahre Vermessungsverwaltung Sachsen, Dresden 2006, S. 13f. Mischke, Anja: Die Entstehung und Entwicklung der Sächsischen Militärplankammer als eine Vorgängereinrichtung des Landesvermessungsamtes Sachsen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, Dresden, 2005, S. 17.
[03] Landesvermessungsamt 2006, S. 14, Mischke 2005, S. 21, 45.
[04] Mischke 2005, S. 53-58.
[05] Beschorner 1907, S. 20, Brunner 2005, S. 39-42.
[06] Landesvermessungsamt 2006, S. 15.
[07] Landesvermessungsamt 2006, S. 17.
Einrichtung und Verwaltung der Militärplankammer.- Anordnungen und Instruktionen.- Eingänge und Ausgänge der Karten.- Bearbeitung von Karten.- Landesvermessung.- Kartenwerke.
Am 12.03.1806 wurde die Militärplankammer als zentrale Aufbewahrungsstätte der sächsischen Militärverwaltung für topographische Unterlagen eingerichtet. Sie trug Karten, Risse, Pläne, Zeichnungen und Schriften zusammen, die sich auf Topographie und Kriegsgeschichte bezogen. Ihr Sammelgebiet ging dabei über Sachsen hinaus. 1856 wurde die Militärplankammer in Topographisches Büro umbenannt und dem Generalstab unterstellt. Nach 1831 war die Behörde direkt dem sächsischen Kriegsministerium nachgeordnet.
Die Karten, Risse, Pläne und Zeichnungen sind in die Bestände 11373 Kartensammlung des Sächsischen Kriegsarchivs und 12884 Karten und Risse integriert worden.
Weitere Angaben siehe 2.3.8 Militär
Die Karten, Risse, Pläne und Zeichnungen sind in die Bestände 11373 Kartensammlung des Sächsischen Kriegsarchivs und 12884 Karten und Risse integriert worden.
Weitere Angaben siehe 2.3.8 Militär
- 2010 | Findbuch / elektronisches Findmittel
- 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5