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Beständeübersicht

Bestand

11708 Fleischhacker Lampen-Compagnie Dresden / VEB Glühlampe Dresden

Datierung1902 - 1953
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)0,20
Geschichte der Firma

Die Firma gründete sich 1893 in Passing bei München und siedelte 1894 nach Dresden über. Die Eintragung in das Handelsregister des Amtsgerichts Dresden erfolgte am 02.08.1894 auf Blatt 7389 unter der Bezeichnung Fleischhacker & Co in Pieschen. Inhaber waren Johann Adam Fleischhacker, Fabrikbesitzer in München, Joseph Hoenerbach, Fabrikbesitzer in Kötzschenbroda und Hermann Hugo Thost, Ziegeleibesitzer. Joseph Hoenerbach schied am 05.05.1896 aus der Firma aus. Am 16.08.1896 erfolgte dann der Eintritt von Wilhelm Eberding in die Firma.

Laut Eintragung im Handelsregister vom 23.01.1899 waren Inhaber der Firma folgende Personen:

a) Friedrich Wilhelm Eberding, Kaufmann in Klotzsche
b) Wilhelm Carl van Ameÿden van Duÿm, Konsul in Dresden (25.000 Mark)
c) Julius Johannes Weder, Maschinenbauer in Dresden (20.000 Mark)
d) Karl Jacob Eberding, Privatmann in Dresden (10.000 Mark)
e) Ferdinand Ziegler, Königl. Geheimer Justizrat in Berlin (5.000 Mark)
f) Emil Rauch, Doktor der Medizin in Basel (10.000 Mark)

Friedrich Wilhelm Eberding war Komplementär und die anderen Teilhaber die Kommanditisten. Laut Eintragung im Handelsregister ging die Firma am 17.10.1902 in Liquidation. Friedrich Wilhelm Eberding sowie Julius Johannes Weder wurden zu Liquidatoren bestellt. Nach beendeter Liquidation erlosch die Firma am 15.06.1909.

Während die Liquidation der einen Firma noch lief, meldete Friedrich Wilhelm Eberding am 20.03.1904 beim Amtsgericht Dresden auf Blatt 10503 (später umgeschrieben auf HRA 333) die Fleischhacker Lampen – Compagnie in Dresden zur Eintragung an. Inhaber waren für 8 Tage Bertha Rosamunde verw. Fleischhacker und Friedrich Wilhelm Eberding. Bertha Rosamunde verw. Fleischhacker schied am 28.03.1904 wieder aus der Firma aus und Friedrich Wilhelm Eberding führte das Handelsgeschäft und die Firma alleine fort. Im Februar 1910 erhielt Selma Martha Röhner Prokura.

Um 1912 errichtete die Fleischhacker Lampen – Compagnie eine Glühlampenfabrik in London, die British Fleischhacker Lamp. Comp. und eine Verkaufsfiliale in Holland, die Dutsch Fleischhacker Lamp. Comp. Rotterdam. Die Errichtung der Fabrik in London diente dem erleichterten Export von Kohlefadenlampen unter Umgehung der hohen Zölle nach England und seinen Kolonien, nach Nordamerika und Kanada.

Als exportorientiertes Unternehmen brach infolge des Ersten Weltkrieges ein großer Teil des Absatzmarktes weg. Die Firma bemühte sich daraufhin um Aufträge für das Militär. Am Anfang erhielt die Firma kleinere Aufträge für Schneider- und Konfektionsarbeiten. Die dazu notwendigen 25 Nähmaschinen konnten im August 1915 von der Firma Clemens Müller erworben werden. Gefertigt wurden Militärhosen, Militärjacken, Reitersäcke und Sanitätsartikel. Dazu mussten die Glühlampenarbeiterinnen zu Näherinnen umgeschult werden.

Darüber hinaus fertigte man weitere Artikel für den Militärbedarf an. Dazu zählten auch Blechflaschen und Taschenlampen. Außerdem konnte die Firma auf Vermittlung des Schwagers von Friedrich Wilhelm Eberding, Carl Wolpers, größere Aufträge für die Versorgung des Militärs mit Wein erlangen. Diesen Geschäftszweig ließ Friedrich Wilhelm Eberding am 25.02.1919 im Handelsregister des Amtsgerichts Dresden auf Blatt 14623 unter der Firmenbezeichnung Wilhelm Eberding, Weingroßhandlung in Dresden, eintragen. Die Weinhandlung bestand bis zum 27.10.1928.

In dem 1916 erworbenen Grundstück in Berlin-Weißensee, Naugarder Str. 40, fabrizierte die Firma Martin Vetter Sicherungsmaterial. Im März 1918 kaufte man die Fabrik einschließlich des vorhandenen Maschinenparks sowie der Rohmaterialien für RM 170.000. Die Zweigniederlassung in Berlin wurde am 15.07.1918 unter der Bezeichnung Fleischhacker Lampen – Compagnie, Abt. Feba Fabrik elektrischer Bedarfs-Artikel ins Handelsregister eingetragen. Die Zweigniederlassung beschäftigte anfangs 40-50 Leute und verdoppelte die Anzahl bis 1926. Zum Produktionsprogramm gehörte ausschließlich Sicherungsmaterial, d.h. Köpfe, Sicherungsstöpsel sowie auch Sicherungselemente, Glas- und Papplamellen. Die technische Leitung des Betriebes hatte Herr Ing. Fritz Fleischhacker, ein Sohn des verstorbenen Gründers der Firma. Herr Max Eberding, der Bruder von Friedrich Wilhelm Eberding hatte die kaufmännische Leitung dieses Betriebes bzw. war Prokurist der Firma. Der Berliner Betrieb entwickelte sich bis 1926 sehr gut, doch dann ging der Umsatz zurück, so dass der Betrieb nicht mehr rentabel war. Ab 1932 diente er nur noch als Lager. Schließlich baute man 1934 die Gebäude zu Privatwohnungen um. Es entstanden 34 Kleinwohnungen, in der Hauptsache 1, 2 und 3 Zimmer Wohnungen mit Warmwasserheizung.

Von 1914 bis 1939 produzierte die Fleischhacker Lampen – Compagnie ausschließlich Kohlefadenlampen, denn die Fabrikation von Metalldrahtlampen war infolge der Erteilung der Metalldrahtlampenpatente nicht möglich gewesen. Die Patente bildeten die Grundlage zum Zusammenschluss der Glühlampenfabriken der drei Großfirmen: AEG, Siemens Schuckert Werke und Auergesellschaft zur OSRAM GmbH und damit zur uneingeschränkten Monopolherrschaft dieses Konzerns über die gesamte Glühlampenerzeugung.

Das Kohlefadenlampengeschäft mit Amerika war deshalb für die Firma besonders wichtig geworden. 1924 entschloss man sich eine Verkaufsfiliale in New York selbst zu gründen, die Fleischhacker Lamp Corparation of Amerika in New York unter Leitung von Siegmund Mendel. Von dieser Filiale belieferte man ganz Amerika mit Kohlefadenlampen. Die Weltwirtschaftskrise beendete 1929 das Auslandsgeschäft. So blieb wieder allein nur das deutsche Inlandsgeschäft. Der Umsatz an Kohlefadenlampen sank immer tiefer. In Konkurrenz mit der Metalldrahtlampe mussten die Wünsche der Kunden nach Möglichkeit erfüllt werden. Bestellungen mit verhältnismäßig geringen Stückzahlen standen einer relativ großen Typenvielfalt gegenüber und ergaben so eine praktisch nicht mehr rationelle Fertigung. 1939 fiel das maßgebende Patent für Metalldrahtlampen. Vor der Aufnahme der Produktion von Metalldrahtlampen investierte die Firma in ein neues Labor und in ein Prüffeld. Ende 1940 kam die erste Automatenreihe für Metalldrahtlampen in der Firma zur Aufstellung. Diese sollte durch eine zweite Automatenreihe ergänzt werden. Die hierzu benötigten Maschinen, Automaten und Geräte waren zum größten Teil bereits angeliefert, als die Glühlampenfertigung in Folge des Krieges allgemein stark gedrosselt werden musste. Die Stilllegung des Betriebes stand kurz bevor.

Um die Betriebsstilllegung zu vermeiden, erfolgte die Produktionsumstellung auf Heeresaufträge. Es handelte sich nicht um direkte Lieferungen an die Wehrmacht, sondern um Zulieferungen an andere Betriebe. Die für die Glühlampenfertigung neu geschaffenen Lagerräume und zum Teil auch Fertigungsräume mussten den Heeresfertigungen unverzüglich zur Verfügung gestellt werden.

Am 01.01.1945 wurde als persönlich haftender Gesellschafter Friedrich Wilhelm Eberding und als Kommanditisten Hildegard Sehm geb. Eberding in Dresden [Tochter von F.W. Eberding] mit einer Einlage von 4.500 RM sowie die mdj. Birgit Eberding in Dresden [Enkelin von F.W. Eberding und Tochter seines Sohnes Martin] mit einer Einlage von 4.500 RM in das Handelsregister eingetragen.

Seit dem Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945 war der Betrieb bis Anfang 1946 von jeder Gaszufuhr völlig abgeschnitten. Außerdem war ein Teil der Fertigungsräume von der russischen Besatzungsmacht belegt, sodass die Glühlampenfertigung bis Mai 1946 nicht anlaufen konnte. Ab Mai 1945 begann als erstes die Produktion von elektrischen Sicherungs- und Installationsmaterial.

Am Anfang fungierte Herr Friedrich Wilhelm Eberding als Treuhänder. Im Februar 1946 bestellte das Amt für Betriebsneuordnung den Dipl.-Ing. Werner Zschocke zum Treuhänder.

Auf der Grundlage des Volksentscheids in Sachsen am 30.06.1946 wurde die Firma enteignet und in Volkseigentum überführt. Das Unternehmen firmierte nach der Enteignung als VEB Glühlampe Dresden. Ebenfalls durch Volksentscheid enteignet wurde die Fleischhacker Lampen Vertrieb, Eberding KG. Seit dem 01.01.1945 waren der persönlich haftender und geschäftsführender Gesellschafter dieser Vertriebsgesellschaft Hildegard Sehm [für Dipl.-Ing. Martin Eberding, der zum 31.12.1944 ausschied] und die Kommanditisten Birgit Eberding geb. am 18.05.1944, Friedrich Wilhelm Eberding und Martha Röhner jeweils mit einer Einlage von 5000 RM.

Werkdirektor des ab dem 01.01.1951 direkt der Hauptverwaltung Elektrotechnik des Ministerium für Maschinenbau unterstellten VEB RFT Glühlampenwerk war Werner Zschocke.

Bereits am 22.08.1953 erfolgten die Liquidation des VEB RFT Glühlampenwerks Dresden und die Eingliederung in den VEB Funkwerk Dresden.
Das Buch der Stadt Dresden. Dresden, 1930
Liquidation 1953.- Finanzberichte.- Aktivisten- und Fünfjahrplan.- Bilanzen.- Enteignung durch Volksentscheid.- Zweigniederlassung in Berlin.- Grundstücksverwaltung.- Korrespondenzen.- Lieferverträge.
Die Firma wurde 1893 in Passing bei München gegründet und siedelte 1894 nach Dresden über. 1896 erfolgte der Eintritt von Friedrich Wilhelm Eberding in die Firma.
Die Firma produzierte v. a. Kohlefadenlampen, ab 1940 auch wieder Metalldrahtlampen, verschiedener Typen. Die Fleischhacker Lampen-Comagnie unterhielt zeitweise Filialen in New York, London und Rotterdam. Eine Zweigniederlassung bestand in Berlin. Während des ersten und zweiten Weltkrieges übernahm die Firma kleinere Aufträge für die Rüstungsindustrie.
Durch den Volksentscheid in Sachsen am 30.06.1946 wurde die Firma enteignet und in Volkseigentum überführt. Das Unternehmen firmierte nach der Enteignung als VEB Glühlampe Dresden. 1953 ging das Glühlampenwerk im VEB Funkwerk Dresden auf.
  • 2011 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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