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Beständeübersicht

Bestand

12511 Verein für Geschichte und geschichtliche Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig "Roter Löwe"

Datierung1875 - 1933
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)0,40
Einleitung

1. Bedeutung und Geschichte des Registraturbildners

Der Verein für Geschichte und geschichtliche Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig "Roter Löwe" wurde am 30. Dezember 1875 von Zwickauer Gymnasiasten als "Heraldischer Verein Roter Löwe in Zwickau" gegründet. Am 1. Juni 1880 wurde der Sitz in die Universitätsstadt Leipzig verlegt, wohin die meisten Vereinsmitglieder zum Studium gewechselt waren. Der Zwickauer Verein wurde 1881 aufgelöst. Satzungsgemäßer Hauptzweck des nunmehrigen "Vereins für geschichtliche Hilfswissenschaften Roter Löwe" war "die Pflege der geschichtlichen Hilfswissenschaften Heraldik, Numismatik, Sphragistik, Epigraphik und Diplomatik, ferner das Studium der Kunst- und Kulturgeschichte". Dieser Zweck wurde durch Forschungen und Vorträge der Mitglieder sowie durch Editionen (Beginn der Edition der Leipziger Universitätsmatrikel) verfolgt. Von Anfang an entwickelte sich im Leipziger Verein neben wissenschaftlicher Tätigkeit jedoch auch studentisches Brauchtum. Der "Rote Löwe" begann sich als geschlossene studentische Verbindung zu formieren, die Feierlichkeiten abhielt, Farben trug und sich in verschiedene Chargen gliederte. Er beteiligte sich rege am burschenschaftlichen Leben in Leipzig bzw. in Deutschland und gehörte verschiedenen Dachorganisationen (so seit 1889 dem Leuchtenburg-Bund) an.
Da sich die historischen Hilfswissenschaften für eine ausreichende Gewinnung studentischen Nachwuchses als zu enge Basis erwiesen, öffnete sich der "Rote Löwe" zunehmend der allgemeinen Geschichte. Seit 1886 lautete daher der Vereinsname "Verein für Geschichte und geschichtliche Hilfswissenschaften". Unter den Vereinsmitgliedern fallen weniger Vertreter der aktiven studentischen Mitgliedschaft (Aktivitas) als vielmehr die Ehrenmitglieder (darunter so bedeutende Leipziger Historiker wie Karl Lamprecht und Wilhelm Maurenbrecher) ins Auge.
Für die Entwicklung des "Roten Löwen" im 20. Jahrhundert stellte der Erste Weltkrieg einen wichtigen Einschnitt dar. 60 Mitglieder wurden eingezogen, 19 fielen. In der Nachkriegszeit geriet der Verein, der sich 1919 in "Akademisch-historischer Verein Roter Löwe" und 1922 in "Geschichts- und staatswissenschaftliche Verbindung Roter Löwe" umbenannt hatte, in eine Krise. Immer weniger Studenten konnten zur Mitarbeit gewonnen werden. Spannungen zwischen der Aktivitas und den Alten Herren verschärften die Probleme.
Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung im Januar 1933 verschlechterten sich die Rahmenbedingungen für die Existenz des "Roten Löwen" weiter. Unter dem Druck der Gleichschaltung, die auch vor den Burschenschaften nicht haltmachte und hier zu zwangsweisen Zusammenschlüssen kleinerer mit größeren Verbindungen führte, schloß sich der "Rote Löwe" Mitte Dezember 1933 der Burschenschaft Suevia in Leipzig an. Mit der Zwangseingliederung in die NS-Studentenorganisationen bzw. in die SA erlosch jedoch auch deren burschenschaftliche Tätigkeit nach und nach. De facto hörte der "Rote Löwe" damit in den Jahren 1934/35 zu bestehen auf.


2. Geschichte des Bestandes

Die Archivalien des "Roten Löwen" wurden 1934 ins Archiv der Burschenschaft Suevia eingegliedert. Bei der Bombardierung Leipzigs im Zweiten Weltkrieg sind sie offenbar verloren gegangen (Lönnecker, 88, Anm. 17). Erhalten geblieben sind jedoch Druckschriften und Korrespondenz des "Roten Löwen" aus dem Besitz Erich Gritzners (1874 - 1963).
Gritzner, Heraldiker und Archivar, war 1897 während seines Studiums in Leipzig Mitglied des Vereins geworden. Als Alter Herr (1901) und besonders als Mitglied des Alten-Herren-Ausschusses (1905) gewann er in der Folgezeit maßgeblichen Einfluß auf die Entwicklung des "Roten Löwen". Das sich bei ihm sammelnde bzw. bei ihm entstehende Schriftgut resultiert aus seiner langjährigen Tätigkeit als Schriftleiter der Vereinszeitschrift "Roter Löwe".
Im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden steht der Bestand "Roter Löwe" in engem Zusammenhang mit dem ebenfalls hier aufbewahrten Teil des Nachlasses von Erich Gritzner (Beständeübersicht SächsHStA: VIII.2.3.046) sowie der Sächsischen Stiftung für Familienforschung (III.3.6.5.4), der Gritzner von 1918 bis 1945 als Geschäftsführer vorstand. Der Bestand "Roter Löwe" gelangte 1964 in das Hauptstaatsarchiv.


3. Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten

Angesichts des geringen Umfanges des Bestandes (ca. 0,45 lfm) gestalteten sich die Ordnungsarbeiten kaum aufwendig. Die vorgefundene chronologische Reihung der Publikationen und der Korrespondenz wurde im wesentlichen beibehalten. Privater und vereinsgeschäftlicher Schriftverkehr vermischte sich schon während der aktiven Zeit der Bundesbrüder. Daher wurden Schreiben der Aktiven meist unter deren eigenen Namen abgelegt, wenn nicht ausdrücklich im Namen der Aktivitas gezeichnet ist.
Wegen der spärlichen Überlieferung von Schriftgut Leipziger studentischer Korporationen und wegen der geringen Bestandsgröße wurde auf Kassationen weitgehend verzichtet. Kassiert wurden Doppelstücke, Konzepte für Zeitschriftenbeiträge, wenn sie gedruckt verfügbar sind, Quittungen und Belege (ca. 0,05 lfm).
Der Bestand weist überwiegend einen guten bis befriedigenden Erhaltungszustand auf.



Literatur

- J. Arndt (Bearb.), Biographisches Lexikon der Heraldiker, Neustadt an der Aisch 1992 (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch, Bd. H), Artikel "Gritzner, Erich 1874 - 1963", S. 158.
- H. Lönnecker, Der Rote Löwe zu Leipzig, in: Der Herold. Vierteljahrsschrift für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften, Bd. 14, 36. Jg. 1993, H. 3, S. 80 f.
- A. Philipp, Geschichte des Vereins für Geschichte und geschichtliche Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig "Roter Löwe" (1875 - 1909), Leipzig 1909.
- K. Wensch, Erich Gritzner zum Gedenken, in: Mitteldeutsche Familienkunde, Jg. 6, Bd. 1, H.1 Januar-März 1965, S. 209 f.
Roter Löwe : Mitteilungen des Alten Herren-Verbandes (1910 - 1933), Nr. 1 - 46

Lönnecker, H.: Der Rote Löwe zu Leipzig. In: Der Herold : Vierteljahresschrift für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften. Jg. 14. 1993, Heft 3, S. 80 f.
Satzungen.- Mitglieder.- Vereinsleben.- Korrespondenz.
Hervorgegangen aus dem "Heraldischen Verein Roter Löwe in Zwickau", war der "Verein für geschichtliche Hilfswissenschaften Roter Löwe" seit 01.06.1880 in Leipzig ansässig. Er entwickelte sich zu einer farbentragenden studentischen Verbindung. Zunehmend auch der allgemeinen Geschichte hingewandt, gehörten ihm namhafte Historiker als Ehrenmitglieder an. Mitte Dezember 1933 ging er durch Zusammenschluss in der Burschenschaft Suevia auf.
  • 1997 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-05-14 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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