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Beständeübersicht

Bestand

20003 Ritterschaft des Amtsbezirks Delitzsch

Datierung1682 - 1864
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,50
Geschichte der Ritterschaft des Amtsbezirks Delitzsch

Seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts lassen sich Ansätze einer landständischen Vertretung in Sachsen nachweisen. Die Stände, eingeteilt in drei Kurien, hielten 1438 ihren ersten Landtag ab. Neben den ständischen Organisationen auf Landes- und Kreisebene existierten auch regionale Strukturen, die den jeweiligen spezifischen, meist historisch bedingten Gegebenheiten Rechnung trugen. Als eine solche regionale ständische Organisation setzte sich die Ritterschaft des Amtsbezirks Delitzsch aus den amts- und schriftsässigen adligen Rittergutsbesitzern im Amt Delitzsch im Leipziger Kreis zusammen. Nach den Gebietsabtretungen in Folge des Wiener Friedens von 1815 umfasste die Ritterschaft nur noch den nunmehr preußisch gewordenen Teil des Leipziger Kreises.

Die Ritterschaft traf sich in Abständen von zwei bis drei Jahren zu einem Konvent und vertrat in erster Linie die Anliegen der in ihr organisierten Rittergutsbesitzer. Darüber hinaus beschäftigte sie sich mit Fragen der Landesdefension und sonstigen Militärangelegenheiten sowie mit Steuerangelegenheiten. Als regionale Interessenvertreter arbeiteten einzelne Mitglieder der Ritterschaft in verschiedenen Deputationen und Ausschüssen auf Kreis- und Landesebene mit.

Nachdem das Amt Delitzsch an Preußen gefallen war, entwickelte sich die Ritterschaft als Repräsentant des ansässigen Adels gegenüber dem neuen Landesherrn.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die Ritterschaft des Amtsbezirks Delitzsch beschäftigte einen Syndikus zur Führung ihrer Akten. Häufig fungierte dieser gleichzeitig als Schreiber der Stadt Delitzsch. Das Schriftgut der Ritterschaft im Stadtarchiv Delitzsch gelangte daher 1968 mit dem Archivgut der Stadt Delitzsch ins Staatsarchiv Leipzig, wo es zunächst unverzeichnet blieb.

Im Jahr 1981 wurde der größte Teil des Bestandes verzeichnet und als Findmittel zunächst eine Findkartei angelegt (Nr. 1 – 85). Die Erschließung erfolgte in der Regel in einfacher Form. Eine erweiterte Verzeichnung wurde vorgenommen, wenn die Akten Einzelvorgänge und Schriftstücke enthalten, die für die Auswertung von besonderer Bedeutung sind oder wegen ihres speziellen Inhalts noch unter abweichenden, im Aktentitel nicht zum Ausdruck kommenden Gesichtspunkten ausgewertet werden können. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.

Durch Herauslösung von Fremdprovenienzen aus anderen Beständen kamen noch weitere 0,1 lfm. Schriftgut zum Bestand "Ritterschaft des Amtsbezirks Delitzsch".

Im Jahr 2010 erfolgte die Retrokonversion der Findkartei in eine AUGIAS-Datenbank. Dabei wurden einige Aktentitel sowie die vorhandene Gliederung überarbeitet und präzisiert. Darüber hinaus wurde auch der bisher unerschlossene Teil verzeichnet.

Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientierten sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Der mit dem vorliegenden Findbuch vollständig erschlossene Bestand "Ritterschaft des Amtsbezirks Delitzsch" besteht aus 92 Akteneinheiten, hat einen Umfang von rund 1,5 lfm und umfasst den Zeitraum von 1682 bis 1864.


Überlieferungsschwerpunkte

Die Überlieferung der Unterlagen einer ritterschaftlichen Organisation eines so regional begrenzten Raums stellt für Sachsen eine Besonderheit dar.

Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Protokolle der unregelmäßig stattfindenden Konvente. Diese könnten Quellengrundlage für eine bisher noch unerforschte Geschichte der Ritterschaft in der Region Delitzsch insbesondere in der Zeit vor und nach dem Wiener Kongress sein. Darüber hinaus liefern diese Protokolle wichtige Informationen über den Adel der Ämter Bitterfeld und Zörbig, da dieser offensichtlich eine enge Zusammenarbeit mit seinen Standesgenossen des Delitzscher Raumes pflegte. Der zeitliche Schwerpunkt dieser Quellen liegt im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert.

Ebenfalls zahlreich sind Akten zu Steuerangelegenheiten überliefert, die Aussagen zur Rolle der Stände bei der Einnahme aber auch bei der Erarbeitung der gesetzlichen Grundlagen der Steuern liefern.

Von überregionaler Bedeutung ist die Überlieferung zur Regelung der Gebietsabtretungen an Preußen nach dem Wiener Kongress.


Hinweise für die Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.

Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20003 Ritterschaft des Amtsbezirks Delitzsch, Nr. ... (fettgedruckt).


Verweis auf korrespondierende Bestände

Staatsarchiv Leipzig

20002 Kreisstände des Leipziger Kreises


Hauptstaatsarchiv Dresden

10015 Landtag

10018 Stände des Kurkreises

10019 Stände des Meißner Kreises

10022 Meißner Kreisdeputation


Staatsarchiv Chemnitz

30001 Stände des Erzgebirgischen Kreises

30002 Stände des Vogtländischen Kreises

30003 Erzgebirgische Kreisdeputation

30004 Vogtländische Kreisdeputation


Staatsfilialarchiv Bautzen

50001 Landstände der sächsischen Oberlausitz

50002 Landstände der preußischen Oberlausitz


Literatur

Blaschke, Karlheinz, Sächsische Verwaltungsgeschichte, Lehrbrief 3, Potsdam 1959.

Blaschke, Karlheinz, Die Ausbreitung des Staates in Sachsen und der Ausbau seiner räumlichen Verwaltungsbezirke, in: Blätter für Deutsche Landesgeschichte 91, 1957, S. 75 – 109.

Blaschke, Karlheinz, Zur Behördenkunde der kursächsischen Lokalverwaltung, in: Archivar und Historiker. Studien zur Archiv- und Geschichtswissenschaft. Zum 65. Geburtstag von Heinrich Otto Meisner [Schriftreihe der Staatlichen Archivverwaltung 7], Berlin 1956, S. 343 - 363.

Grohmann, Ingrid, u. a. (Hrsg.), Bewegte sächsische Region. Vom Leipziger Kreis zum Regierungsbezirk Leipzig 1547 – 2000, Leipzig 2001.



Funktionsträger (Auswahl)

ZeitNameFunktionBemerkungen
1692August von MöllendorfVorsitzenderauf Reinsdorf (bei Delitzsch)
1731Wolf Friedrich von MöllendorfVorsitzenderauf Reinsdorf (bei Delitzsch)
1738Haubold Siegmund von ZanthierVorsitzenderauf Zschernitz
1825 - 1835Christian Gottlieb Graf von HohenthalVorsitzenderauf Hohenprießnitz
1836 - 1842Graf von HohenthalVorsitzenderauf Döbernitz
1843Hans Volrad von RauchhauptVorsitzenderauf Queis (bei Halle)
1692Gebhart Friedrich von KrosigkStellvertreterauf Queis (bei Halle)
1731 - 1737Haubold Siegmund von ZanthierStellvertreter
1738Matthias Friedrich von KrosigkStellvertreterauf Queis (bei Halle)
1731-1737Andreas Christfried PetermannSyndikusAkzisinspektor
1763 - 1786Johann Friedrich LendrichSyndikusTranksteuereinnehmer
1797 - 1814Christian Gottlob GroßschüpfSyndikus
Durchführung von Konventen.- Steuerangelegenheiten.- Donativgelder.- Rechtsstreitigkeiten.- Militärangelegenheiten.- Straßenbau und Brückenbau.- Jagd.
Als regionale ständische Organisation setzte sich die Ritterschaft aus den amts- und schriftsässigen adligen Rittergutsbesitzern im Amt Delitzsch im Leipziger Kreis zusammen. Nach den Gebietsabtretungen in Folge des Wiener Friedens von 1815 umfasste die Ritterschaft nur noch den nunmehr preußisch gewordenen Teil des Leipziger Kreises.
  • 2010 | Findbuch / Datenbank
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