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Beständeübersicht

Bestand

20742 Körting & Mathiesen AG, Leuchtenbau, Leipzig

Datierung1882 - 1893; 1907 - 1948
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)3,75

Bestand enthält auch 44 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular


Geschichte der Körting & Mathiesen AG, Leuchtenbau, Leipzig

Die Firma Körting & Mathiesen (K & M) wurde am 01.08.1889 von Max Körting und Wilhelm Mathiesen als OHG für elektrotechnische Anlagen gegründet. Der 1. Firmensitz befand sich in Leipzig-Reudnitz in der Inselstraße 14/16.[01] Die Firma produzierte Bogenlampen, die ein helles und blendfreies künstliches Licht erzeugten. Die Anwendung der Bogenlampe erstreckte sich in dieser Zeit auf die Beleuchtung von Straßen, Plätzen, Fabriken / Werkhallen und Bahnhöfen. Aufgrund der hohen Lichtausbeute und der besseren Wirtschaftlichkeit war sie der Edison-Kohlefaden Glühbirne und der Gaslaterne weit überlegen. Die erste von K &M entwickelte Leuchte erhielt die Bezeichnung: Modell A / Gleichstrom Nebelschluss Bogenlampe. Davon wurden die ersten 12 Exemplare bereits Ende 1889 verkauft. 1890 stieg die Stückzahl verkaufter Bogenlampen (Modell A und B) auf 600.
Aufgrund des großen Erfolges benötigte man bald größere Produktionsstätten und baute 1893/94 die erste eigene Firma in Leutzsch (ab 1922 Leipzig-Leutzsch) in der Franz-Flemming-Straße 45. Die Produktion wurde auf halbautomatische Fertigung umgestellt, 1894 waren bereits 10.000 Bogenlampen verkauft. Die OHG wurde am 11. Mai 1901 in die Körting & Mathiesen Aktiengesellschaft (AG) umgewandelt. Damit änderte sich zwar die Eigentumsform, das Unternehmen blieb aber in Familienbesitz. 1906 folgte der Erwerb des Nachbargrundstückes mit ca. 63.000 m2, 1907 konnte die Errichtung eines Güterverladeschuppens und der Anschluss an die Preußische Staatsbahn realisiert werden. Der Markenname "KANDEM" wurde 1914 als eingetragene Schutzmarke angenommen und zeitgleich die vorher verwendete "K&M" Schutzmarke ersetzt. Zu diesem Zeitpunkt war der Betrieb bereits zu einem internationalen Konzern gewachsen, der zahlreiche Auslandsvertretungen besaß. 1914 wurde die Herstellung von "Kandem" Glühlampenarmaturen / Leuchten aufgenommen. Sie war ebenfalls für die Außenbeleuchtung von Straßen, Plätzen und Bahnhöfen konzipiert. 1923 waren ca. 200 Angestellte und 1300 Arbeiter bei der AG beschäftigt.1928 begann die Kooperation mit dem Bauhaus in Dessau. Als herausragend sind hier u.a. die Schreibtischlampen von Marianne Brandt und Hin Bredendieck sowie von Heinrich Siegfried Bormann zu nennen. Während des 2. Weltkrieges nahm die Großscheinwerferproduktion für das Militär finanziell eine tragende Rolle für das Unternehmen ein. Wohnraumleuchten wurden nur noch eingeschränkt hergestellt. Zum Zeitpunkt des Einmarsches der amerikanischen Truppen in Leipzig im April 1945 sind zuletzt 1749 Arbeitskräfte, darunter viele Frauen und 660 Fremd- und Zwangsarbeiter im Werk tätig.
Nach kurzer Wiederinbetriebnahme der Produktion wurde Ende 1945 die Werksausrüstung demontiert und ging als Reparationsleistung an die Sowjetunion. 1948 erfolgte schließlich die Firmenenteignung der K & M. 1951 fand die Um- bzw. Neugründung des Staatlichen Betriebes "VEB Leuchtenbau Leipzig" statt.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der genaue Zeitpunkt der Übergabe der Akten aus dem Verwaltungsarchiv des VEB Leipziger Werke, Leuchtenbau, ist anhand der Bestandsakte nicht nachweisbar. Im Februar 1986 wurden 12 Akten aus dem Verwaltungsarchiv des VEB Leuchtenbau Leipzig an das Staatsarchiv übergeben (laut BA VEB). Es gab ein Abgabeverzeichnis für die Akten Nr. 1 – 24 mit einer einfachen Titelangabe. Nachdem zunächst das Abgabeverzeichnis retrokonvertiert worden war, wurden im Jahr 2014 durch Antje Reißmann die Verzeichnungsangaben überarbeitet, nicht erschlossene Teile des Bestandes bewertet und die als archivwürdig bewerteten Unterlagen ebenfalls verzeichnet sowie die vorliegende Einleitung erstellt. Kassiert wurden 2,80 lfm Personalunterlagen von Arbeitern; diese Unterlagengruppe wird nur in Auswahl überliefert.

Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung umfasst 101 Verzeichnungseinheiten, sie ist gemessen an der Bedeutung des Unternehmens insgesamt lückenhaft. Nennenswert ist u. a. ein Aktenband zur Organisation und Durchführung des Königsbesuches 1908. Neun Aktenbände zu Wertschätzungen der Fabrikanlagen 1915 und 1918 mit Grundrissen zum Gelände in Leipzig-Leutzsch sind im Bestand überliefert. Eine Aufstellung über Maschinen (Liste undatiert, um 1945-1946) mit Wertangaben zu Einrichtungen einschließlich Zweigwerk vom 1. Dez. 1945 ist vorhanden. Fotos und Dokumente zur Betriebsgeschichte über den Zeitraum 1908 – 1945 zeigen die Unternehmensgeschichte, hervorzuheben sind hierunter für die wissenschaftliche Forschung Fotos zum Ausländerlager des Zweigwerkes 1942. Dokumentiert ist auch die Übergabe von Unterkünften (Barackenlager) für ausländische Arbeitskräfte an die Stadt Leipzig im August 1945. Einen Großteil des Bestandes machen Personalunterlagen und Personalkarteiblätter von Arbeitern (1914-1945) aus.

Hinweise für die Benutzung
Der Bestand enthält zahlreiche Personalunterlagen, die nach § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes erst zehn Jahre nach dem Tod bzw. hundert Jahre nach der Geburt der betroffenen Person benutzt werden dürfen. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich. Aus technischen Gründen können Verzeichnungseinheiten, die mit einer personenbezogenen Schutzfrist gekennzeichnet sind, derzeit in der online-Fassung des Findbuchs nicht angezeigt werden. Wir empfehlen eine Nachfrage beim verwahrenden Archiv.
Quellen und Literatur
U. Krüger/G. Leech-Anspach: Der Leipziger Unternehmer Max Körting und sein Werk, Sax-Verlag Beucha, 2007 (A 2007/244)
Kandem 1889 – 1939, Leipzig, 1939 (L - Kan)
Leipziger Blätter 41, Herbst 1999, Seite 35-37
Christine Scheel: Firmengeschichte Körting & Mathiesen im Internet ( Febr. 2014) unter http://www.leipziger-industriekultur.de
Ulrich Steube: Geschichte der Leipziger Firma "Körting & Mathiesen" ("KANDEM") unter http://www.kandemlampen.de

Verweise auf korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig
-
20763 VEB Leipziger Werke, Leuchtenbau
- Amtsgericht Leipzig, Handelsregisterakte HR B 84

Antje Reißmann


November 2014
IV


[01] Die Angaben werden zitiert aus den Veröffentlichungen "Geschichte der Leipziger Firma Körting & Mathiesen" und "Firmengeschichte Körting & Mathiesen", siehe Quellen und Literatur.
U. Krüger: Leuchtengestaltung von Bauhaus-Künstlern für die Körting & Mathiesen AG. In: Leipziger Blätter, Heft 41/2002.- U. Krüger und G. Leech-Anspach: Der Leipziger Unternehmer Max Körting und sein Werk. Sax-Verlag, Beucha 2007.
Leitung.- Wertschätzungen.- Finanzen.- Personal.- Musterkataloge.
Die Firma Körting & Mathiesen wurde im Jahre 1889 von Max Körting (1862-1948) und Wilhelm Mathiesen (1859-1936) gegründet. Sie fertigte, vertrieb und bot Service an für Lichttechnik, insbesondere Bogenlampen und Beck-Scheinwerfer, Elektrizitätszähler, Transformatoren und Kopiereinrichtungen. Mitte 1946 wurde das Werk geteilt und ein sowjetisches Beleuchtungsarmaturenbüro gebildet, das im wesentlichen die noch verbleibenden Entwicklungs- und Laboringenieure erfasste. Der eigentliche Produktionsbetrieb nannte sich von da an Elektrotechnische Spezialfabrik Kandem, vorm. Körting & Mathiesen. Im Juli 1948 wurde die Enteignung auf Grundlage des Volksentscheides vom 30. Juni 1946 vollzogen, die Firmenbezeichnung lautete nun Körting & Mathiesen Volkseigener Betrieb. 1952 entstand daraus der juristisch selbständige VEB Leuchtenbau Leipzig.
  • 2014 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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