Beständeübersicht
Bestand
20778 ATG Allgemeine Transportanlagen GmbH, Leipzig
Datierung | 1913 - 1945 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 0,58 |
Geschichte der ATG Allgemeinen Transportanlagen GmbH in Leipzig
Die zunächst in Berlin ansässige Firma wurde in Leipzig 1919 von Kurt Herrmann, Generaldirektor der Deutschen Flugzeugwerke (DFW) in Berlin, gegründet.[01] Nach dem Vertrag von Versaille mussten die Flugzeugwerke ihren Betrieb einstellen und Herrmann gründete im ehemaligen Werk II der DFW in Leipzig-Großzschocher (Schönauer Straße 101) die Allgemeine Transportanlagen-Gesellschaft mbH. Die Fabrik produzierte und vertrieb Maschinen und Transportanlagen aller Art. Dem Unternehmen standen zwei Geschäftsführer vor, neben Kurt Herrmann, der 1932 ausschied, von 1919 bis 1926 Direktor Peter Speck aus Leipzig.
Seit November 1920 lautete die Firmierung "ATG Allgemeine Transportanlagen GmbH". 1921 kaufte die ATG die florierende Abteilung Aufzugsbau der Leipziger Firma Schelter & Giesecke und produzierte auch Aufzüge, bis der Betrieb seit 1934 zum Rüstungsbetrieb mit fünf Werken umgebaut und die Flugzeugproduktion wieder aufgenommen wurde. Aus der Aufzugsabteilung entstand das Aufzugswerk BEHA.[02] Zur Ausbildung für alle Werke baute der Betrieb die Technische Vorschule für Flieger, die nach 1945 von der SMAD demontiert wurde. Seit 1944 firmierte die Firma "ATG -Maschinenbau GmbH" und verlegte unter dem Decknamen "Allgemeine Solvay-Werke Salzvertriebs GmbH Bernburg" ihren Sitz nach Bernburg, im Handelsregister als Zweigniederlassung eingetragen. Die geheime Gesellschafterliste vom August 1944 weist die Friedrich Flick KG Düsseldorf und die Gesellschaft für Fahrzeuge und Maschinenwerke mbH Berlin aus.
Aufgrund des SMAD-Befehls 124 vom 30. Okt. 1945 wurde das Betriebsvermögen beschlagnahmt und der Betrieb demontiert. Laut Eintrag in das Handelsregister vom Februar 1946 setzte die Landesverwaltung Sachsen einen kommissarischen Treuhänder ein. Das Werk IV und die verbleibenden Gebäude des Werks V wurden durch Volksentscheid vom 30. Juni 1946 zugunsten des Landes Sachsen enteignet, rechtskräftig geworden durch SMAD-Befehl 64 vom 17. April 1948 und im Handelsregister eingetragen im Juli 1948. Im August 1948 wurde die Firma im Handelsregister des Amtsgerichts Leipzig gelöscht. Nachfolgebetrieb war die ABUS, Vereinigung Volkseigener Betriebe für die Ausrüstung von Bergbau und Schwerindustrie (mit Sitz in Halle), Leipziger Transportanlagenbau. Parallel dazu erfolgte 1949 beim Amtsgericht Düsseldorf ein Neueintrag der ATG Maschinenbau GmbH im Handelsregister.
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Die Bestandsgeschichte lässt sich in ihren Anfängen nicht mehr vollständig rekonstruieren. Für die ersten Akten (Nr. 1 - 6) existierte ein maschinenschriftliches Findbuch von 1994 ohne Einleitung oder weitere Angaben. Die Nr. 7 - 12 und 23 Fotos (in Nrn. 15 - 16) wurden 1996 übernommen. Aus Privathand stammen die Unterlagen der Technischen Vorschule für Flieger, die das Staatsarchiv Leipzig 2005 (Nr. 17) und 2014 (Nr. 13) als Schenkung erhielt. Den Plan und die Berechnungen zum Bau des Werks III in Leipzig-Mockau (Nr. 14) sind 2010 aus dem Archiv des Landratsamtes Leipzig-Land über das Stadtarchiv Leipzig abgegeben worden.
Nachdem der Bestand 2006 bereits im AUGIAS verzeichnet wurde, erfolgte jetzt zur Onlinestellung eine Überarbeitung und Vervollständigung, die Erstellung der Klassifikation und Einleitung.
Überlieferungsschwerpunkte
Bei dem Bestand handelt es sich lediglich um eine Splitterüberlieferung. Die wenigen Unterlagen stammen überwiegend aus der Zeit vor 1934, aus den Bereichen Abraumförderbrücken für den Braunkohletagebau und Aufzugsbau. Hervorzuheben ist das Fotoalbum über die Flieger-Technische Vorschule auf dem ATG-Gelände in der NS-Zeit (Nr. 17).
Hinweise für die Benutzung
Der Bestand enthält mit der Nr. 13 eine Akte, die nach § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes erst einhundert Jahre nach der Geburt der betroffenen Person benutzt werden kann. Die Vorlage dieser Archivalie ist bis 2027 nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich. Wir empfehlen eine Nachfrage beim verwahrenden Archiv.
Verweise auf korrespondierende Bestände
20780 Aufzugswerk BEHA Leipzig
21794 Nachlass Kurt Herrmann
Dolores Herrmann
Juni 2019
[01] Handelsregisterakte in: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 20124 Amtsgericht Leipzig, HRB 87 (5 Bde, 1919-1949).
[02] Ebenda, 20780 Aufzugswerk BEHA Leipzig, Nr. 3 (Ausarbeitung zur Betriebsgeschichte des Aufzugswerkes).
Die zunächst in Berlin ansässige Firma wurde in Leipzig 1919 von Kurt Herrmann, Generaldirektor der Deutschen Flugzeugwerke (DFW) in Berlin, gegründet.[01] Nach dem Vertrag von Versaille mussten die Flugzeugwerke ihren Betrieb einstellen und Herrmann gründete im ehemaligen Werk II der DFW in Leipzig-Großzschocher (Schönauer Straße 101) die Allgemeine Transportanlagen-Gesellschaft mbH. Die Fabrik produzierte und vertrieb Maschinen und Transportanlagen aller Art. Dem Unternehmen standen zwei Geschäftsführer vor, neben Kurt Herrmann, der 1932 ausschied, von 1919 bis 1926 Direktor Peter Speck aus Leipzig.
Seit November 1920 lautete die Firmierung "ATG Allgemeine Transportanlagen GmbH". 1921 kaufte die ATG die florierende Abteilung Aufzugsbau der Leipziger Firma Schelter & Giesecke und produzierte auch Aufzüge, bis der Betrieb seit 1934 zum Rüstungsbetrieb mit fünf Werken umgebaut und die Flugzeugproduktion wieder aufgenommen wurde. Aus der Aufzugsabteilung entstand das Aufzugswerk BEHA.[02] Zur Ausbildung für alle Werke baute der Betrieb die Technische Vorschule für Flieger, die nach 1945 von der SMAD demontiert wurde. Seit 1944 firmierte die Firma "ATG -Maschinenbau GmbH" und verlegte unter dem Decknamen "Allgemeine Solvay-Werke Salzvertriebs GmbH Bernburg" ihren Sitz nach Bernburg, im Handelsregister als Zweigniederlassung eingetragen. Die geheime Gesellschafterliste vom August 1944 weist die Friedrich Flick KG Düsseldorf und die Gesellschaft für Fahrzeuge und Maschinenwerke mbH Berlin aus.
Aufgrund des SMAD-Befehls 124 vom 30. Okt. 1945 wurde das Betriebsvermögen beschlagnahmt und der Betrieb demontiert. Laut Eintrag in das Handelsregister vom Februar 1946 setzte die Landesverwaltung Sachsen einen kommissarischen Treuhänder ein. Das Werk IV und die verbleibenden Gebäude des Werks V wurden durch Volksentscheid vom 30. Juni 1946 zugunsten des Landes Sachsen enteignet, rechtskräftig geworden durch SMAD-Befehl 64 vom 17. April 1948 und im Handelsregister eingetragen im Juli 1948. Im August 1948 wurde die Firma im Handelsregister des Amtsgerichts Leipzig gelöscht. Nachfolgebetrieb war die ABUS, Vereinigung Volkseigener Betriebe für die Ausrüstung von Bergbau und Schwerindustrie (mit Sitz in Halle), Leipziger Transportanlagenbau. Parallel dazu erfolgte 1949 beim Amtsgericht Düsseldorf ein Neueintrag der ATG Maschinenbau GmbH im Handelsregister.
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Die Bestandsgeschichte lässt sich in ihren Anfängen nicht mehr vollständig rekonstruieren. Für die ersten Akten (Nr. 1 - 6) existierte ein maschinenschriftliches Findbuch von 1994 ohne Einleitung oder weitere Angaben. Die Nr. 7 - 12 und 23 Fotos (in Nrn. 15 - 16) wurden 1996 übernommen. Aus Privathand stammen die Unterlagen der Technischen Vorschule für Flieger, die das Staatsarchiv Leipzig 2005 (Nr. 17) und 2014 (Nr. 13) als Schenkung erhielt. Den Plan und die Berechnungen zum Bau des Werks III in Leipzig-Mockau (Nr. 14) sind 2010 aus dem Archiv des Landratsamtes Leipzig-Land über das Stadtarchiv Leipzig abgegeben worden.
Nachdem der Bestand 2006 bereits im AUGIAS verzeichnet wurde, erfolgte jetzt zur Onlinestellung eine Überarbeitung und Vervollständigung, die Erstellung der Klassifikation und Einleitung.
Überlieferungsschwerpunkte
Bei dem Bestand handelt es sich lediglich um eine Splitterüberlieferung. Die wenigen Unterlagen stammen überwiegend aus der Zeit vor 1934, aus den Bereichen Abraumförderbrücken für den Braunkohletagebau und Aufzugsbau. Hervorzuheben ist das Fotoalbum über die Flieger-Technische Vorschule auf dem ATG-Gelände in der NS-Zeit (Nr. 17).
Hinweise für die Benutzung
Der Bestand enthält mit der Nr. 13 eine Akte, die nach § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes erst einhundert Jahre nach der Geburt der betroffenen Person benutzt werden kann. Die Vorlage dieser Archivalie ist bis 2027 nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich. Wir empfehlen eine Nachfrage beim verwahrenden Archiv.
Verweise auf korrespondierende Bestände
20780 Aufzugswerk BEHA Leipzig
21794 Nachlass Kurt Herrmann
Dolores Herrmann
Juni 2019
[01] Handelsregisterakte in: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 20124 Amtsgericht Leipzig, HRB 87 (5 Bde, 1919-1949).
[02] Ebenda, 20780 Aufzugswerk BEHA Leipzig, Nr. 3 (Ausarbeitung zur Betriebsgeschichte des Aufzugswerkes).
Aufzugsbau.- Abraumförderbrücken für den Braunkohletagebau.- Fotos.
Das in Berlin gegründete Unternehmen verlegte per 1. August 1919 seinen Sitz nach Leipzig. Hergestellt wurden Maschinen und Transportanlagen sowie ab 1921 auch Aufzüge. 1934 begann die Firma wie schon im Ersten Weltkrieg mit der Herstellung von Flugzeugen. Das Unternehmen war eine Tochtergesellschaft der Mitteldeutschen Stahlwerke Riesa und gehörte zum Flick-Konzern. Am 1. Januar 1944 wurde das Unternehmen in ATG Maschinenbau GmbH Leipzig umbenannt. Nach dem Krieg erfolgte die Beschlagnahmung des Vermögens und die Demontage der Produktionsanlagen. Die Enteignung durch den Volksentscheid wurde per 1. Juli 1948 rechtskräftig. Zeitgleich gründeten die Gesellschafter in Düsseldorf die Firma neu. Aus Werk IV und verbleibenden Gebäuden von Werk V der ATG Maschinenbau GmbH ging die ABUS VVB für die Ausrüstung von Bergbau und Schwerindustrie, Halle/S., Betrieb Leipziger Transportanlagenbau, Leipzig, hervor.
- 2019, 2023 | Findbuch / Datenbank
- 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5