Beständeübersicht
Bestand
20799 SAG Bleichert Leipzig
Datierung | 1939, 1943 - 1954 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 2,00 |
Zur Geschichte der SAG Bleichert
Die Bleichert Transportanlagen GmbH Leipzig mit ihren Betriebsteilen in Eutritzsch und Gohlis wurde per 1. Juli 1946 in sowjetische Vermögensverwaltung übernommen und firmierte als "Bleichert Transportanlagenfabrik der Sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG) für den Maschinenbau". Die Bleichert Fahrzeugsvertriebsgesellschaft mbH Berlin und die Bleichert-Stahlbau und -Maschinenfabrik GmbH Lazy [01] gehörten nicht zum neugebildeten Betrieb.
Grundlage für die Übernahme der Firma Bleichert in Leipzig war der SMAD-Befehls Nr. 167 vom 5. Juni 1946, der den Übergang von Unternehmen in Deutschland in das Eigentum der UdSSR regelte. Der Betrieb wurde der SAG Potjomnik eingegliedert. Die Arbeitskräfte produzierten unter sowjetischer Leitung fast nur für den sowjetischen Bedarf. Die SAG-Betriebe wurden vorrangig mit Rohstoffen und Fertigprodukten versorgt und konnten somit nahezu 20 Prozent der industriellen Bruttoproduktion in der sowjetischen Besatzungszone erwirtschaften. Auch in der SAG Bleichert wurde durch umfangreiche Investitionen die Produktion innerhalb kurzer Zeit wieder auf einen Stand gebracht, der es ermöglichte, Großgeräte zu produzieren. Als Reparationsleistungen wurden u. a. 5710 Autokrane in die Sowjetunion geliefert. Außerdem produzierte die SAG Material-Seilbahnen, Portalkrane für den Hafenumschlag von Stückgut, Verladebrücken für den Bergbau sowie Transportfahrzeuge. Neu entwickelt wurde der Pratzenkran, der für den Transport schwerer Walzenblöcke in Eisenhütten- und Walzwerken eingesetzt wurde. Für den Aufbau der Werften in Wismar und Warnemünde von 1952 bis 1954 stellte die SAG-Bleichert Helling-Krananlagen her. Die Produktion erhöhte sich von 1947 bis 1953 um das 10fache, die Belegschaft um das 4,5fache.
Die soziale Betreuung der Betriebsangehörigen verbesserte sich durch die Einrichtung von Polikliniken, Werksküchen und Speisesälen in beiden Betriebsteilen sowie eines Kindergartens und den Bau von Ferienheimen. Im Betriebsteil Eutritzsch wurde eine Ausbildungsstätte errichtet.
In den Verhandlungen zwischen der UdSSR und der DDR im August 1953 in Moskau wurde vereinbart, daß zum 1. Januar 1954 die letzten 33 SAG-Betriebe, mit Ausnahme der SAG Wismut, zurückgegeben werden sollten. Die Sowjetunion verzichtete auf weitere Reparationszahlungen und gewährte einen großen Kredit für den Aufbau der DDR-Wirtschaft. Am 31. Dezember 1953 übergab der sowjetische Generaldirektor Petrakow das Werk "SAG Bleichert" in Volkseigentum. Es wurde im Februar 1955 in "VEB Schwermaschinenbau Verlade- und Transportanlagen vormals Bleichert" umbenannt. [02]
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der im März 1980 an das Staatsarchiv Leipzig übergebene Bestand "SAG Bleichert Transportanlagen Leipzig" wurde von dem Betriebsarchivar R. Schulze erschlossen. Weitere Akten kamen in Zusammenhang mit der Liquidation der VTA GmbH Leipzig im Jahre 1993 in das Archiv. Es handelt sich um einen zusammengefaßten Bestand, denn auch Unterlagen von Betriebsgruppen gesellschaftlicher Organisationen, wie FDJ, DSF und DFD, sind vorhanden.
Der Überlieferungszeitraum erstreckt sich, bis auf wenige Ausnahmen, von Juni 1946 bis 1954. Akten die nach 1954 weitergeführt wurden, befinden sich im Bestand "VEB Verlade- und Transportanlagen Leipzig". Über die Registraturverhältnisse konnte kaum etwas ermittelt werden. Ein Aktenplan ist nicht überliefert.
Anwendung fanden die einfache und erweiterte Verzeichnung auf der Grundlage der Ordnungs- und Verzeichnisgrundsätze von 1964. [03] In der Regel wurde die innere Ordnung der Akteneinheiten beibehalten. Der Bestand ist in Anlehnung an das Rahmenarchivgutverzeichnis für den Bereich Industrie von 1949 - 1975 gegliedert. [04] Da die Akten der ersten Übergabe von 1980 verfilmt sind, wurden die Signaturen (auch Strichnummern) beibehalten. Die Vergabe der Signaturen erfolgte ordnungsunabhängig.
Als Ergebnis der Erschließungsarbeiten liegt ein Findbuch, Programm AUGIAS, f:muster\layout\stand-or.flv (Sortierschlüssel: Registratursignatur-Datierung) mit Firmen-, Foto,- Personen- und Institutionenregister sowie ein Register der Druckschriften vor. Personen wurden in der Regel nur aufgenommen, wenn sie Funktionsträger waren.
Die Verantwortung für die Redaktion und Eingabe in den PC übernahm Frau Fechner. Der Bearbeitung erfolgte im Dezember 1998 und Januar 1999. Der Bestand hat einen Umfang von ca. 2 lfm. Die Bestimmungen des Datenschutzes sind insbesondere bei Akten der Rechts- und Personal- bzw. Kaderabteilung zu beachten.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferungslage kann als sehr gut eingeschätzt werden. Viele wichtige Unterlagen, vor allem Leitungsakten und Bilanzen sowie Jahresberichte sind vorhanden. Gut dokumentiert, u. a. auch durch Fotos, sind die sozialen Verhältnisse und Arbeitsbedingungen der Belegschaftsangehörigen. Chroniken mit umfangreichen Bildmaterial des SAG Bleichert Leipzig sind im Bestand "VEB Verlade- und Transportanlagen Leipzig" überliefert.
Verweis auf korrespondierende Bestände
Für Forschungen zur Geschichte des Schwermaschinen- und Anlagenbaus können weitere Bestände unseres Archivs, wie z. B. 20818 VEB Schwermaschinenbau S. M. Kirow und 20806 VVB Tagebauausrüstungen, Krane und Förderanlagen Leipzig, genutzt werden.
M. Fechner
Leipzig, im Januar 1999
[01] Die Bleichert-Stahlbau und -Maschinenfabrik GmbH in Lazy (polnisch) wurde 1943 von den Bleichert Transportanlagen GmbH Leipzig und Bleichert Fahrzeugvertriebsgesellschaft Berlin gegründet. Das Unternehmen produzierte auf dem Gelände einer ehemaligen Zementfabrik Maschinen und Fahrzeuge. Anfang 1945 wurde das Unternehmen von der sowjetischen Armee besetzt.
[02] SächsStAL, VEB VTA Leipzig, Nr. 1406, vgl. Andreas Herbst, Winfried Ranke, Jürgen Winkler, So funktionierte die DDR, Band 2, Hamburg 1994, S. 870f.
[03] Ordnungs- und Verzeichnisgrundsätze für staatliche Archive der DDR, hrsg. vom MdI der DDR, Potsdam 1964.
[04] Rahmenarchivgutverzeichnis für den Bereich Industrie, hrsg. vom MdI der DDR, Potsdam 1982.
Die Bleichert Transportanlagen GmbH Leipzig mit ihren Betriebsteilen in Eutritzsch und Gohlis wurde per 1. Juli 1946 in sowjetische Vermögensverwaltung übernommen und firmierte als "Bleichert Transportanlagenfabrik der Sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG) für den Maschinenbau". Die Bleichert Fahrzeugsvertriebsgesellschaft mbH Berlin und die Bleichert-Stahlbau und -Maschinenfabrik GmbH Lazy [01] gehörten nicht zum neugebildeten Betrieb.
Grundlage für die Übernahme der Firma Bleichert in Leipzig war der SMAD-Befehls Nr. 167 vom 5. Juni 1946, der den Übergang von Unternehmen in Deutschland in das Eigentum der UdSSR regelte. Der Betrieb wurde der SAG Potjomnik eingegliedert. Die Arbeitskräfte produzierten unter sowjetischer Leitung fast nur für den sowjetischen Bedarf. Die SAG-Betriebe wurden vorrangig mit Rohstoffen und Fertigprodukten versorgt und konnten somit nahezu 20 Prozent der industriellen Bruttoproduktion in der sowjetischen Besatzungszone erwirtschaften. Auch in der SAG Bleichert wurde durch umfangreiche Investitionen die Produktion innerhalb kurzer Zeit wieder auf einen Stand gebracht, der es ermöglichte, Großgeräte zu produzieren. Als Reparationsleistungen wurden u. a. 5710 Autokrane in die Sowjetunion geliefert. Außerdem produzierte die SAG Material-Seilbahnen, Portalkrane für den Hafenumschlag von Stückgut, Verladebrücken für den Bergbau sowie Transportfahrzeuge. Neu entwickelt wurde der Pratzenkran, der für den Transport schwerer Walzenblöcke in Eisenhütten- und Walzwerken eingesetzt wurde. Für den Aufbau der Werften in Wismar und Warnemünde von 1952 bis 1954 stellte die SAG-Bleichert Helling-Krananlagen her. Die Produktion erhöhte sich von 1947 bis 1953 um das 10fache, die Belegschaft um das 4,5fache.
Die soziale Betreuung der Betriebsangehörigen verbesserte sich durch die Einrichtung von Polikliniken, Werksküchen und Speisesälen in beiden Betriebsteilen sowie eines Kindergartens und den Bau von Ferienheimen. Im Betriebsteil Eutritzsch wurde eine Ausbildungsstätte errichtet.
In den Verhandlungen zwischen der UdSSR und der DDR im August 1953 in Moskau wurde vereinbart, daß zum 1. Januar 1954 die letzten 33 SAG-Betriebe, mit Ausnahme der SAG Wismut, zurückgegeben werden sollten. Die Sowjetunion verzichtete auf weitere Reparationszahlungen und gewährte einen großen Kredit für den Aufbau der DDR-Wirtschaft. Am 31. Dezember 1953 übergab der sowjetische Generaldirektor Petrakow das Werk "SAG Bleichert" in Volkseigentum. Es wurde im Februar 1955 in "VEB Schwermaschinenbau Verlade- und Transportanlagen vormals Bleichert" umbenannt. [02]
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der im März 1980 an das Staatsarchiv Leipzig übergebene Bestand "SAG Bleichert Transportanlagen Leipzig" wurde von dem Betriebsarchivar R. Schulze erschlossen. Weitere Akten kamen in Zusammenhang mit der Liquidation der VTA GmbH Leipzig im Jahre 1993 in das Archiv. Es handelt sich um einen zusammengefaßten Bestand, denn auch Unterlagen von Betriebsgruppen gesellschaftlicher Organisationen, wie FDJ, DSF und DFD, sind vorhanden.
Der Überlieferungszeitraum erstreckt sich, bis auf wenige Ausnahmen, von Juni 1946 bis 1954. Akten die nach 1954 weitergeführt wurden, befinden sich im Bestand "VEB Verlade- und Transportanlagen Leipzig". Über die Registraturverhältnisse konnte kaum etwas ermittelt werden. Ein Aktenplan ist nicht überliefert.
Anwendung fanden die einfache und erweiterte Verzeichnung auf der Grundlage der Ordnungs- und Verzeichnisgrundsätze von 1964. [03] In der Regel wurde die innere Ordnung der Akteneinheiten beibehalten. Der Bestand ist in Anlehnung an das Rahmenarchivgutverzeichnis für den Bereich Industrie von 1949 - 1975 gegliedert. [04] Da die Akten der ersten Übergabe von 1980 verfilmt sind, wurden die Signaturen (auch Strichnummern) beibehalten. Die Vergabe der Signaturen erfolgte ordnungsunabhängig.
Als Ergebnis der Erschließungsarbeiten liegt ein Findbuch, Programm AUGIAS, f:muster\layout\stand-or.flv (Sortierschlüssel: Registratursignatur-Datierung) mit Firmen-, Foto,- Personen- und Institutionenregister sowie ein Register der Druckschriften vor. Personen wurden in der Regel nur aufgenommen, wenn sie Funktionsträger waren.
Die Verantwortung für die Redaktion und Eingabe in den PC übernahm Frau Fechner. Der Bearbeitung erfolgte im Dezember 1998 und Januar 1999. Der Bestand hat einen Umfang von ca. 2 lfm. Die Bestimmungen des Datenschutzes sind insbesondere bei Akten der Rechts- und Personal- bzw. Kaderabteilung zu beachten.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferungslage kann als sehr gut eingeschätzt werden. Viele wichtige Unterlagen, vor allem Leitungsakten und Bilanzen sowie Jahresberichte sind vorhanden. Gut dokumentiert, u. a. auch durch Fotos, sind die sozialen Verhältnisse und Arbeitsbedingungen der Belegschaftsangehörigen. Chroniken mit umfangreichen Bildmaterial des SAG Bleichert Leipzig sind im Bestand "VEB Verlade- und Transportanlagen Leipzig" überliefert.
Verweis auf korrespondierende Bestände
Für Forschungen zur Geschichte des Schwermaschinen- und Anlagenbaus können weitere Bestände unseres Archivs, wie z. B. 20818 VEB Schwermaschinenbau S. M. Kirow und 20806 VVB Tagebauausrüstungen, Krane und Förderanlagen Leipzig, genutzt werden.
M. Fechner
Leipzig, im Januar 1999
[01] Die Bleichert-Stahlbau und -Maschinenfabrik GmbH in Lazy (polnisch) wurde 1943 von den Bleichert Transportanlagen GmbH Leipzig und Bleichert Fahrzeugvertriebsgesellschaft Berlin gegründet. Das Unternehmen produzierte auf dem Gelände einer ehemaligen Zementfabrik Maschinen und Fahrzeuge. Anfang 1945 wurde das Unternehmen von der sowjetischen Armee besetzt.
[02] SächsStAL, VEB VTA Leipzig, Nr. 1406, vgl. Andreas Herbst, Winfried Ranke, Jürgen Winkler, So funktionierte die DDR, Band 2, Hamburg 1994, S. 870f.
[03] Ordnungs- und Verzeichnisgrundsätze für staatliche Archive der DDR, hrsg. vom MdI der DDR, Potsdam 1964.
[04] Rahmenarchivgutverzeichnis für den Bereich Industrie, hrsg. vom MdI der DDR, Potsdam 1982.
Sattler, Friederike: Mitwirkung im SAG-Betrieb. Zur Geschichte der Bleichert Transportanlagenfabrik Leipzig 1946 - 1953, Magisterarbeit, Belegexempl. Nr. 107.- Bleichert Transportanlagen GmbH: 75 Jahre Bleichert 1874 - 1949 (L).- Kochler, G.W. Prof. Dr.Ing. TH Darmstadt: Rückblick und Umschau aus Anlass des 50jähr. Bestehens am 1. Juli 1924 (L). Hrsg.: Adolf Bleichert und sein Werk. Sax-Verlag Beucha, 2002 (A 2003/164).
Leitung und Organisation.- Eigentumsverhältnisse.- Reparationen.- Bilanzen.- Soziale Betreuung der Arbeiter und Angestellten.- Betriebszeitung.- Fotos.- Betriebsgewerkschaftsleitung.
Die Bleichert Transportanlagen GmbH Leipzig mit ihren Betriebsteilen in Eutritzsch und Gohlis wurde per 1. Juli 1946 in sowjetische Verwaltung übernommen und firmierte als Bleichert Transportanlagenfabrik der Sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG) für den Maschinenbau (Podjomnik). Die SAG produzierte Material-Seilbahnen, Portalkrane, Verladebrücken, Transportfahrzeuge und Autokrane. Im Rahmen der Reparationsleistungen lieferte der Betrieb u. a. 5.700 Autokrane in die Sowjetunion. Am 31. Dezember 1953 wurde das Werk der DDR übergeben und 1955 in VEB Schwermaschinenbau Verlade- und Transportanlagen vormals Bleichert umbenannt.
- 1998 | Findbuch / Datenbank
- 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5