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Beständeübersicht

Bestand

20836 VEB Maschinenfabrik und Eisengießerei Wurzen

Datierung1929 - 1990
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)14,74
Geschichte des VEB Maschinenfabrik und Eisengießerei Wurzen

Vorgänger des VEB war die 1879 gegründete Maschinenfabrik und Eisengießerei G. A. Schütz, Wurzen.[01] Sie wurde auf Grund des Befehls Nr. 124 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) vom 30. Oktober 1945 beschlagnahmt und beim Volksentscheid am 30. Juni 1946 enteignet. Der Befehl Nr. 64 der SMAD vom 17. April 1948 bestätigte die Enteignung des Betriebsvermögens, die damit rechtskräftig wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden nahezu 90% der Maschinen und Anlagen demontiert. Die wieder anlaufende Produktion war in erster Linie auf Reparationsleistungen und Lieferungen an die Rote Armee gerichtet. Vom 1. Juli bis 31. Dezember 1947 war der Betrieb der Industrievereinigung II/8 Maschinenbau in Leipzig unterstellt, vom 1. Januar bis 30. Juni 1948 der Industrievereinigung Metallurgie in Freiberg. Anschließend gehörte das Unternehmen bis zum 31. Dezember 1952 zur Vereinigung volkseigener Betriebe Nagema in Dresden. Ab dem 1. Januar 1953 unterstand der VEB als Direktbetrieb dem Ministerium für Schwermaschinenbau und gehörte ab dem 1. Juli 1958 zur Vereinigung volkseigener Betriebe Chemie- und Klimaanlagen in Berlin. 1950/51 errichtete der Betrieb durch Um- und Neubauten eine Lehrwerkstatt mit Betriebsberufsschule. Im Zeitraum von 1952 bis 1954 gingen das gesamte Fabrikgrundstück der Fa. Neipa-Werk Schlegel & Co. (Dresdner Straße 62, Werk II) sowie das Grundstück Dresdner Straße 44 der Fa. Rudolph Künnert an den VEB über. 1952 hatte der Betrieb über 500 Beschäftigte. 1970 waren es bereits 700. 1958 entstand eine neue Halle für die mechanischer Fertigung, 1961 eine neue Technikanlage im Werk III. In den 1970er Jahren folgten weitere Bauten insbesondere im Werk III. Am 1. Mai 1959 wurde das Zentrale Entwicklungs- und Konstruktionsbüro dem VEB Maschinenfabrik und Eisengießerei (Mafa) Wurzen wieder angegliedert. Bei einer Umstrukturierung des Betriebes 1965 entstanden sechs Direktionsbereiche. 1970 erfolgte die Unterstellung des VEB Mafa Wurzen unter das Kombinat VEB Chemieanlagenbau Erfurt-Rudisleben. Nach Auflösung dieses Kombinates wurde der VEB Maschinenfabrik und Eisengießerei Wurzen zum 1. Januar 1978 dem VEB Chemieanlagenbau- und Montagekombinat Leipzig angegliedert. Der Betrieb hatte sich auf Luftzerlegungsanlagen, CO2-Anlagen und Trockenlauf-Kolbenverdichter spezialisiert. Daneben stellte er Flüssiggaspumpen und Spezialmaschinen her.
Im Rahmen der weitgehenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umwälzungsprozesse nach 1990 kam es zu einer Aufgliederung des Betriebes auf insgesamt elf Unternehmen. Dazu zählten die Esterer Gießerei Werk Wurzen GmbH, die Neuman & Esser, Maschinenfabrik GmbH, die Cryotec Anlagenbau GmbH und die Heinsch, Metall- und Anlagenbau GmbH.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Das Schriftgut des VEB Maschinenfabrik und Eisengießerei Wurzen wurde 1980 und in einem zweiten Schritt 1990 in das StA-L übernommen. Für einen Teil der Unterlagen (rd. 22 lfm) existierten eine Findkartei bzw. eine Abgabeliste, ein weiterer Teil (rd. 14 lfm) war nicht erschlossen. 2017 erfolgte eine Retrokonversion der Findkartei, wobei die Qualität der retrokonvertierten Angaben sehr eingeschränkt war. 2020 wurden bei den bereits vorhandenen Verzeichnungsangaben offensichtliche Fehler korrigiert und eine Vereinheitlichung vorgenommen. Eine grundlegende Überarbeitung unterblieb aus Kapazitätsgründen. Hinsichtlich der zahlreichen Abkürzungen wird auf das Abkürzungsverzeichnis im Portal SED- und FDGB-Sammlungsgut beim Bundesarchiv verwiesen, siehe https://www.bundesarchiv.de/sed-fdgb-netzwerk/abkuerzungen.html.
Für die Bestandsbildung und Abgrenzung zum Vorgängerbestand wurde der 1. Juli 1948 ausgewählt. Dieser Zeitpunkt steht für die rechtskräftige Enteignung der Fa. G. A. Schütz und bildet zugleich den Termin für die Eröffnungsbilanz als volkseigener Betrieb. Die davor endenden Verzeichnungseinheiten im Umfang von knapp 3 lfm wurden dem Bestand 20835 G. A. Schütz, Maschinenfabrik und Eisengießerei, Wurzen, zugeordnet.
Die bisher nicht erschlossenen Unterlagen wurden 2020 einfach verzeichnet. Im Rahmen der Bearbeitung erfolgte auch eine Bewertung, bei der v. a. Dubletten, aber auch Transportpacklisten und Exportlisten ausgeschieden wurden. Bei den umfangreich überlieferten Planungsdokumenten erfolgte eine Auswahl. Insgesamt wurden 14 lfm nach der Bewertung kassiert.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Schwerpunkte der Überlieferung liegen bei dem Schriftverkehr mit der Kombinatsleitung, Beratungsprotokollen, Stellen- und Funktionsplänen sowie Planungsunterlagen, Berichten und Analysen. Darüber hinaus existieren in größerer Zahl Unterlagen zu Reparationsaufträgen und der Betriebsgewerkschaftsleitung sowie Produktprospekte.

Korrespondierende Bestände

20835 G. A. Schütz, Maschinenfabrik und Eisengießerei, Wurzen

V. Jäger
Juni 2020


[01] Richard Klinkhardt, Die Wurzener Industrie 1797 – 2002, Beucha 2005.
Leitung und Organisation.- Jahresfinanzkontrollberichte.- Betriebszeitung.- Forschung und Entwicklung.- SED-Betriebsparteiorganisation.
Die Firma G. A. Schütz wurde 1945 sequestriert, auf der Grundlage des Volksentscheids vom 30. Juni 1946 enteignet und 1948 rechtswirksam verstaatlicht. Der juristisch unselbstständige Betrieb war danach der VVB Maschinenbau für Nahrungs- und Genußmittel Dresden zugeordnet. Ab 1. Januar 1952 firmierte er als VEB Maschinenfabrik und Eisengießerei Wurzen. 1990 erfolgten die Privatisierung und Umbenennung in Maschinenfabrik Wurzen GmbH.
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