Hauptinhalt

Beständeübersicht

Bestand

20861 Hugo Schneider AG (HASAG), Leipzig

Datierung(1931 - 1932) 1938 - 1945
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,16
Geschichte der Hugo Schneider AG (HASAG), Leipzig

Die Firma Hugo Schneider AG entwickelte sich nach 1863 aus einem ehemaligen handwerksmäßigen Betrieb, in dem Lampen aller Art hergestellt wurden, zu einem großen Unternehmen. Sie war eine OHG, die 1899 in eine AG umgewandelt wurde.

Die Lampenproduktion wurde eingestellt und die Brennerfabrikation eingeführt. 1931 fusionierte die HASAG mit der Verwaltung der Otto Müller AG in Berlin, deren Kapital sich zu 100% in den Händen der HASAG befand. Die Glühlampenfabrikation in Oberweißbach wurde 1932 in eine Hugo Schneider Vereinigte Glühlampenwerke GmbH mit Sitz und Verwaltung übergeleitet. Die HASAG besaß von der neuen GmbH, die aus der Firma Glühlampenfabrik Germania Eisenach GmbH hervorgegangen ist, sämtliche Geschäftsanteile.
1933 wurden 97% der Aktien der Thomas AG, Berlin-Langenwiesen, erworben. Seit 1935 bedeutende Erweiterung und 1938 Fusionierung mit den Tochtergesellschaften Otto Müller AG, Hugo Schneider der Vereinigte Glühlampenwerke GmbH und der Thomas AG, 1940 der HASAG Metallwerke GmbH Leipzig.

Seit 1938 stellte das Unternehmen von Kupfer und Messing auf Eisen und Stahl um und wurde ein wichtiger Rüstungsbetrieb. Zur HASAG gehörende Betriebe waren Werk Leipzig-Paunsdorf, Werk Berlin-Köpenick, Betriebsstätte Altenburg, Betriebsstätte Meuselwitz, Werk Thomas, Längenwiesen, Glashütte Großbreitenbach, Werk Eisenach, Werk Oberweißbach, Werk Taucha sowie Rhönglashütte Dernbach. 100% Beteiligung besaß die HASAG außerdem an der Hasag Eisen- und Metallwerke GmbH Krakau (Krakow). 1945 wurde dieser Rüstungskonzern von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt, 1946 enteignet und 1949 aus dem Handelsregister Leipzig gelöscht.[01]

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die Auflösung des Konzerns war mit der vollständigen Demontage und der anschließenden Sprengung der Hasag-Gebäude verbunden. Dabei sind vermutliche sämtliche nach der Demontage verbliebenen Unterlagen vernichtet worden.[02]

Im Staatsarchiv Leipzig befanden sich lediglich zwei Verzeichnungseinheiten mit Reproduktionen (Nr. 1 und 2), die aus einer Abgabe an das Staatsarchiv Leipzig im Zusammenhang der Bestandsbildung herausgelöst wurden sowie eine Akte zum HASAG-Außenlager Flößberg, die im Jahr 2010 als Fremdprovenienz im Bestand 21118 NSDAP-Kreisleitung Oschatz ermittelt und anschließend von Thoralf Handke erschlossen wurde. Sie enthält zahlreiche Informationen zu dem Ende 1944 errichteten Außenlager.

Weiteren Zugang erfuhr der Bestand 2017 durch die Übergabe von Unterlagen der Treuhänderischen Verwaltung der Werkswohnungen der ehemaligen HASAG vom Stadtarchiv Leipzig. Sie dokumentieren die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der Bewirtschaftung werkseigener Wohnhäuser im Zeitraum 1922 – 1949. [Nachtrag März 2020: Hingewiesen sei auf zahlreiche Lagepläne zu verschiedenen Betriebsstätten der HASAG, die sich im Bestand 20869 Thügina GmbH, Leipzig, befinden.]
In Vorbereitung der Online-Stellung der Verzeichnungsangaben zum Bestand wurde die vorliegende Einleitung zur Firmengeschichte, die Gertraude Gebauer erstellt hat, übernommen und um die Hinweise zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung ergänzt.

Thekla Kluttig

März 2017


[01] Zur Firmengeschichte s. a. Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRB 169 (Handelsregisterakte Hugo Schneider AG).
[02] Vgl. Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20763 VEB Leipziger Werke, Leuchtenbau, Nr. 101.
Heine, Erhard: Faschistische Verbrechen und antifaschistischer Widerstand. Konkrete Beispiele besonders aus dem Kreis Altenburg. Msl. Ms., um 1989. (SEDSamBG Nr. 84) M.Haikal: Die Hugo Schneider Aktiengesellschaft. Leipzig 2001. A 2002/49. Leipzig Permoserstraße. Zur Geschichte eines Industrie- und Wissenschaftsstandorts. Leipzig 2001. A 2002/50. In: Leipziger Blätter 46; M. Haikal: Die Hugo Schneider AG-das Ende eines Unternehmens.
Ersatzteilzeichnungen.- Transportvorschriften für Sprengladungen.- Außenlager Flößberg.
Die Hugo Schneider AG entstand 1899 aus der Lampenfabrik Häckel und Schneider, die 1863 in Leipzig gegründet worden war. Seit Mitte der 1930er Jahre widmete sich der Betrieb der Rüstungsproduktion. Ab 1939 produzierte die HASAG ausschließlich für die Wehrmacht. Zweigbetriebe existierten u. a. in Altenburg, Colditz, Flößberg, Herzberg, Meuselwitz, Schlieben und Taucha sowie in Skarzysko-Kamienna, Kielce und Czestochowa. Die Geschichte des Unternehmens ist untrennbar mit dem Schicksal einer großen Anzahl von Zwangsarbeitern verbunden. Die HASAG beschäftigte KZ-Häftlinge, Fremdarbeiter und Kriegsgefangene aus 28 Nationen. Stärker als vergleichbare Privatunternehmen der nationalsozialistischen Zeit nahm die Firma die Ausbeutung und Ermordung von jüdischen Häftlingen in Kauf. Spätestens seit 1946 stand das Unternehmen unter Treuhänderschaft, um die nahezu vollständige Demontage zu vollziehen. Auf der Grundlage des Volksentscheids vom 30. Juni 1946 wurde das verbliebene Vermögen des Betriebs zu Gunsten des Landes Sachsen enteignet. Die Firma wurde am 30. August 1949 auf Grund der Verfügung der Landesregierung Sachsen zum Schutz des Volkseigentums vom 23. August 1949 gelöscht.
  • 2017 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-05-14 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
Sitemap-XML zurück zum Seitenanfang