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Beständeübersicht

Bestand

20957 Bauerngut Rößner, Niederpickenhain/Ossa

Datierung1861 - 1967
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,99
Zur Geschichte des Bauerngutes Rößner

Das Bauerngut Rößner liegt heute im Ortsteil Niederpickenhain der Gemeinde Ossa, Kreis Geithain. Der Ort wurde 1935 nach Wenigossa, dieses 1948 nach Ossa eingemeindet. Der Bauernhof ist 1641, im Dreißigjährigen Krieg, als wüste Brandstatt von Peter Rößner erworben worden und befand sich seitdem im Besitz der Familie. 1959 ist der Bauer in die LPG gegangen. Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden 1980 verkauft, so daß der Familienbesitz der Rößners über 340 Jahre reicht. Das Bauernhaus ist 1859 abgebrannt, der jetzige Wirtschaftskomplex ist um 1861 errichtet worden (Ossa Nr. 9).

Die landwirtschaftliche Buchführung begann Eduard Rößner 1861, seit 1881 sind fast lückenlose Aufzeichnungen vorhanden. Im Jahre 1894 übergab Eduard Rößner den Hof an seinen Sohn Emil Rößner und zog sich auf ein Pachtgut in Oberpickenhain zurück. Dieser setzte die Buchführung fort, bis er sie 1925 wiederum seinem Sohn Edwin Rößner übertrug. Die Aufzeichnungen enden im Jahre 1949. Einzelne Eintragungen der letzten Besitzerin Else Rößner reichen bis ins Jahr 1967. Sie sind in den letzten Jahren eingegrenzt auf die individuelle Wirtschaft.

Bemerkenswert ist die kommunalpolitische Tätigkeit der Besitzer. Eduard Rößner war von 1874 bis 1894 als Gemeindevorstand in Niederpickenhain tätig, außerdem war er 1884 – 1904 Landtagsabgeordneter, Mitglied der 2. Kammer der Ständeversammlung. Emil Rößner übernahm den Gemeindevorstand von seinem Vater bis 1924 und hatte ab 1927 die Funktion des Gemeindeältesten inne. Seine politische Tätigkeit endet 1933. Emil und besonders Eduard Rößner widmeten sich der Einführung moderner landwirtschaftlicher Produktionsmethoden. Im Jahre 1897 erschien die 1. Auflage ihrer Vordrucke für die landwirtschaftliche Buchführung, der in den nächsten Jahren weitere, verbesserte folgten. Im Bestand ist eine Namenliste vorhanden, die über die weit verbreitete Nutzung dieser Formulare Auskunft gibt.
Das Gut war ein offenbar mustergültig bewirtschafteter Großbauernhof. Es umfaßte konstant seit dem 17. Jahrhundert eine Fläche von 27,5 ha, wobei 20 ha Ackerland waren. Neben der Buchführung sind im Bestand auch Skizzen der Felder vorhanden, aus denen sich die Fruchtfolge ablesen läßt. Auch die Tierzucht spielte eine Rolle. Auf dem Hof wurden durchschnittlich 12 - 14 Kühe, 4 Pferde, dazu Schweine und größere Mengen Geflügel gehalten. Es wurde auch ein Fischteich bewirtschaftet. Aus den Lohnabrechnungen ist erkennbar, daß neben der Bauernfamilie über einen größeren Zeitraum folgende Landarbeiter beschäftigt waren: ein Großknecht, ein Kleinknecht, eine Großmagd, eine Kleinmagd, eine Hausmagd, ein Kuhjunge und eine Wirtschaftsgehilfin. Sie sind nur unter dieser Bezeichnung, nicht namentlich bekannt. Das Bauerngut arbeitete mit einem jährlichen Reingewinn von durchschnittlich 5 000 Mark.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand "Bauerngut Rößner" wurde 1901 von der letzten Besitzerin, Else Rößner, auf Initiative von Prof. Dr. Müller (Pädagogische Hochschule "Clara Zetkin") übernommen. Kassationen wurden nicht durchgeführt.

Überlieferungsschwerpunkte

Aus der kommunalpolitischen Arbeit oder der Landtagsmitgliedschaft der Familie sind keine Dokumente überliefert, aber im Bestand "Amtshauptmannschaft Borna" sind entsprechende Schriftstücke zu finden. Lediglich ein Mitgliederverzeichnis, das einer aus der Bauernfamilie als Vereinskassierer führte, ist erhalten. Gleichfalls im Bestand befindet sich die Buchführung eines Hofes im benachbarten Sachsendorf, den Emil Rößner von 1886 bis zur Übernahme des väterlichen Gutes in Niederpickenhain 1894 gepachtet hatte. Die lückenlose Buchführung über mehr als sechs Jahrzehnte mit Angaben über Ernte, Kauf und Verkauf, über den Gewinn, die Inventarlisten mit den Aufstellungen über Vieh und Arbeitsgeräte haben einen ungewöhnlichen Quellenwert, zumal der Bestand im Vergleich zu den zahlreichen Grundherrschafts- und Gutsbeständen im Staatsarchiv Leipzig das einzige rein bäuerliche Archivgut darstellt.

Verweis auf korrespondierende Bestände

20025 Amtshauptmannschaft Borna
1597, Gemeinderatswahlen in Niederpickenhain,1906-1933
2971, "Deutscher Bauern-Bund", 1892-1904
2976, Verzeichnis der in der Amtshauptmannschaft Borna bestehenden Vereine und Gesellschaften, 1898-1916

20536 Grundherrschaft und Gut Sahlis-Rüdigsdorf

Kreisarchiy Borna, Gemeinde Niederpickenhain/Ossa/ Wenigossa


Birgit Richter

Leipzig 1981
Landwirtschaftliche Buchführung 1881 - 1949.- Mitgliederverzeichnis des Militärvereins Ossa 1894 - 1932.- Dissertation von Erwin Rößner: Untersuchungen über den Gang der Lufttemperatur in Leipzig, 1913.
Die Familie Rößner besaß dieses Großbauerngut über drei Jahrhunderte hinweg. 1981 übergab die letzte Besitzerin den Bestand dem Staatsarchiv Leipzig.
  • 1981, 2006 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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