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Beständeübersicht

Bestand

21113 Zentrale Leitung des Volksbuchhandels der DDR, Leipzig

Datierung1952 - 1990
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)3,85

Geschichte des Leipziger Kommissions- und Großbuchhandels und der Zentralen Leitung des Volksbuchhandels der DDR in Leipzig


Die ersten Volksbuchhandlungen entstanden im Herbst 1945 aus dem Literaturvertrieb der SPD und KPD. Mit Unterstützung der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) wurde im August 1945 eine Vertriebsstelle für sowjetische Literatur eröffnet. Am 14. Juni 1946 wurde der LKG (Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel) durch Karl Klaer (auch Klaehr) und Walter Bleck gegründet und der FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) richtete in verschiedenen Städten Buchhandlungen unter dem Namen "Bücherstube Gutenberg" ein.

Die Gründung von Ländergesellschaften als Buchhandelsbetriebe 1947 vereinfachte die Organisation des Literaturvertriebes, sodass der Buchhandel unter einer einheitlichen Leitung leistungsfähiger gestaltet werden konnte.

Das Handelsnetz des Volksbuchhandels umfasste Ende des Jahres 1950 243 Buchhandlungen, davon 59 in Sachsen, 51 in Brandenburg, 42 in Thüringen, 36 in Mecklenburg, 28 in Berlin und 27 Buchhandlungen in Sachsen-Anhalt.

Im Mai 1951 fand die erste Buchhändlertagung der DDR in Leipzig statt, die mit einem Erfahrungsaustausch über Fragen der Arbeit auf dem Land und der Literaturpropaganda in den Betrieben verbunden war.

Die inzwischen 322 Volksbuchhandlungen entwickelten sich zunehmend unterschiedlich und der Volksbuchhandel wurde zum bestimmenden Faktor im Sortimentsbuchhandel. Daher wurde eine einheitliche Leitung im Volksbuchhandel notwendig, welche man im September 1952 mit der Zusammenfassung der bisherigen Ländergesellschaften realisierte. Beim LKG wurde die Hauptabteilung Volksbuchhandlung gegründet; zudem bekam der Volksbuchhandel den Vertrieb der "Parteiliteratur" übertragen. Mit den 174 Volksbuchhandlungen, die 1953 neu entstanden, wurde das Ziel verfolgt, vor allem in den Kreisstädten die Versorgung mit Literatur zu sichern. Das Handelsnetz umfasste somit am Jahresende 496 Volksbuchhandlungen.

Am 1. Januar 1954 wurde der Volksbuchhandel als Hauptabteilung aus dem LKG herausgelöst und der juristisch selbständige Betrieb "Zentrale Verwaltung des Volksbuchhandels der DDR" geschaffen. Er unterstand dem Ministerium für Kultur, Hauptverwaltung Verlage und Buchwesen. Die höheren Anforderungen an die Leitungstätigkeit und die zunehmende Qualität der buchhändlerischen Arbeit bedingten neue Formen der Organisation, weshalb 1958 juristisch selbständige Bezirksbetriebe gebildet und die Zentrale Verwaltung in die Zentrale Leitung des Volksbuchhandels umgewandelt wurde.

Der Zentralen Leitung wurden fortan auch die Berliner Buchhandelsgesellschaft und das Buchhaus Leipzig unterstellt und ab 1. Januar 1959 außerdem das Zentralantiquariat der DDR. Auch die Deutsche Buchhändler-Lehranstalt Leipzig bildete ab 1972 einen Teil des Volksbuchhandels in der DDR und wurde im selben Jahr in die Betriebsberufsschule "Erich Wendt" umgewandelt.

m Interesse einer besseren Information erschien im Dezember 1958 die erste Ausgabe des Mitteilungsblattes der Zentralen Leitung für dessen Mitarbeiter "Der Volksbuchhändler", welches bis Februar 1966 herausgegeben wurde.

Vom Ministerium für Kultur wurde im August 1964 das "Statut des Volksbuchhandels" erlassen. Auf dieser rechtlichen Grundlage wurde der Volksbuchhandel zu einem einheitlich geleiteten Betrieb mit 15 Zweigstellen in den bisherigen Bezirksbetrieben und den beiden Einrichtungen Buchhaus Leipzig sowie dem Zentralantiquariat der DDR.

Nach der Wiedervereinigung der DDR und der BRD im Oktober 1990 wurde die Einrichtung zum 31. Dezember 1990 aufgelöst.

Leiter der Zentralen Verwaltung (bis 1958), der Zentralen Leitung (bis 1989) und Hauptdirektion (1989/1990):

1953 – 1954 Erich Hess

1954 – 1958 Fritz Brilla

1958 – 1983 Hellmuth Fischer

1983 – 1990 Heinz Börner



Bestandsgeschichte und –bearbeitung


Die Überlieferung des Bestandes 21113 Zentrale Leitung des Volksbuchhandels der DDR, Leipzig wurde 1991 von der Zentralen Leitung des Volksbuchhandels der DDR im Zuge derer Abwicklung an das Sächsische Staatsarchiv Leipzig übergeben. Hierbei handelte es sich um ca. 3 lfm an Unterlagen. 1993 erfolgte eine weitere Übergabe von ca. 0,5 lfm Materialien durch die Libor GmbH. Von den insgesamt 3,5 lfm Archivalien wurden bereits 1993 ca. 3,2 lfm Archivgut von Frau Gebauer als archivwürdig bewertet, erschlossen und verzeichnet. Anhand der Überlieferungslage ist festzustellen, dass erhebliche Überlieferungslücken in vielen Bereichen der Einrichtung, wie Personal, Organisation, Gewerkschaftsarbeit und Leitung des Betriebes bestehen.

Im Rahmen der FaMI-Ausbildung erfolgte vom 29.01.2018 bis 13.02.2018 die Überarbeitung des Bestandes einschließlich der Ordnungs-, Verzeichnungs- und Erschließungsarbeiten durch die Auszubildende des dritten Lehrjahres Vivien Dinger unter der Betreuung von Herrn Dr. Kolditz.

Ziel der Arbeiten war die Überarbeitung der Verzeichnungsangaben und der Klassifikation, die Erschließung von Nachträgen sowie die Aktualisierung des Findbuches, um den Bestand 21113 Zentrale Leitung des Volksbuchhandels der DDR, Leipzig für Onlinerecherchen auf der Website des Sächsischen Staatsarchivs zugänglich machen zu können.

Während der Überarbeitung der Verzeichnung wurden Aktentitel und Enthält-Vermerke anhand des Akteninhalts und in Orientierung an das vorläufige Findbuch überprüft und gegebenenfalls umformuliert, ergänzt und erweitert. Zudem wurden entsprechend des Inhalts der Akten auch Darin-Vermerke für besondere Archivaliengattungen ergänzt. Während der ersten Verzeichnungsarbeiten entstandene Leersignaturen konnten innerhalb der Überarbeitung mit Verzeichnungseinheiten belegt werden.

Die Klassifikationsgruppen wurden anhand der in ihnen befindlichen Verzeichnungseinheiten umbenannt, zusammengefasst bzw. neu gebildet. Nach der Bearbeitung erfolgte die Ausgabe eines, der aktuellen Erschließungsrichtlinie entsprechenden, Findbuches.

Die in dem Bestand vorkommenden Druckschriftensammlungen wurden aufgrund ihrer Masse und ihrer thematischen Zusammengehörigkeit innerhalb der Akteneinheiten mittels des Sachaktenformulars in der Archivdatenbank AUGIAS verzeichnet. Es wurden hierbei themenübergreifende Titel gebildet und die Titel der wichtigsten Druckschriften im Enthält-Vermerk aufgenommen.

Die überlieferten Unterlagen aus dem Bestand der Zentralen Leitung des Volksbuchhandels der DDR in Leipzig wurden vollständig archiviert. In den ca. 3,2 lfm Unterlagen befinden sich unter Anderem 271 Druckschriften und 1.509 Fotos.

Als Ergebnis der Erschließungsarbeiten liegt ein Findbuch, Programm AUGIAS – Archiv 9.1 (Sortierschlüssel: Name - Titel – lfd. Nummer – vorl. Nummer), vor.



Überlieferungsschwerpunkte


Der Schwerpunkt der zeitlichen Überlieferung der Unterlagen der Zentralen Leitung des Volksbuchhandels der DDR liegt zwischen 1952 und 1990. In diesem Zeitraum belegen mehrheitlich Dokumente zum Jahresabschluss und Bilanzen die Betriebstätigkeit und geben einen Einblick in die wirtschaftlichen Aktivitäten der Zentralen Leitung sowie der einzelnen Bezirksbetriebe des Volksbuchhandels.

Besonders die betriebsgeschichtlichen Unterlagen zu den Betriebsteilen des Volksbuch-handels in den Bezirken vermitteln einen Eindruck über die Entwicklung und das Zusammenwirken der Betriebe im Volksbuchhandel der DDR.

Als weiterer Schwerpunkt in der Überlieferung sind die Ausgaben der Zeitschrift "Der Volksbuchhändler" aus den Jahren 1959 bis 1966 zu nennen. Als Mitteilungsblätter der Zentralen Leitung für ihre Mitarbeiter vermitteln die Druckschriften einen besonderen Einblick in die betrieblichen Leitmotive und Arbeitsweisen im Volksbuchhandel der DDR.



Hinweise auf Benutzungsbeschränkungen


Die Akte Nr. 240 (Personalangelegenheiten) enthält personenbezogenes Archivgut gemäß § 10 Abs. 1 Satz 2 des Sächsischen Archivgesetzes. Die Vorlage dieser Akte ist nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich.



Verweis auf korrespondierende Bestände


Korrespondierender Bestand im Staatsarchiv Leipzig:

21093 Betriebsakademie Verlage und Buchhandel Leipzig

Im Bundesarchiv werden Bestände zum Ministerium für Kultur, mit dem Teilbestand Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel, Druckgenehmigungsvorgänge und zur IG Druck und Papier verwahrt.



Literaturhinweise:

Moritz, Sandra: Das Buchhaus bringt das Buch – Die Entwicklung des Buchhauses Leipzig und seine Funktion als zentraler Versandbuchhandel im Literaturvertrieb der DDR in den Jahren 1949-1971, 2008 (StA-L, Dienstbibliothek, A 2008/37)

Petry, Jürgen: Das Monopol – Die Geschichte des Leipziger Kommissions- und Großbuch-handels LKG, 2001 (StA-L, Dienstbibliothek, A 2002/253)

Börner, Heinz und Härtner, Bernd: Im Leseland – Die Geschichte des Volksbuchhandels, 2012 (StA-L, Dienstbibliothek, Nr. 324 310)


Vivien Dinger

Februar 2018




Abkürzungsverzeichnis


BGLBetriebsgewerkschaftsleitung
DDRDeutsche Demokratische Republik
FDGBFreier Deutscher Gewerkschaftsbund
GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung
IGIndustriegewerkschaft
LKGLeipziger Kommissions- und Großbuchhandel
NVANationale Volksarmee
SEDSozialistische Einheitspartei Deutschlands
VEBVolkseigener Betrieb



Gebauer, Gertraude: Verlagsschriftgut im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig: Eine Bestandsanalyse. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 4(1994) S. 311-320.
Gebauer, Gertraude: Stiefkind Verlagsarchive. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (Leipzig) Nr. 29, 1980, S. 600.
Gebauer, Gertraude: Verlagsschriftgut im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (Diskussionsbeitrag). In: Archiv-Geschichte-Region. Symposium zum 40jährigen Bestehen des Sächsischen Staatsarchivs Leipzig (1954-1994). Leipzig 1994.
Moritz, Sandra: Das Buchhaus bringt das Buch - Die Entwicklung des Buchhauses Leipzig und seine Funktion als zentraler Versandbuchhandel im Literaturvertrieb der DDR in den Jahren 1949-1971, 2008, StA-L, Dienstbibliothek, A 2008/37
Petry, Jürgen: Das Monopol - Die Geschichte des Leipziger Kommissions- und Großbuch-handels LKG, 2001, StA-L, Dienstbibliothek, A 2002/253
Börner, Heinz und Härtner, Bernd: Im Leseland - Die Geschichte des Volksbuchhandels, 2012, StA-L, Dienstbibliothek, Nr. 324 310
Unterlagen der Betriebsleitung.- Berichterstattung und ökonomische Kennziffern.- Zusammenarbeit mit Parteien und Massenorganisationen.- Marktforschung und Belieferung.- Internationale Zusammenarbeit.- Sammlungen zur Geschichte des Volksbuchhandels.- Druckschriften.
Am 1. Januar 1954 wurde der Volksbuchhandel als Hauptabteilung aus dem LKG (Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel; gegründet am 14. Juni 1946) herausgelöst und der juristisch selbständige Betrieb "Zentrale Verwaltung des Volksbuchhandels der DDR" gebildet. Er unterstand dem Ministerium für Kultur, Hauptverwaltung Verlage und Buchwesen. Die höheren Anforderungen an die Leitungstätigkeit und die zunehmende Qualität der buchhändlerischen Arbeit bedingten neue Formen der Organisation, weshalb 1958 juristisch selbständige Bezirksbetriebe gebildet und die Zentrale Verwaltung in die Zentrale Leitung des Volksbuchhandels umgewandelt wurde. Der Zentralen Leitung wurden fortan auch die Berliner Buchhandelsgesellschaft und das Buchhaus Leipzig unterstellt und ab 1. Januar 1959 außerdem das Zentralantiquariat der DDR. Aufgrund des 1964 erlassenen Statuts des Volksbuchhandels wurde dieser zu einem einheitlich geleiteten Betrieb mit 15 Zweigstellen in den bisherigen Bezirksbetrieben und den beiden Einrichtungen Buchhaus Leipzig sowie dem Zentralantiquariat der DDR. Auch die Deutsche Buchhändler-Lehranstalt Leipzig bildete ab 1972 einen Teil des Volksbuchhandels in der DDR und erhielt im selben Jahr die Bezeichnung Betriebsberufsschule "Erich Wendt". Die Auflösung der Einrichtung erfolgte zum 31. Dezember 1990.
  • 2018 | Findbuch / Datenbank
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