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Beständeübersicht

Bestand

21612 Caspar, Martin (KPD)

Datierung1972 - 1982
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,11
Zur Biografie von Martin Caspar

Paul Georg Martin Caspar wurde am 14. August 1900 in Leipzig-Sellerhausen geboren. Nach dem Besuch der Volksschule arbeitete er in einer Holzbearbeitungsfabrik Leipzig. 1920 beteiligte er sich am Kapp-Putsch und trat 1923 der KPD bei. 1923 heiratete er Gertrud Caspar, geb. Richter, geb. am 6. Oktober 1903. 1927 wurde Caspar durch Vermittlung der KPD bei der Handelsvertretung der UdSSR, Abt. Rauchwaren, in Leipzig beschäftigt. Im April 1933 wurde die Sowjetische Handelsvertretung in Leipzig von der Polizei wegen des "Verdachts auf kommunistische Propaganda" durchsucht. In diesem Zusammenhang wurden drei deutsche Mitarbeiter verhaftet. Caspar wurde von Mai bis Juli 1933 - mit der Begründung, illegal Flugblätter hergestellt und transportiert zu haben - in Schutzhaft genommen. Nach der Haftentlassung im August 1933 erhielt er von der Leitung der Handelsvertretung der UdSSR den Auftrag, zu einer Rauchwarenmesse nach Leningrad zu fahren. An der Grenze wurde er von der Gestapo durchsucht. Im Dezember 1933 wurde er das zweite Mal verhaftet und in Schutzhaft genommen. Am 8. Januar 1935 wurde Caspar vom Oberlandesgericht Dresden wegen " gemeinsamer Vorbereitung zum Hochverrat" zu 1 Jahr und 5 Monaten Zuchthaus verurteilt. Die Strafe verbüßte er vom 31. Januar 1935 bis 8. November 1935 in der Landesstrafanstalt Zwickau, 7 Monate Untersuchungshaft wurden angerechnet. Nach der Haftentlassung 1935 wurde er bei der Sowjetischen Handelsvertretung, Abt. Rauchwaren, in Leipzig wieder eingestellt, bis diese 1937 aufgelöst wurde.
1939 wurde Caspar wegen Staatsgefährdung zum dritten Mal verhaftet und in das KZ Buchenwald eingeliefert. Er war laut Entlassungsschein vom 8. September 1939 bis 9. November 1942 im KZ Buchenwald in Haft. Durch seine Verbindung zur Partei und mit Hilfe der KPD wurde er in der Häftlingstischlerei eingesetzt. 1942 erhielt er von der KPD im KZ Buchenwald den Auftrag bzw. das Kommando, sowjetische Kriegsgefangene zu betreuen. Die illegale KPD hatte im KZ Buchenwald militärische Organisationen gebildet. Das Kommando bestand aus 60 Kriegsgefangenen, die in der Tischlerei arbeiteten. Im November 1942 wurde er "auf Anordnung der Geheimen Staatspolizei Berlin nach Leipzig probeweise entlassen" und - so seine Erinnerung - zur Gestapo nach Leipzig überstellt und dort laut Vernehmung eines Vorgangs vor 1933 unter Polizeiaufsicht gestellt.
1945 übernahm Caspar im Auftrag der KPD die Leitung der Prüfstelle des Antifaschistischen Ausschusses in Leipzig-Süd in Zusammenarbeit mit der Sowjetischen Kommandantur (SMAD) Leipzig-Süd. Im Auftrag der SMAD beschlagnahmte die Prüfstelle Einrichtungsgegenstände bei ehemaligen Nationalsozialisten. Im September 1945 trat er den Dienst bei der Volkspolizei, Kriminal-Polizei Abt. 5, an. Seine Aufgabe war die Durchführung von Fahndungen nach ehemaligen Mitarbeitern des SD (Sicherheitsdienst), der Gestapo und der SS, welche nach Befehl 210 der SMAD als Kriegsverbrecher belastet waren. 1948 wurde Caspar in den Innendienst der Volkspolizei versetzt. Er war Leiter der VS-Stelle (Geheime und Vertrauliche Verschlusssachen) beim Polizeipräsidium Leipzig. 1954 ging er aus gesundheitlichen Gründen mit 54 Jahren in den Ruhestand.
Quellen: 21612 Caspar, Martin, Nr. 1; 20031 Polizeipräsidium Leipzig, Nr. PP-S 7860; 21692 SED, Sammlung Erinnerungen, Nr. V/5/419; 20237 Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig, Nr. 14342 (VdN-Akte von Gertrud Caspar (Ehefrau von Martin Caspar).

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der aus nur zwei Verzeichnungseinheiten bestehende Bestand wurde vor 1989 im Bezirksparteiarchiv Leipzig der SED durch eine Findkartei mit überwiegend einfacher Verzeichnung erschlossen. Im Jahr 1993 wurde er mit den übrigen Beständen des Bezirksparteiarchivs vom PDS-Landesvorstand Sachsen dem Staatsarchiv Leipzig übergeben. Die Übertragung der Findkartei in die Archivsoftware AUGIAS-Archiv erfolgte im Jahr 2001. In Vorbereitung der Online-Stellung der Verzeichnungsangaben 2020 wurden die Verzeichnungs- und Bestandsangaben bei Bedarf überarbeitet oder ergänzt (u. a. Ergänzung und Korrektur von Datierungen), die Gliederung angepasst und die vorliegende Einleitung erstellt.

Antje Reißmann
Juni 2020
Kurzbiographie.- Erinnerungen.- Übersetzungen.- Persönliche Dokumente.- Tonbandaufnahme vom Moskauer Rundfunk am 10. Juli 1979.
14.08.1900 - ; Tischler, Teilnehmer am antifaschistischen Widerstandskampf, Polizeipräsidium Leipzig (1945 - 1952)
  • 2020 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-05-14 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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