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Beständeübersicht

Bestand

31045 Paul Trützschler & Gey, Crimmitschau

Datierung1888 - 1998
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)1,56

Bestand enthält auch 12 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

1. Geschichte der Firma Paul Trützschler & Gey, Crimmitschau
Die im Jahr 1888 zunächst als Schlosserei gegründete spätere Maschinenbauanstalt Paul Trützschler & Gey in Crimmitschau spezialisierte sich auf die Entwicklung von Reißmaschinen zur Herstellung von Reißwolle (Vigogne) sowie andere Maschinen zur und Faserreinigung. Das Unternehmen wurde zum Marktführer für Maschinen zur Spinnvorbereitung von Zellwolle (Kunstwolle), Baumwolle, Leinen, Hanf (Flockenbast) und Jute. Es belieferte mit seinen Erzeugnissen namhafte Firmen des In- und Auslandes. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Produktion in erheblichem Umfang auf die Fertigung von Rüstungsgütern umgestellt. Ab September 1945 erfolgte die fast vollständige Demontage des Werkes und anschließende Sequestrierung auf Grundlage des Befehls Nr. 124 der SMAD, nicht jedoch die Enteignung. Im Jahr 1947 traf Bruno Trützschler erste Vorbereitungen für die Produktionsverlagerung nach Rheydt im Rheinland. 1948 wurden die in Crimmitschau verbliebenen Mitgesellschafter verhaftet und 1949 im Rahmen eines Wirtschaftsstrafverfahrens zu mehrjährigen Zuchthausstrafen und Vermögenseinziehung verurteilt. Der Betrieb, zunächst unter Treuhandschaft des Landes Sachsen und später der VVB Textima, ist zum 1. Januar 1952 als VEB Spinnereimaschinenbau, Werk II, Crimmitschau fortgeführt worden. 1990 ist der Betrieb Kraft Treuhandgesetz zur Crimmitschauer Maschinenfabrik GmbH umgewandelt worden. Die Gesellschaft wurde im Jan. 1992 aufgelöst und bis 1999 liquidiert.

2. Bestandsgeschichte
Die Akten der Firma Paul Trützschler & Gey befanden sich ursprünglich im Betriebsarchiv des VEB Spinnereimaschinenbau Karl-Marx-Stadt. Sie wurden Ende 1987 planmäßig, mit einer Findkartei als Findmittel, an das damals zuständige Staatsarchiv Dresden abgeben. Im Zuge des Bestandsausgleichs gelangte der Bestand in das Staatsarchiv Chemnitz. Die Karteikarten wurden im Jahr 2013 ohne Veränderung der Verzeichnungsangaben in die Verzeichnungsdatenbank Augias-Archiv retrokonvertiert. Im Jahr 2013 konnten die bis dahin im Sächsischem Industriemuseum Crimmitschau verwahrten, unerschlossenen technischen Zeichnungen des Unternehmens in das Staatsarchiv Chemnitz übernommen werden. Eine Nachlieferung der von der Nachfolgerfirma für den Zweck der Betriebsgeschichtsschreibung ausgeliehener Zeichnungsmappen erfolgte 2014. Im Jahr 2015 konnten die Bewertungs- und Erschließungsarbeiten an der Überlieferung im Staatsarchiv Chemnitz abgeschlossen werden. Im Zuge der Abwicklung des Unternehmens sind betriebliche Unterlagen unter der THA-Nr. 8490 an das DISOS-Landesdepot Sachsen gelangt. Die zwischenzeitlich vom Sächsischen Staatsarchiv als archivwürdig bewerteten Akten wurden im Jahr 2017 im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben von der Rhenus Office Systems GmbH an das Staatsarchiv Chemnitz übergeben und ohne archivische Neubearbeitung dem Bestand hinzugefügt.


3. Bestandsanalyse
Die Überlieferung umfasst einige Firmenakten, u. a. zu Bauangelegenheiten, Baupläne und Lagepläne, über die Demontage, Eintragungen in Grundbuch und Handelsregister, die Enteignungsurkunde und den Gesellschaftsvertrag sowie eine umfangreiche Sammlung von Offertenzeichnungen (Maschinenansichten), Konstruktionszeichnungen sowie einige Prospekte. Aus dem früheren Archiv der Treuhandanstalt gelangten Unterlagen aus den letzten Geschäftsjahren des VEB sowie zur Bildung der GmbH und deren Liquidation zum Bestand, darunter Bilanzen, Protokolle der Geschäftsleitung, das Sanierungskonzept, der Sozialplan und Unterlagen zur Zusammenarbeit mit der Treuhandanstalt.
Historisches Sammlungs- und Archivgut des Unternehmens befindet sich darüber hinaus im Archiv des Sächsischen Industriemuseums Crimmitschau, Tuchfabrik Gebr. Pfau, Crimmitschau und beim Nachfolgeunternehmen, der Firma Trützschler & Co. KG Textilmaschinenfabrik, Mönchengladbach.


4. Quellen und Literatur
30105 Amtsgericht Crimmitschau, Nr. 215 (Handelsregisterakte HRA 185, vorher HR Blatt 808), 1900 – 1960

Korrespondierende Bestände:
31039 VEB Spinnereimaschinenbau Karl-Marx-Stadt
30413 Bezirkstag/Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt
30901 VVB für Maschinen der Textil- und Bekleidungsindustrie (Textima), Chemnitz und Vorgänger
31132 Vorgängerbetriebe des VEB Zwirnerei Sachsenring Glauchau
33199 Sächsische Bank (Sachsenbank), Niederlassungen Annaberg, Aue, Chemnitz, Plauen, Reichenbach und Zwickau

Unternehmensarchiv der Firma Trützschler & Co. KG Textilmaschinenfabrik, Mönchengladbach
Archiv des Sächsischen Industriemuseums Crimmitschau, Tuchfabrik Gebr. Pfau, Crimmitschau

Literatur:
125 Jahre Textilmaschinenbau Trützschler Crimmitschau - Mönchengladbach, 1888 - 2013, Hrsg. Trützschler GmbH & Co. KG, Mönchengladbach, 2014.

Crimmitschauer Villen erzählen Geschichte, hrsg. von Rita Müller. - Chemnitz : Zweckverband Sächsisches Industriemuseum, 2013. - 157 S. : Ill. (Industriearchäologie ; 13)
125 Jahre Textilmaschinenbau Trützschler Crimmitschau - Mönchengladbach, 1888 - 2013, Hrsg. Trützschler GmbH & Co. KG, Mönchengladbach, 2014.

Crimmitschauer Villen erzählen Geschichte, hrsg. von Rita Müller. - Chemnitz : Zweckverband Sächsisches Industriemuseum, 2013. - 157 S. : Ill. (Industriearchäologie ; 13)

Bauangelegenheiten.- Baupläne.- Bilanzen.- Lagepläne.- Demontage.- Eintragungen in Grundbuch und Handelsregister.- Enteignung.- Gesellschaftsvertrag.- Offertenzeichnungen (Maschinenansichten).- Konstruktionszeichnungen.- Personal.- Prospekte.- Protokolle der Geschäftsleitung.- Sanierungskonzept.- Sozialplan.- Bildung und Liquidation der GmbH.- Zusammenarbeit mit der Treuhandanstalt.
Die im Jahr 1888 zunächst als Schlosserei gegründete spätere Maschinenbauanstalt Paul Trützschler & Gey in Crimmitschau spezialisierte sich auf die Entwicklung von Reißmaschinen zur Herstellung von Reißwolle (Vigogne) sowie andere Maschinen der Spinnereivorbereitung und Faserreinigung. Das Unternehmen wurde zum Marktführer für Maschinen zur Spinnvorbereitung von Zellwolle (Kunstwolle), Baumwolle, Leinen, Hanf (Flockenbast) und Jute. Es belieferte mit seinen Erzeugnissen namhafte Firmen im In- und Ausland. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Produktion in erheblichem Umfang auf die Fertigung von Rüstungsgütern umgestellt. Ab September 1945 erfolgte die fast vollständige Demontage des Werkes und anschließende Sequestrierung auf Grundlage des Befehls Nr. 124 der SMAD, nicht jedoch die Enteignung. Im Jahr 1947 traf Bruno Trützschler erste Vorbereitungen für die Produktionsverlagerung nach Rheydt im Rheinland. 1948 wurden die in Crimmitschau verbliebenen Mitgesellschafter inhaftiert und 1949 im Rahmen eines Wirtschaftsstrafverfahrens zu mehrjährigen Zuchthausstrafen und Vermögenseinziehung verurteilt. Der Betrieb, zunächst unter Treuhandschaft, ist zum 1. Januar 1952 als VEB Spinnereimaschinenbau, Werk II, Crimmitschau fortgeführt worden. 1990 ist der Betrieb Kraft Treuhandgesetz zur Crimmitschauer Maschinenfabrik GmbH umgewandelt worden. Die Gesellschaft wurde im Jan. 1992 aufgelöst und bis 1999 liquidiert.
Bis 2021 trug der Bestand den Namen: Paul Trützschler & Gey, Crimmitschau und Nachfolger.
  • 2015 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-03-06 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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