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Beständeübersicht

Bestand

12768 Nachlass Carl August Röckel

Datierung1803 - 1849
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)0,40
Carl August Röckel gehörte zu den Beteiligten der Revolution 1848/49, insbesondere als Mitglied des Landtages, des Vaterlandsvereins und der Provisorischen Regierung. Am 1. Dezember 1814 in Graz als Sohn des Juristen und späteren Theaterunternehmers Joseph August Röckel geboren, erlebte er auf Grund der häufigen Anstellungswechsel seines Vaters eine sehr unruhige Kindheit, ohne geregelte Schulbildung. Seine erste eigene Anstellung bekam er 1832 in London bei seinem Vater als Korrepetitor an der deutschen Oper. In dieser beruflichen Tätigkeit arbeitete er in Paris unter Rossini, in London unter Meyerbeer, wobei ihm eine fundierte musikalische Ausbildung durch seinen Onkel, dem Hofkapellmeister Johann Nepomuk Hummel, zu Gute kam. 1838 nimmt Carl August Röckel die Stelle eines Musikdirektors in Bamberg an und heiratet 1840 die Schauspielerin Caroline Lortzing. Er siedelt nach Weimar um und bewirbt sich 1842 um die durch den Tod Rastrellis' an der Königlichen Hofkapelle in Dresden frei gewordenen Stelle um den Posten des Musikdirektors. Durch Reskript vom 2. März 1843 wurde er am 1. April 1843 zum Musikdirektor und Korrepetitor ernannt. Während dieser Zeit schloss er sehr bald enge Freundschaft mit Richard Wagner, der im gleichen Jahr als Hofkapellmeister angestellt und damit der Vorgesetzte Röckels wurde.



In Dresden findet er Anschluss an liberale und demokratisch gesinnte Kreise. Nach den Märztagen 1848 nimmt Carl August Röckel aktiv an der demokratischen Bewegung teil, gibt bald eine eigene Zeitung, die "Volksblätter", heraus, unterhält ausgedehnte Verbindungen zu Demokraten in ganz Deutschland und stellt über Bakunin enge Beziehungen zur polnischen und tschechischen Demokratie her. Als Vertreter des gesamtdeutschen Zentralausschusses ist er im Frühjahr 1849 maßgeblich an den Vorbereitungen einer zweiten Revolution in Deutschland beteiligt.

Bei Ausbruch des bewaffneten Aufstandes am 3. Mai 1849 in Dresden hielt sich Carl August Röckel noch in Prag auf, um im Auftrag von Bakunin eine Absprache über gemeinsames revolutionäres Handeln zu treffen. Am Nachmittag des 6. Mai kehrte er nach Dresden zurück, meldete sich bei der Provisorischen Regierung im Dresdner Rathaus und wurde bei der Ausführung eines Auftrages der Provisorischen Regierung außerhalb der Stadtgrenzen in der Nach vom 7. zum 8. Mai vom sächsischen Militär gefangen genommen. Damit begann sein Leidensweg als Gefangener, der ihn über die Frauenkirche in Dresden, das Neustädter Rathaus auf die Festung Königstein und von da in das Zuchthaus Waldheim führte. Nach 13 Jahren Haft wurde er als letzter Maigefangener entlassen. Während der Haft schrieb Röckel das Buch "Sachsens Erhebung und das Zuchthaus zu Waldheim". Carl August Röckel war nach seiner Haft nur noch schriftstellerisch und als Redakteur tätig. Er lebte ab 1863 in Frankfurt, 1866 zog er nach München, später nach Wien. Im Jahre 1872 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Er verstarb schließlich nach langer Krankheit am 18. Juni 1876 bei seinem Sohn Richard in Budapest.Prof. Dr. R. Groß 1975

mit Ergänzungen von G. Petrasch 2009

Carl August Röckel



Kurzbiographie



- Geboren am 1. Dezember 1814 in Graz als ältester Sohn des Juristen und späteren Theaterunternehmers Joseph August Röckel.

- 1815 bis 1830, der Vater wurde in Mannheim, Trier, Bremen, Prag, Wien und Aachen als Tenor arrangiert. Die Familie zog stets mit. 1823 wurde der Vater Joseph August Röckel vom Kaiser Franz I. zum Professor des Gesangs ernannt. In Aachen, wo der Vater als Direktor der Oper bestellt ist, besuchte Carl August Röckel von 1827 bis 1828 die Tertia und Sekunda des Gymnasiums.

- 1824, Carl August Röckel, erst 10 Jahre alt, verliert seine Mutter durch ihren frühen Tod.

- April 1830, die Familie zieht nach Paris, Carl August Röckel unterstützt seinen Vater als Korreptitor, später übernahm er die Leitung der Chöre und der Klavierproben.

- 1832, Assistent bei Rossini in der Italienischen Oper in Paris und unter Meyerbeer an der Französischen Oper in London.

- 1834, Unterricht für "höhere Composition und Klavierspiel" bei seinem Onkel Johann Nepomuk Hummel in Weimar.

- Oktober 1836, Aufenthalt in Paris bei Meyerbeer.

- August bis Mitte Dezember 1837, Vertretung für seinen Bruders Eduard als Klavierlehrer und Pianist in London, Kompositionen für das englische Theater.

- Ende 1838, Musikdirektorenstelle am Bamberger Theater.

- 1839, in Weimar lernt er seine spätere Gemahlin, die Schauspielerin Caroline Lortzing, kennen.

- Winter 1839/1940, Studienreise über Dresden und Prag nach Wien.

- Ab März 1840, Geschäftsführer der August Schumannschen Operngesellschaft in London.

- Spätsommer 1840 bis 1843, Aufenthalt in Weimar, neben Gesangs- und Klavierunterricht, komponierte er die Oper "Farinelli".

- 1. Dezember 1840, Vermählung mit Caroline Lortzing.

- 30. Oktober 1841, Geburt der Tochter Elisabethe Louise (Louisabetha).

- 1842, Bewerbung in Dresden

- 2. März 1843, Anstellung an der Dresdner Oper als Korrepetitor mit dem Titel eines Musikdirektors, fast gleichzeitig mit der Besetzung Richard Wagners als Kapellmeister (1. Februar 1843) – Diese Stelle wurde mehrmals bis Ende März 1849 verlängert.

- 22. März 1843, Geburt des Sohnes Eduard.

- 18. März 1844, Geburt der Tochter Caroline Doris Wilhelmine (Pate Richard Wagner).

- Mai 1846, Herausgabe der Druckschrift: "Die Organisation der Volksbewaffnung in Deutschland, mit besonderem Bezuge auf Sachsen. Eine Denkschrift an die deutsche Nationalversammlung zu Frankfurt und an alle deutschen Regierungen".

- Mai 1848, Herausgabe der Broschüre "Die deutsche Volksbewaffnung".

- 10. August 1848, Kündigung seiner Stellung zum 1. April 1849 mit einem Schreiben von Lüttichau, "dass die Richtung seiner Tätigkeit, welche er eingeschlagen zu haben scheine, ihn nur immer mehr von der Hingebung an die Beschäftigungen entfernen werde, deren ganzer Umfang seine volle Kraft und Liebe in Anspruch nehmen sollte".

- September 1848, Herausgabe einer politischen Wochenschrift unter dem Titel "Volksblätter", mehrere Untersuchungen und Verfahren wegen "Pressvergehen".

- 1849, Wahl in den Landtag.

- 3. Mai 1849, Ausbruch des bewaffneten Aufstandes in Dresden, Carl August Röckel befindet sich in Prag

- 6. Mai 1849 Rückkehr nach Dresden, als Mitglied des Vaterlandsvereins stellte er sich als Sekretär der Provisorischen Regierung zur Verfügung.

- In der Nacht vom 7.zum 8. Mai 1849 wird Carl August Röckel vom sächsischen Militär festgenommen und auf die Festung Königstein gebracht.

- 14. Januar 1850, Verurteilung zum Tod in einem geheimen Verfahren am Dresdner Appellationsgericht.

- April 1850, zu lebenslanger Zuchthausstrafe begnadigt.

- In der Nacht vom 18. zum 19. Juni 1850, Überführung in das Zuchthaus Waldheim.

- Während der Haft schrieb Carl August Röckel das Buch "Sachsens Erhebung und das Zuchthaus zu Waldheim".

- 10. Januar 1862, als letzter Maigefangener der sächsischen Regierung entlassen und des Landes verwiesen.

- 1863, Herausgabe der "Frankfurter Reform".

- 5. Juni 1871, Ehefrau Caroline stirbt.

- 18. Juni 1876, nach langer Krankheit in Budapest bei seinem Sohn Richard verstorben. [01] [02] [03]






[01] Daten aus: Carl August Röckel (1814 bis 1876) – Neue Beiträge und Forschungsergebnisse zu seinem Lebensbild und zu seinem Verhältnis zu Richard Wagner bis 1849, Diss. an der MLU Halle-Wittenberg, Heyne, Jörg, Halle 1978, 497 S.
[02] Dr. Hubert Ermisch, Aus den Jugendjahren des Dresdner Musikdirektors August Röckel, Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, 1907
[03] Richard Wagner, Mein Leben, Bde. 1und 2, Verlag Bruckmann, München, 1911
Ermisch, H.: Aus den Jugendjahren des Dresdner Musikdirektors August Röckel. In: Deutsche Rundschau. 33. 1907, S. 229 - 249

Röckel, A.: Zu lebenslänglich begnadigt : Sachsens Erhebung und das Zuchthaus zu Waldheim. Berlin, 1963

Heyne, J.: Karl August Röckel : Musikdirektor und Revolutionär. In: Musik und Gesellschaft. Jg. 28. 1978, H. 3

Heyne, J.: Karl August Röckel (1814 - 1876) : Neue Beiträge und Forschungsergebnisse zu seinem Lebensbild und zu seinem Verhältnis zu Richard Wagner bis 1849. Halle, 1978. - Dissertation A

Heyne, J.: Richard Wagner und Karl August Röckel in weltanschaulicher und künstlerischer Auseinandersetzung unter den Bedingungen des kleinbürgerlichen Demokratismus der nachrevolutionären Periode (1849 bis 1876). Halle, Wittenberg, 1985. - Dissertation B
Denkschriften.- Entwürfe zu Operntexten und Zeitungsaufsätzen.- Reiseberichte.- Schriftwechsel, u. a. mit Richard Wagner.- Gedichte.- Biografische Aufzeichnungen und Familienschriftwechsel.
Carl AUGUST Röckel lebte von 1814 bis 1876. Er war Musikdirektor an der königlichen musikalischen Kapelle Dresden.
  • 1975, Retrokonversion 2009 | elektronisches Findmittel
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