Beständeübersicht
Bestand
20126 Amtsgericht Markranstädt
| Datierung | 1823 - 1952 (1955, 1995 - 2006) |
|---|---|
| Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
| Umfang (nur lfm) | 37,50 |
Der Bestand enthält auch 39 Archivalien, die vor allem aus rechtlichen Gründen oder aufgrund der laufenden Bearbeitung hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular
Geschichte des Amtsgerichtes Markranstädt[01]
Markranstädt liegt westlich von Leipzig und gehörte bis zur Teilung Sachsens 1815 zum Amt Lützen. Danach wechselte Markranstädt zum Leipziger Kreis und gehörte dem Amt Leipzig an. Im Jahre 1856 wurden mit der Schaffung einer neuen Behördenorganisation in Sachsen Gerichtsämter, als Behörden der ersten Instanz für Rechtspflege und Verwaltung, geschaffen. Es entstand das Gerichtsamt Markranstädt. Nach dem Gerichtsverfassungsgesetz für das Deutsche Reich vom 27. Januar 1877 traten an die Stelle der Gerichtsämter die Amtsgerichte.
Das Amtsgericht Markranstädt unterstand dem Landgericht Leipzig und war der kleinste Amtsgerichtsbezirk.[02] Zum ersten Amtsgerichtsdirektor wurde 1879 Amtsrichter Hugo Eduard Kilian bestellt. Ihm unterstanden vier Beamte, 1900 zählte das Gericht schon 10 Beschäftigte.[03]
Das Gerichtsgebäude, ursprünglich ein Chausseehaus, diente ab 1856 dem Gerichtsamt als Sitz. Das kleine, stark baufällige Gebäude genügte bald den Anforderungen nicht mehr, so dass 1888 der Neubau eines Gerichtsgebäudes mit einem Gefangenenhaus dringend angemahnt wurde. Nach Ankauf eines Grundstückes an der Marienstraße entstand ein neues Gerichtsgebäude, das am 01. Oktober 1889 eingeweiht wurde. Das Inventarverzeichnis von 1890 sowie das Grundstücksverzeichnis von 1935 beschreiben das Gerichtsgebäude aus Rochlitzer Porphyr und Granitplatten, die solide Ausführung der Innenausstattung und das Archiv mit Kuppelgewölbe und Asphaltfußboden.[04] 1945 wurde das Gebäude von der russischen Militärregierung beschlagnahmt und diente bis 1949 als Militärkommandantur. Im Jahr 1952 ist das Hauptgebäude in der Marienstraße 15 zu einem Krankenhaus umgebaut worden.
Bereits seit 1944 sind die Geschäfte des Amtsgerichtes Markranstädt durch das Amtsgericht Leipzig wahrgenommen worden. Die Amtsgerichte Markranstädt und Zwenkau fungierten als sogenannte "G-Gerichte" (Gerichtstagegerichte).[05] Die Ortschaften des Amtsgerichtsbezirkes Markranstädt und die Stadt Markranstädt wechselten in den Zuständigkeitsbereich des Amtsgerichtes Leipzig über. Das Amtsgericht Markranstädt ist nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wiedereröffnet worden. Die Geschäfte übernahmen im Ergebnis der Kreisreform im Jahre 1952 das Kreisgericht Leipzig-Land, die Staatlichen Notariate und die örtlichen Organe des Rates des Kreises Leipzig.
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Zuständigkeitshalber übernahm das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Hauptstaatsarchiv Dresden) das Verwaltungs- und Justizschriftgut unterschiedlicher Provenienzen aus dem Amtsgerichtes Markranstädt.[06] Das Landesarchiv Leipzig (heute: Staatsarchiv Leipzig) erhielt entsprechend festgelegter Zuständigkeiten vom Landeshauptarchiv Dresden in den Jahren 1954 - 1956 Akten verschiedener Provenienzen unter der Bezeichnung "Abgabegemeinschaft Amtsgerichte", registriert im Zugangsbuch mit 80 Zentner bzw. 456 Paketen, z. T. ohne Abgabelisten. Aus dem Kreisgericht Leipzig-Land erfolgten Aktenabgaben im Jahre 1963 (20 lfm) und 1990 (22 lfm Vormundschafts- und Nachlasssachen).[07] Im Jahre 1995 übernahm das Staatsarchiv aus dem Amtsgerichtes Leipzig noch 2 lfm Güterrechtsregister bzw. Erbrechtsregister der Provenienz Amtsgericht Markranstädt.
Der Bestand beinhaltete vor der 1999 durchgeführten Provenienztrennung auch die beim Gerichtsamt Markranstädt (1856 - 1879) entstandenen und abschließend bearbeiteten Vorgänge sowie weitere Provenienzen. Im Zusammenhang mit der 1998 begonnenen kompletten Bearbeitung der Justizbestände des 19./20. Jahrhunderts, dessen Ziel u. a. die Herstellung der Bestandsgruppe Gerichtsämter vorsah, sind im Ergebnis der Provenienztrennung 7,0 lfm in den neu formierten Bestand Gerichtsamt Markranstädt eingegangen, 6 Akten wurden dem Bestand Kgl. Gericht Markranstädt und eine Akte dem Bestand Amtshauptmannschaft Leipzig zugeordnet.
Der Bestand Amtsgericht Markranstädt reduzierte sich von ursprünglich 44 lfm auf 37 lfm Archivgut mit 1131 Akteneinheiten.
Das für die Bestandsbearbeitung geltende Ordnungsprinzip basiert auf einer Klassifikation für Justizschriftgut, die 1996 erarbeitet worden ist.[08] Testaments- und Nachlasssachen wurden chronologisch und alphabetisch neu geordnet. Hier erwies sich eine Gruppenverzeichnung als ausreichend. Im Übrigen war die Qualität der Verzeichnung mangelhaft, sodass jede Akte neu zu verzeichnen war. Es fehlten ältere Registratursignaturen, auch waren Ortsnamen, Aktentitel sowie zeitliche Umfänge fehlerhaft verzeichnet worden. Offensichtliche Schäden an den Akten wurden bei der Verzeichnung ebenso berücksichtigt wie die Bildung von Bandreihen bei gleichartigen Sachakten.
Im Zusammenhang mit der Vergabe neuer, ordnungsunabhängiger Archivsignaturen entstand eine Konkordanzliste. Die Erschließung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Register erstellt wurden.
2013 erfolgte im Rahmen der Ausbildung von Fachangestellten für Medien- und Information die nachträgliche Erschließung von Akten, der seit 2006 angebotenen Registerakten des Registergerichts des Amtsgerichts Leipzig. Dabei wurde der Klassifikationspunkt 04.06. Register, der neuen, seit 2009 gültigen Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs angepasst und redaktionell überarbeitet. Es wurden alle Registerakten, die bis 1952 im damaligen Amtsgericht entstanden sind und eine Registernummer des alten Gerichts führten, bis zur endgültigen Schließung der Akten aufgenommen. Bei der Erschließung ist im Feld "Datierung Findbuch" die Laufzeit nach 1952 in einer Klammer ergänzt worden. Somit geht die Laufzeit des Bestandes weit über die Existenz des alten Amtsgerichts hinaus.
Vor der Online-Stellung sind alle Aktentitel nochmals hinsichtlich vorhandener Schutzfristen datenschutzrechtlich überprüft worden, um gegebenenfalls Aktentitel bis zum Ablauf der Schutzfrist zu sperren.
Der vorliegende Bestand hat nun einen Umfang von 37,5 lfm und umfasst den Zeitraum 1823 – 1952 (1953 – 2006).
Überlieferungsschwerpunkte
Obwohl der Amtsgerichtsbezirkes Markranstädt relativ klein war, kann die Überlieferung von Justizschriftgut im Bestand als sehr gut eingeschätzt werden. Nur einige wenige Klassifikationsgruppen sind im Inhaltsverzeichnis zum Findbuch mit "nicht belegt" ausgewiesen. Insgesamt dokumentiert der Bestand die unterschiedlichsten Bereiche der Gerichtsbarkeit. Mit über 80 Bänden, darunter 20 Bände Verfassungssachen, wird z. B. ein umfassender Einblick in den inneren Dienstbetrieb des Amtsgerichtes ermöglicht. Die Verfassungssachen enthalten sowohl Verordnungen und Verfügungen übergeordneter Behörden zu allen Bereichen der Gerichtsbarkeit als auch Unterlagen zum inneren Dienstbetrieb, einschließlich Haushaltfragen und Gefangenenwesen.
Bausachen über die Gerichtsgebäude reichen bis 1854 zurück. Der Schwerpunkt der Überlieferung von Personalangelegenheiten setzt ab 1900 ein, darunter befinden sich 2 Aktenbände zu jüdischen Konsulenten (Rechtsanwälte), 1938 - 1940. Das Archivwesen wird u. a. dokumentiert durch eine Vielzahl älterer Repertorien mit Aktenverzeichnissen. Überliefert ist auch der Entwurf einer neuen Methode der Ablegung von Akten im Amtsgerichtsarchiv, sowie die grundlegende Abänderung der Bezeichnung "Aktenrepertorium" in "Aktenverzeichnis". [09]
Zu Grundstücks- und Grundbuchangelegenheiten und darüber hinaus zu Firmen, Vereinen und Genossenschaften sind in größerem Umfang Protokolle und Registranden im Bestand überliefert. Registerakten, die nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist von 30 Jahren kassiert werden konnten, sind nur vereinzelt vorhanden. Zum Teil befinden sich diesbezügliche Akten im Registergericht des Amtsgerichtes Leipzig. Innerhalb der überlieferten Handelsregisterakten ist die 1883 gegründete Zuckerfabrik Markranstädt mit 3 Bänden, 1883 - 1908, vertreten. Die 1899 in Markranstädt gegründete Maschinenfabrik Dr. Gaspary wurde als "Leipziger Cementindustrie Dr. Gaspary & Sohn" bekannt. Das 1905 entstandene und 27 m hohe Gebäude steht seit 1995 als Architekturdenkmal unter Denkmalschutz. Im Bestand sind 8 Bände Vergleichssachen, 1929 - 1930, des damaligen Inhabers Adolf Staffelstein überliefert.
Das im Bestand Amtsgericht Markranstädt überlieferte Justizschriftgut sollte für die Belange der Geschichtsforschung hilfreich sein und auch den heimatgeschichtlich Interessierenden ansprechen. lm Zusammenhang mit Forschungen zur 700 Jahre alten Stadtgeschichte wurden die Akten im Bestand Amtsgericht Markranstädt u. a. von der Stadtverwaltung Markranstädt, Heimatmuseum intensiv benutzt.
Hinweis für die Benutzung
Das gedruckte Findbuch enthält folgende Register: Personen-, Orts-, Firmen-, Vereins- und Genossenschaftsregister.
Die für die Bestandsgruppe Amtsgerichte erarbeitete Klassifikation ist zur Vereinfachung der Recherche im vorliegenden Findbuch komplett ausgedruckt worden - ohne Berücksichtigung, ob die Klassifikationsgruppe durch Akten belegt ist. In diesem Fall erscheint im Inhaltsverzeichnis ein diesbezüglicher Vermerk "entfällt”.
Der Bestand enthält einige personenbezogene Unterlagen, deren Schutzfristen im Einzelfall erst 2052 enden. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich. Aktentitel mit personenbezogenen Daten und laufenden Schutzfristen sind in der Online-Version des Findbuches nicht sichtbar.
Verweise auf korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig
20009 Amt Leipzig
20011 Amt Lützen
20024 Kreishauptmannschaft Leipzig
20028 Amtshauptmannschaft Leipzig
20069 Königliches Gericht Markranstädt
20099 Gerichtsamt Markranstädt
20114 Landgericht Leipzig
20124 Amtsgericht Leipzig
20612 Stadt Markranstädt
Kretzschmar, 2000
Judith Ganz, 2025
Literaturverzeichnis [10] 10
- Gesetz- und Verordnungsblätter für das Königreich Sachsen, 1856, 1874-1910
- Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1880/81
- Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, 1814, hrsg. von August Schumann, Zwickau, Verlag Gebr. Schumann
- Blaschke, Karlheinz, Sächsische Verwaltungsgeschichte, Lehrbrief, Potsdam 1958
- Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, bearb. von Karlheinz Blaschke, Leipzig 1957
- Die Gesetze über die Angelegenheiten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch und seinen Nebengesetzen, hrsg. von Franz Schlegelberger, Carl Heymanns Verlag, Berlin 1927.
- G. Kluge und H. Kämmer, Markranstädt in Bildern aus vergangenen Tagen. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1997.
[01] Vgl. auch: Findbucheinleitung zur Bestandsgruppe Amtsgerichte im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig von V. Jäger, 1999.
[02] Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt 1879 (62), S. 249.
[03] s. auch Anlage zum Findbuch, 2000 Übersicht über das Beamtenpersonal"
[04] Vgl. 20126 AG Markranstädt Nr. 337, 339.
[05] Vgl. SächsHStAD, Ministerium der Justiz Nr. 264, 265 "Amtsgericht Leipzig mit GG Markranstädt und Zwenkau" (Stand 2000).
[06] Überliefert ist eine Übergabeliste über Justizschriftgut von 1929.
[07] 22030 Staatsarchiv Leipzig, Nr. 187.
[08] Vgl. auch: AufbewBest, Bestimmungen über die Aufbewahrungsfristen von Schriftgut der Justiz, Stand 1993.
[09] 20126 AG Markranstädt Nr. 672.
[10] Bibl. Angaben vgl. Einführung zu den Findhilfsmitteln der Bestandsgruppe Amtsgerichte im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig von V. Jäger, 1999.
Markranstädt liegt westlich von Leipzig und gehörte bis zur Teilung Sachsens 1815 zum Amt Lützen. Danach wechselte Markranstädt zum Leipziger Kreis und gehörte dem Amt Leipzig an. Im Jahre 1856 wurden mit der Schaffung einer neuen Behördenorganisation in Sachsen Gerichtsämter, als Behörden der ersten Instanz für Rechtspflege und Verwaltung, geschaffen. Es entstand das Gerichtsamt Markranstädt. Nach dem Gerichtsverfassungsgesetz für das Deutsche Reich vom 27. Januar 1877 traten an die Stelle der Gerichtsämter die Amtsgerichte.
Das Amtsgericht Markranstädt unterstand dem Landgericht Leipzig und war der kleinste Amtsgerichtsbezirk.[02] Zum ersten Amtsgerichtsdirektor wurde 1879 Amtsrichter Hugo Eduard Kilian bestellt. Ihm unterstanden vier Beamte, 1900 zählte das Gericht schon 10 Beschäftigte.[03]
Das Gerichtsgebäude, ursprünglich ein Chausseehaus, diente ab 1856 dem Gerichtsamt als Sitz. Das kleine, stark baufällige Gebäude genügte bald den Anforderungen nicht mehr, so dass 1888 der Neubau eines Gerichtsgebäudes mit einem Gefangenenhaus dringend angemahnt wurde. Nach Ankauf eines Grundstückes an der Marienstraße entstand ein neues Gerichtsgebäude, das am 01. Oktober 1889 eingeweiht wurde. Das Inventarverzeichnis von 1890 sowie das Grundstücksverzeichnis von 1935 beschreiben das Gerichtsgebäude aus Rochlitzer Porphyr und Granitplatten, die solide Ausführung der Innenausstattung und das Archiv mit Kuppelgewölbe und Asphaltfußboden.[04] 1945 wurde das Gebäude von der russischen Militärregierung beschlagnahmt und diente bis 1949 als Militärkommandantur. Im Jahr 1952 ist das Hauptgebäude in der Marienstraße 15 zu einem Krankenhaus umgebaut worden.
Bereits seit 1944 sind die Geschäfte des Amtsgerichtes Markranstädt durch das Amtsgericht Leipzig wahrgenommen worden. Die Amtsgerichte Markranstädt und Zwenkau fungierten als sogenannte "G-Gerichte" (Gerichtstagegerichte).[05] Die Ortschaften des Amtsgerichtsbezirkes Markranstädt und die Stadt Markranstädt wechselten in den Zuständigkeitsbereich des Amtsgerichtes Leipzig über. Das Amtsgericht Markranstädt ist nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wiedereröffnet worden. Die Geschäfte übernahmen im Ergebnis der Kreisreform im Jahre 1952 das Kreisgericht Leipzig-Land, die Staatlichen Notariate und die örtlichen Organe des Rates des Kreises Leipzig.
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Zuständigkeitshalber übernahm das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Hauptstaatsarchiv Dresden) das Verwaltungs- und Justizschriftgut unterschiedlicher Provenienzen aus dem Amtsgerichtes Markranstädt.[06] Das Landesarchiv Leipzig (heute: Staatsarchiv Leipzig) erhielt entsprechend festgelegter Zuständigkeiten vom Landeshauptarchiv Dresden in den Jahren 1954 - 1956 Akten verschiedener Provenienzen unter der Bezeichnung "Abgabegemeinschaft Amtsgerichte", registriert im Zugangsbuch mit 80 Zentner bzw. 456 Paketen, z. T. ohne Abgabelisten. Aus dem Kreisgericht Leipzig-Land erfolgten Aktenabgaben im Jahre 1963 (20 lfm) und 1990 (22 lfm Vormundschafts- und Nachlasssachen).[07] Im Jahre 1995 übernahm das Staatsarchiv aus dem Amtsgerichtes Leipzig noch 2 lfm Güterrechtsregister bzw. Erbrechtsregister der Provenienz Amtsgericht Markranstädt.
Der Bestand beinhaltete vor der 1999 durchgeführten Provenienztrennung auch die beim Gerichtsamt Markranstädt (1856 - 1879) entstandenen und abschließend bearbeiteten Vorgänge sowie weitere Provenienzen. Im Zusammenhang mit der 1998 begonnenen kompletten Bearbeitung der Justizbestände des 19./20. Jahrhunderts, dessen Ziel u. a. die Herstellung der Bestandsgruppe Gerichtsämter vorsah, sind im Ergebnis der Provenienztrennung 7,0 lfm in den neu formierten Bestand Gerichtsamt Markranstädt eingegangen, 6 Akten wurden dem Bestand Kgl. Gericht Markranstädt und eine Akte dem Bestand Amtshauptmannschaft Leipzig zugeordnet.
Der Bestand Amtsgericht Markranstädt reduzierte sich von ursprünglich 44 lfm auf 37 lfm Archivgut mit 1131 Akteneinheiten.
Das für die Bestandsbearbeitung geltende Ordnungsprinzip basiert auf einer Klassifikation für Justizschriftgut, die 1996 erarbeitet worden ist.[08] Testaments- und Nachlasssachen wurden chronologisch und alphabetisch neu geordnet. Hier erwies sich eine Gruppenverzeichnung als ausreichend. Im Übrigen war die Qualität der Verzeichnung mangelhaft, sodass jede Akte neu zu verzeichnen war. Es fehlten ältere Registratursignaturen, auch waren Ortsnamen, Aktentitel sowie zeitliche Umfänge fehlerhaft verzeichnet worden. Offensichtliche Schäden an den Akten wurden bei der Verzeichnung ebenso berücksichtigt wie die Bildung von Bandreihen bei gleichartigen Sachakten.
Im Zusammenhang mit der Vergabe neuer, ordnungsunabhängiger Archivsignaturen entstand eine Konkordanzliste. Die Erschließung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Register erstellt wurden.
2013 erfolgte im Rahmen der Ausbildung von Fachangestellten für Medien- und Information die nachträgliche Erschließung von Akten, der seit 2006 angebotenen Registerakten des Registergerichts des Amtsgerichts Leipzig. Dabei wurde der Klassifikationspunkt 04.06. Register, der neuen, seit 2009 gültigen Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs angepasst und redaktionell überarbeitet. Es wurden alle Registerakten, die bis 1952 im damaligen Amtsgericht entstanden sind und eine Registernummer des alten Gerichts führten, bis zur endgültigen Schließung der Akten aufgenommen. Bei der Erschließung ist im Feld "Datierung Findbuch" die Laufzeit nach 1952 in einer Klammer ergänzt worden. Somit geht die Laufzeit des Bestandes weit über die Existenz des alten Amtsgerichts hinaus.
Vor der Online-Stellung sind alle Aktentitel nochmals hinsichtlich vorhandener Schutzfristen datenschutzrechtlich überprüft worden, um gegebenenfalls Aktentitel bis zum Ablauf der Schutzfrist zu sperren.
Der vorliegende Bestand hat nun einen Umfang von 37,5 lfm und umfasst den Zeitraum 1823 – 1952 (1953 – 2006).
Überlieferungsschwerpunkte
Obwohl der Amtsgerichtsbezirkes Markranstädt relativ klein war, kann die Überlieferung von Justizschriftgut im Bestand als sehr gut eingeschätzt werden. Nur einige wenige Klassifikationsgruppen sind im Inhaltsverzeichnis zum Findbuch mit "nicht belegt" ausgewiesen. Insgesamt dokumentiert der Bestand die unterschiedlichsten Bereiche der Gerichtsbarkeit. Mit über 80 Bänden, darunter 20 Bände Verfassungssachen, wird z. B. ein umfassender Einblick in den inneren Dienstbetrieb des Amtsgerichtes ermöglicht. Die Verfassungssachen enthalten sowohl Verordnungen und Verfügungen übergeordneter Behörden zu allen Bereichen der Gerichtsbarkeit als auch Unterlagen zum inneren Dienstbetrieb, einschließlich Haushaltfragen und Gefangenenwesen.
Bausachen über die Gerichtsgebäude reichen bis 1854 zurück. Der Schwerpunkt der Überlieferung von Personalangelegenheiten setzt ab 1900 ein, darunter befinden sich 2 Aktenbände zu jüdischen Konsulenten (Rechtsanwälte), 1938 - 1940. Das Archivwesen wird u. a. dokumentiert durch eine Vielzahl älterer Repertorien mit Aktenverzeichnissen. Überliefert ist auch der Entwurf einer neuen Methode der Ablegung von Akten im Amtsgerichtsarchiv, sowie die grundlegende Abänderung der Bezeichnung "Aktenrepertorium" in "Aktenverzeichnis". [09]
Zu Grundstücks- und Grundbuchangelegenheiten und darüber hinaus zu Firmen, Vereinen und Genossenschaften sind in größerem Umfang Protokolle und Registranden im Bestand überliefert. Registerakten, die nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist von 30 Jahren kassiert werden konnten, sind nur vereinzelt vorhanden. Zum Teil befinden sich diesbezügliche Akten im Registergericht des Amtsgerichtes Leipzig. Innerhalb der überlieferten Handelsregisterakten ist die 1883 gegründete Zuckerfabrik Markranstädt mit 3 Bänden, 1883 - 1908, vertreten. Die 1899 in Markranstädt gegründete Maschinenfabrik Dr. Gaspary wurde als "Leipziger Cementindustrie Dr. Gaspary & Sohn" bekannt. Das 1905 entstandene und 27 m hohe Gebäude steht seit 1995 als Architekturdenkmal unter Denkmalschutz. Im Bestand sind 8 Bände Vergleichssachen, 1929 - 1930, des damaligen Inhabers Adolf Staffelstein überliefert.
Das im Bestand Amtsgericht Markranstädt überlieferte Justizschriftgut sollte für die Belange der Geschichtsforschung hilfreich sein und auch den heimatgeschichtlich Interessierenden ansprechen. lm Zusammenhang mit Forschungen zur 700 Jahre alten Stadtgeschichte wurden die Akten im Bestand Amtsgericht Markranstädt u. a. von der Stadtverwaltung Markranstädt, Heimatmuseum intensiv benutzt.
Hinweis für die Benutzung
Das gedruckte Findbuch enthält folgende Register: Personen-, Orts-, Firmen-, Vereins- und Genossenschaftsregister.
Die für die Bestandsgruppe Amtsgerichte erarbeitete Klassifikation ist zur Vereinfachung der Recherche im vorliegenden Findbuch komplett ausgedruckt worden - ohne Berücksichtigung, ob die Klassifikationsgruppe durch Akten belegt ist. In diesem Fall erscheint im Inhaltsverzeichnis ein diesbezüglicher Vermerk "entfällt”.
Der Bestand enthält einige personenbezogene Unterlagen, deren Schutzfristen im Einzelfall erst 2052 enden. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich. Aktentitel mit personenbezogenen Daten und laufenden Schutzfristen sind in der Online-Version des Findbuches nicht sichtbar.
Verweise auf korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig
20009 Amt Leipzig
20011 Amt Lützen
20024 Kreishauptmannschaft Leipzig
20028 Amtshauptmannschaft Leipzig
20069 Königliches Gericht Markranstädt
20099 Gerichtsamt Markranstädt
20114 Landgericht Leipzig
20124 Amtsgericht Leipzig
20612 Stadt Markranstädt
Kretzschmar, 2000
Judith Ganz, 2025
Literaturverzeichnis [10] 10
- Gesetz- und Verordnungsblätter für das Königreich Sachsen, 1856, 1874-1910
- Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1880/81
- Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, 1814, hrsg. von August Schumann, Zwickau, Verlag Gebr. Schumann
- Blaschke, Karlheinz, Sächsische Verwaltungsgeschichte, Lehrbrief, Potsdam 1958
- Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, bearb. von Karlheinz Blaschke, Leipzig 1957
- Die Gesetze über die Angelegenheiten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch und seinen Nebengesetzen, hrsg. von Franz Schlegelberger, Carl Heymanns Verlag, Berlin 1927.
- G. Kluge und H. Kämmer, Markranstädt in Bildern aus vergangenen Tagen. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1997.
[01] Vgl. auch: Findbucheinleitung zur Bestandsgruppe Amtsgerichte im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig von V. Jäger, 1999.
[02] Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt 1879 (62), S. 249.
[03] s. auch Anlage zum Findbuch, 2000 Übersicht über das Beamtenpersonal"
[04] Vgl. 20126 AG Markranstädt Nr. 337, 339.
[05] Vgl. SächsHStAD, Ministerium der Justiz Nr. 264, 265 "Amtsgericht Leipzig mit GG Markranstädt und Zwenkau" (Stand 2000).
[06] Überliefert ist eine Übergabeliste über Justizschriftgut von 1929.
[07] 22030 Staatsarchiv Leipzig, Nr. 187.
[08] Vgl. auch: AufbewBest, Bestimmungen über die Aufbewahrungsfristen von Schriftgut der Justiz, Stand 1993.
[09] 20126 AG Markranstädt Nr. 672.
[10] Bibl. Angaben vgl. Einführung zu den Findhilfsmitteln der Bestandsgruppe Amtsgerichte im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig von V. Jäger, 1999.
Amtsgerichtsverwaltung.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Anerbengericht.
1879 enstand aus dem Gerichtsamt Markranstädt das Amtsgericht Markranstädt. Mit seinen nur 20 Landgemeinden hatte es den kleinsten Amtsgerichtsbezirk in der Zuständigkeit des Landgerichts Leipzig. Seit 1944 fungierte das Amtsgericht Markranstädt als Gerichtstagegericht. Nur zwei Tage im Monat wurden Anträge angenommen, die eigentliche Geschäftstätigkeit oblag dem Amtsgericht Leipzig. 1952 übernahm das neu geschaffene Kreisgericht Leipzig-Land die Geschäfte des Amtsgerichts.
Weitere Angaben siehe 2.3.4.2.7 Amtsgerichte.
Weitere Angaben siehe 2.3.4.2.7 Amtsgerichte.
- 2025 | Findbuch / Datenbank
- 2025-09-29 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5