Beständeübersicht
Bestand
Zur Geschichte der Fa. Oehme & Baier
Die Firma "Oehme & Baier" wurde am 1. Oktober 1882 in Leipzig- Gohlis gegründet und am 14. Februar 1883 in das Handelsregister unter der Nummer 5610 als offene Handelsgesellschaft mit dem Namen "Oehme & Schödel" eingetragen. Karl Richard Oehme blieb bis zu seinem Tod 1944 Gesellschafter der Firma, während der Mitinhaber Hugo Hermann Schödel bereits 1884 ausschied. Ein Jahr später erfolgte die Umbenennung der Firma in "Oehme & Baier", der Apotheker Ignaz Adoph Baier trat 1883 in die Gesellschaft ein.[01]
Bereits 1906 kam es zur Gründung einer Zweigniederlassung in Warnsdorf/Böhmen, 1922 folgte eine Niederlassung in Berlin[02] , 2 Jahre später in Turin (Italien) und 1929 wurde die Zweigniederlassung Straßburg (Frankreich) gegründet.[03] Die beiden letzteren Firmenzweige bestanden wahrscheinlich bis 1945, Warnsdorf und Berlin wurden bereits 1921 beziehungsweise 1938 gelöscht. Während des 2. Weltkrieges, 1942, entstanden die Niederlassungen in Lützen und Luckau. In Lützen gab es eine Anlage für Versuchskulturen (z.B. verschiedene Kräuter). Diese Anlage war nach dem Krieg kaum noch effektiv[04] , 1957 wurde dieses Werk aus dem Handelsregister gelöscht, Luckau bereits 1951. 1948 wurde noch eine Zweigniederlassung in Hamburg gegründet, die knapp 11 Jahre bestand.[05] Im Januar 1949 erfolgte die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft unter dem langjährigen Geschäftsführer Walter Koch. Er war bis zu seinem Tod 1967 persönlich haftender Gesellschafter.
Die Produktreihe der Firma "Oehme & Baier" umfasste neben Fruchtaromen, Fruchtsäften, Essenzen, ätherischen Ölen und giftfreien Farben für die Backwaren- Süßwaren- und Konservenindustrie auch Parfüm- und Seifenöle, künstliche Riechstoffe und Farben für Kosmetika.[06]
Ebenso wurden Arzneimittel und Arzneifertigwaren produziert, wie beispielsweise Hustentropfen und Hustensirup. 1950 wurde der Antrag auf Fortführung der Produktion jedoch abgelehnt.[07] Die Firma konnte 3 Marken aufweisen, die als Warenzeichen geschützt waren und mit denen sie warb, "Greif"[08] , "atrio" und "Dulcio".[09]
1959 trat der Staat, vertreten durch die Deutsche Investitionsbank Berlin, später durch den VEB Chemische Fabrik Miltitz als Kommanditist in die Gesellschaft ein. Der wirtschaftliche Wert der Firma vor dem 2. Weltkrieg lag vor allem in den ausländischen Geschäftsverbindungen, dem Export in fast alle Länder der Welt, worüber eine umfangreiche Kundenkartei (Oehme & Baier Nr. 35) Auskunft gibt.[10] Nach dem Krieg und der DDR- Gründung konnten viele dieser Auslandsverbindungen nicht aufrecht erhalten werden und bei der Rohstoffbeschaffung kam es immer mehr zu Engpässen. Noch in den 60er Jahren erfolgten größere Investitionen im Bereich der Mechanisierung und 1964 wurde ein Nutzungsvertrag über das Nachbargrundstück der Firma in Gohlis ausgestellt. Die Belegschaftszahlen sanken von 180 im Jahr 1944 auf 50 1950 und stiegen 1960 wieder auf 117.[11] Das Hauptwerk in Leipzig- Gohlis hatte eine Größe von 5339 m2 (1948). Am 9. Mai 1972 wurde die Firma "Oehme & Baier" verstaatlicht und unter dem Namen "VEB Geschmackstoffe Leipzig" weitergeführt.[12]Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Von der Aromatic GmbH Leipzig i. L. wurden am 14. November 1994 mehrere Bestände dem Sächsischen Staatsarchiv Leipzig übergeben. Darunter befanden sich auch die Unterlagen des Vorgängers, der Firma Oehme & Baier, Leipzig, mit einem Umfang von ca. 2,5 lfm. Die einzelnen Akteneinheiten waren in der Übergabeliste nicht näher verzeichnet, sondern nur in Sachgruppen erfasst.
Über die Registraturverhältnisse konnte nichts ermittelt werden. Die bereits verzeichneten 35 Akten (handschriftliche Findkartei) wurden überprüft und die Verzeichnungsangaben, wenn erforderlich, präzisiert. Es erfolgte außerdem die Bearbeitung der noch nicht erschlossenen Akten. Die Aktenbildung wurde nach Betreffen und Schriftstückarten vorgenommen. Anwendung fand überwiegend die einfache Verzeichnung auf der Grundlage der Ordnungs- und Verzeichnisgrundsätze von 1964. In der Regel wurde die innere Ordnung der Akteneinheiten beibehalten. Der Bestand ist in Anlehnung an das Bewertungsmodell für den Registraturbildnertyp "Kapitalistischer Industriebetrieb" gegliedert. Die Ordnung in den Gliederungspunkten erfolgte überwiegend chronologisch, während im 01.02. Gliederungspunkt die Chronologie unterbrochen und die Sortierfolge nach dem Hauptwerk, den Zweigniederlassungen und nach Bänden in aufsteigender Reihenfolge durchgeführt wurde.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand umfasst vor allem Unterlagen, wie Geschäftsbücher, Inventuren und Bilanzen, Lohn- und Gehaltskonten und Laboratoriumsbücher aus den Jahren 1894 bis 1972. Die Überlieferung insgesamt ist fragmentarisch.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20701 Oehme & Baier Nr. (fettgedruckte Zahl). Der Bestand enthält personenbezogene Unterlagen, deren Vorlage nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich ist.
Verweise auf korrespondierende Bestände
M. Fechner/E. Bader
Leipzig, Januar 2002
[01] Vgl. Amtsgericht Leipzig, Registerband, Nr. 5610.
[02] Vgl. ebd.
[03] Vgl. VEB Chemisches Werk Miltitz, Nr. 197.
[04] Vgl. ebd., Nr. 101.
[05] Vgl. Amtsgericht Leipzig, Registerband, Nr. 762.
[06] Vgl. VEB Chemisches Werk Miltitz, Nr. 197.
[07] Vgl. BT/RdB Leipzig, Nr. 10223.
[08] siehe Anlage 1 (VEB Chemisches Werk, Nr. 197, BT/RdB Leipzig, Nr. 10223).
[09] Vgl. BT/ RdB Leipzig, Nr. 9668.
[10] Vgl. BT/RdB Leipzig, Nr. 10223.
[11] Vgl. VEB Chemisches Werk Miltitz, Nr. 197.
[12] Vgl. Amtsgericht Leipzig, Registerband, Nr. 762, vgl. auch Anlage 2.
20701 Oehme & Baier, Essenzen und Nahrungsmittelfabrik, Leipzig
Datierung | 1894 - 1972 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 3,41 |
Bestand enthält auch 1 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular
Zur Geschichte der Fa. Oehme & Baier
Die Firma "Oehme & Baier" wurde am 1. Oktober 1882 in Leipzig- Gohlis gegründet und am 14. Februar 1883 in das Handelsregister unter der Nummer 5610 als offene Handelsgesellschaft mit dem Namen "Oehme & Schödel" eingetragen. Karl Richard Oehme blieb bis zu seinem Tod 1944 Gesellschafter der Firma, während der Mitinhaber Hugo Hermann Schödel bereits 1884 ausschied. Ein Jahr später erfolgte die Umbenennung der Firma in "Oehme & Baier", der Apotheker Ignaz Adoph Baier trat 1883 in die Gesellschaft ein.[01]
Bereits 1906 kam es zur Gründung einer Zweigniederlassung in Warnsdorf/Böhmen, 1922 folgte eine Niederlassung in Berlin[02] , 2 Jahre später in Turin (Italien) und 1929 wurde die Zweigniederlassung Straßburg (Frankreich) gegründet.[03] Die beiden letzteren Firmenzweige bestanden wahrscheinlich bis 1945, Warnsdorf und Berlin wurden bereits 1921 beziehungsweise 1938 gelöscht. Während des 2. Weltkrieges, 1942, entstanden die Niederlassungen in Lützen und Luckau. In Lützen gab es eine Anlage für Versuchskulturen (z.B. verschiedene Kräuter). Diese Anlage war nach dem Krieg kaum noch effektiv[04] , 1957 wurde dieses Werk aus dem Handelsregister gelöscht, Luckau bereits 1951. 1948 wurde noch eine Zweigniederlassung in Hamburg gegründet, die knapp 11 Jahre bestand.[05] Im Januar 1949 erfolgte die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft unter dem langjährigen Geschäftsführer Walter Koch. Er war bis zu seinem Tod 1967 persönlich haftender Gesellschafter.
Die Produktreihe der Firma "Oehme & Baier" umfasste neben Fruchtaromen, Fruchtsäften, Essenzen, ätherischen Ölen und giftfreien Farben für die Backwaren- Süßwaren- und Konservenindustrie auch Parfüm- und Seifenöle, künstliche Riechstoffe und Farben für Kosmetika.[06]
Ebenso wurden Arzneimittel und Arzneifertigwaren produziert, wie beispielsweise Hustentropfen und Hustensirup. 1950 wurde der Antrag auf Fortführung der Produktion jedoch abgelehnt.[07] Die Firma konnte 3 Marken aufweisen, die als Warenzeichen geschützt waren und mit denen sie warb, "Greif"[08] , "atrio" und "Dulcio".[09]
1959 trat der Staat, vertreten durch die Deutsche Investitionsbank Berlin, später durch den VEB Chemische Fabrik Miltitz als Kommanditist in die Gesellschaft ein. Der wirtschaftliche Wert der Firma vor dem 2. Weltkrieg lag vor allem in den ausländischen Geschäftsverbindungen, dem Export in fast alle Länder der Welt, worüber eine umfangreiche Kundenkartei (Oehme & Baier Nr. 35) Auskunft gibt.[10] Nach dem Krieg und der DDR- Gründung konnten viele dieser Auslandsverbindungen nicht aufrecht erhalten werden und bei der Rohstoffbeschaffung kam es immer mehr zu Engpässen. Noch in den 60er Jahren erfolgten größere Investitionen im Bereich der Mechanisierung und 1964 wurde ein Nutzungsvertrag über das Nachbargrundstück der Firma in Gohlis ausgestellt. Die Belegschaftszahlen sanken von 180 im Jahr 1944 auf 50 1950 und stiegen 1960 wieder auf 117.[11] Das Hauptwerk in Leipzig- Gohlis hatte eine Größe von 5339 m2 (1948). Am 9. Mai 1972 wurde die Firma "Oehme & Baier" verstaatlicht und unter dem Namen "VEB Geschmackstoffe Leipzig" weitergeführt.[12]Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Von der Aromatic GmbH Leipzig i. L. wurden am 14. November 1994 mehrere Bestände dem Sächsischen Staatsarchiv Leipzig übergeben. Darunter befanden sich auch die Unterlagen des Vorgängers, der Firma Oehme & Baier, Leipzig, mit einem Umfang von ca. 2,5 lfm. Die einzelnen Akteneinheiten waren in der Übergabeliste nicht näher verzeichnet, sondern nur in Sachgruppen erfasst.
Über die Registraturverhältnisse konnte nichts ermittelt werden. Die bereits verzeichneten 35 Akten (handschriftliche Findkartei) wurden überprüft und die Verzeichnungsangaben, wenn erforderlich, präzisiert. Es erfolgte außerdem die Bearbeitung der noch nicht erschlossenen Akten. Die Aktenbildung wurde nach Betreffen und Schriftstückarten vorgenommen. Anwendung fand überwiegend die einfache Verzeichnung auf der Grundlage der Ordnungs- und Verzeichnisgrundsätze von 1964. In der Regel wurde die innere Ordnung der Akteneinheiten beibehalten. Der Bestand ist in Anlehnung an das Bewertungsmodell für den Registraturbildnertyp "Kapitalistischer Industriebetrieb" gegliedert. Die Ordnung in den Gliederungspunkten erfolgte überwiegend chronologisch, während im 01.02. Gliederungspunkt die Chronologie unterbrochen und die Sortierfolge nach dem Hauptwerk, den Zweigniederlassungen und nach Bänden in aufsteigender Reihenfolge durchgeführt wurde.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand umfasst vor allem Unterlagen, wie Geschäftsbücher, Inventuren und Bilanzen, Lohn- und Gehaltskonten und Laboratoriumsbücher aus den Jahren 1894 bis 1972. Die Überlieferung insgesamt ist fragmentarisch.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20701 Oehme & Baier Nr. (fettgedruckte Zahl). Der Bestand enthält personenbezogene Unterlagen, deren Vorlage nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich ist.
Verweise auf korrespondierende Bestände
M. Fechner/E. Bader
Leipzig, Januar 2002
[01] Vgl. Amtsgericht Leipzig, Registerband, Nr. 5610.
[02] Vgl. ebd.
[03] Vgl. VEB Chemisches Werk Miltitz, Nr. 197.
[04] Vgl. ebd., Nr. 101.
[05] Vgl. Amtsgericht Leipzig, Registerband, Nr. 762.
[06] Vgl. VEB Chemisches Werk Miltitz, Nr. 197.
[07] Vgl. BT/RdB Leipzig, Nr. 10223.
[08] siehe Anlage 1 (VEB Chemisches Werk, Nr. 197, BT/RdB Leipzig, Nr. 10223).
[09] Vgl. BT/ RdB Leipzig, Nr. 9668.
[10] Vgl. BT/RdB Leipzig, Nr. 10223.
[11] Vgl. VEB Chemisches Werk Miltitz, Nr. 197.
[12] Vgl. Amtsgericht Leipzig, Registerband, Nr. 762, vgl. auch Anlage 2.
Bilanzen und Inventuren.- Hauptbücher.- Lohnunterlagen und Gehaltsunterlagen.- Laboratoriumsbücher.
Die Firma Oehme & Schödel wurde am 1. Oktober 1882 in Leipzig-Gohlis als offene Handelsgesellschaft gegründet. 1883 trat der Apotheker Ignaz Adolph Baier in die Gesellschaft ein. Hugo Hermann Schödel schied bereits 1884 aus. Ein Jahr später erfolgte die Umbenennung der Firma in Oehme & Baier. Die Firma produzierte neben Fruchtaromen, Fruchtsäften, Essenzen, ätherischen Ölen und giftfreien Farben für die Backwaren- Süßwaren- und Konservenindustrie auch Parfüm- und Seifenöle, künstliche Riechstoffe und Farben für Kosmetika sowie Arzneimittel. Zwischen 1906 und 1929 kam es zur Gründung von Zweigniederlassungen in Warnsdorf/Böhmen, Berlin, Turin und Straßburg. Im Januar 1949 wurde die Firma in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. 1959 trat der Staat, vertreten durch die Deutsche Investitionsbank Berlin, später durch den VEB Chemische Fabrik Miltitz, als Kommanditist in die Gesellschaft ein. Am 9. Mai 1972 wurde die Firma Oehme & Baier verstaatlicht und unter dem Namen VEB Geschmackstoffe Leipzig weitergeführt.
- 2002; 2004 | Findbuch / Datenbank
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