07.02.2020

Archivale im Fokus

Digitalisat einer Karte
Ausschnitt aus dem Riss von Johann Christoph Goldberg über den Altenberger Zwitterstock mit den Grubenfeldern, dem Bruch von 1620 und vorgefundenen bruchgefährdeten Weitungen, 1689. 
© Quelle: SächsStA-F, 40040 Fiskalische Risse zum Erzbergbau, Nr. A620

Vor 400 Jahren: Der große Bruch in Altenberg

Die Altenberger Pinge, der Einsturztrichter mehrerer frühneuzeitlicher Zinnbergwerke, ist ein in der Landschaft deutlich sichtbares Zeugnis jahrhundertelangen Erzabbaus und seit 2019 ein wichtiges Objekt der »Montanlandschaft Altenberg-Zinnwald« innerhalb des UNESCO-Welterbes »Montanregion Erzgebirge«. Bereits um 1440 begann der Zinnerzabbau im Altenberger Zwitterstock durch Freiberger und Graupener Bergleute. Sie siedelten in der unmittelbaren Umgebung der Gruben – das spätere Altenberg entstand.

Wegen der Härte des Gesteins erfolgte ein blockweiser Abbau durch Feuersetzen. Dadurch wurden große untertägige Hohlräume (»Weitungen«) geschaffen, die voneinander durch stehengelassene Restpfeiler getrennt waren. Der ausgehöhlte Zinnstock hielt schließlich dem Druck des Deckgebirges nicht mehr stand. Am 15. November 1545 entstand der erste Tagebruch, von dem zehn Grubenfelder betroffen waren. Dabei starben sechs Bergleute sowie eine Frau und ihr Kind. 1578 folgte ein weiterer Tagebruch; in den Jahren 1583, 1587 und 1619 gab es untertägige Brüche.

Am 24. Januar 1620 zwischen 4.00 und 5.00 Uhr kam es zum dritten und größten Tagebruch, bei dem die bisherige Pinge auf zwei Hektar ausgedehnt wurde. In dem Einbruchtrichter versanken sechs Göpel- und Treibeschächte sowie das Haus des Bergschmieds Dietze. Nach der Altenberger Chronik von Christoph Meißner konnten sich von den zu dieser Zeit im Berg befindlichen 24 Bergleuten 19 über den Erasmus Schacht retten, vier weitere wurden am 28. Januar über den Kreuz Schacht geborgen. Von dem Bruch direkt betroffen waren 21 Gruben. Am 13. Juni 1620 beschlossen die 36 Berggebäude des Zwitterstockes einen künftigen gemeinschaftlichen Betrieb. In Folge des Bruches war die Zinnförderung stark rückläufig. Aus der Pinge wurde durch untertägigen Abbau Brucherz gewonnen.

Der durch den Dreißigjährigen Krieg 1638 gänzlich zum Erliegen gekommene Altenberger Zinnbergbau wurde 1663 wieder aufgenommen. Im Feld von Reiche Zeche wurde 1663 auf dem Pingengrund ein Schacht geteuft. 1664 und 1673 vereinigten sich die verschiedenen Gewerkschaften des Zwitterstocks zu einer Gewerkschaft. Durch den bis zum Ende des 20. Jahrhunderts betriebenen Erzabbau und weitere Abbrüche vergrößerte sich die Altenberger Pinge auf eine Fläche von ca. 12 Hektar. Der Einbruchstrichter hat heute eine Tiefe von bis zu 160 m und einen Durchmesser von 400 m.

Im Bestand 40040 Fiskalische Risse zum Erzbergbau des Bergarchivs Freiberg befinden sich weitere Risse zum Altenberger Zwitterstock vor und nach dem großen Bruch von 1620. Der Bestand 40006 Bergamt Altenberg (mit Berggießhübel und Glashütte) enthält umfangreiche Überlieferungen zum Zwitterstockwerk und weiteren Brüchen an der Pinge.

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