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Welche familiengeschichtlichen Quellen können Sie im Staatsarchiv finden?

Für genealogische Forschungen bietet das Sächsische Staatsarchiv vielfältiges Quellenmaterial. Eine Besonderheit bildet die Überlieferung von Kirchenbüchern verschiedener Konfessionen und jüdischen Personenstandsunterlagen aus einem weit über die Grenzen der heutigen Bundesrepublik Deutschland hinausgehenden geografischen Raum. Sie gehört zum Archivgut der ehemaligen Deutschen Zentralstelle für Genealogie, die 1995 in das Staatsarchiv Leipzig eingegliedert wurde. Eine weitere Besonderheit ist die militärgeschichtliche Überlieferung im Hauptstaatsarchiv Dresden, die zu den bedeutendsten militärgeschichtlichen Quellenbeständen in Deutschland zählt und von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 1. Weltkriegs reicht.

Nachfolgend werden diese und weitere ausgewählte Schwerpunkte des personen- und familiengeschichtlich interessanten Archivguts in den einzelnen Abteilungen genannt. Über deren Entstehungs-und Überlieferungsgeschichte können Sie jeweils nähere Informationen in unserer Beständeübersicht finden.

Hauptstaatsarchiv Dresden

  • Gerichtsbücher (Ende des 15. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts): Sie dokumentieren vor allem Kauf- und Kreditgeschäfte sowie Nachlass- und Vormundschaftssachen. Vergleichbare Unterlagen enthalten auch die Aktenüberlieferungen der der Justiz- und Verwaltungsbehörden wie Ämter, Rittergüter oder Städte.
  • Unterlagen aus dem Bereich der Rechtspflege und Justiz (Zivil- und Strafprozessakten, Ermittlungs- und Haftakten), vor allem aus folgenden Beständen: kursächsische Ämter, Landesregierung (bis 1835), Gerichtsämter, Amts- und Landgerichte, Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften (ab 2. Hälfte 19. Jahrhundert), Fach- und Sondergerichte (ab 20. Jahrhundert). Dazu kommen seit dem späten 19. Jahrhundert die Haftakten (Einzelfallakten, Gefangenenbücher) der Gefängnisse und Justizvollzugsanstalten.
  • Unterlagen aus dem Bereich der Steuer- und der Fiskalverwaltung: vor allem die umfangreichen Steuerregister im Bestand Obersteuerkollegium (1467 - Anfang 19. Jahrhundert). Im Bereich der Grundsteuerverwaltung bieten die nach 1835 begonnenen Katasterunterlagen (Flur- und Besitzstandsbücher) Nachweise über Einwohnerschaft und Besitzverhältnisse in den Gemeinden.
  • Unterlagen der geistlichen Aufsichtsbehörden (Oberkonsistorium, Superintendenturen) aus der Zeit vom 16. bis 19. Jahrhundert: Sie enthalten Angaben zu Pfarrern und Lehrern sowie zu Kirchenvisitationen. Für einen Teil des Bestandes Oberkonsistorium (Vokationsakten) liegt ein Index mit Personennamen von Kirchen- und Schuldienern (Konsistorialkartei) vor.
  • Unterlagen zu Bestallungen, Erb- und Testamentssachen, Schulden, Adoptionen sowie Konzessionierungen verschiedenster Berufsgruppen für die Zeit vor 1835 (durch Namensregister erschlossen) aus dem Bestand Landesregierung
  • Unterlagen zu Staatsangehörigkeitssachen (Ein- und Auswanderungen) aus den Beständen Ministerium des Innern sowie Kreis- und Amtshauptmannschaften
  • Matrikeln für die Vergabe sächsischer Orden und Medaillen aus dem Bestand Ordenskanzlei
  • Personalunterlagen und Besoldungen der Staatsbeamten und Behördenmitarbeiter: Für die Zeit zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert sind zahlreiche Nachweise über die Einstellung und Besoldung von Staatsdienern im Bestand Kammerkollegium/Geheimes Finanzkollegium enthalten. In den Findbüchern der großen zentralbehördlichen Bestände Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Geheimes Kabinett und Landesregierung sind Bestallungssachen gesondert nachgewiesen.
  • Unterlagen zum Personal der Dresdner Hofverwaltung mit Ahnentafeln des Adels im Bestand Oberhofmarschallamt
  • Akten der Einheiten und Formationen der ehemaligen Sächsischen Armee (1632 - 1921), darunter Musterungslisten (1681 - 1869), Monats(verpflegung)slisten (1701 - 1868), Toten- und Verschollenenlisten (1756 - 1823) oder Rang- und Konduitenlisten der Offiziere (1681 - 1814). Weitere Informationen zu Genealogische Quellen in den Militärbeständen des Hauptstaatsarchivs Dresden finden Sie hier.
  • Sammlungsgut nichtstaatlicher Herkunft, z. B. Fürsten-, Familien- und Personennachlässe.
  • Bestände der Grundherrschaften (Rittergüter) enthalten neben privaten Unterlagen der Besitzerfamilien durchweg Quellen zur grundherrlichen Wirtschaftsverwaltung (bis 1945) und zur Patrimonialgerichtsbarkeit (bis 1856).
  • Genealogica mit einer umfangreichen Sammlung von Schriftstücken unterschiedlicher Herkunft (16. - 20. Jahrhundert) zu verschiedenen Familien und Einzelpersonen
  • Archivalische Hilfsmittel (Karteien und Indizes), die zeitübergreifend den im Archivgut enthaltenen Namenbestand nachweisen: Hervorgehoben seien die Bauernkartei (ca. 60.000 Nachweise über Bauerngüter und Häuser westsächsischer Dörfer) von Arno Lange, die Kartei der politisch Verfolgten 1830 - 1867, verschiedene Inventare über Staatsbeamte, Gelehrte, Künstler und Schriftsteller sowie das biografisch-sachthematische Inventar Theater und Musik. Zur Bergmannsche Exulantensammlung zu böhmischen Exulanten in Sachsen bestehen Online-Recherchemöglichkeiten in der Datenbank der Universität München.

Über nachstehende Links gelangen Sie zu weiteren Informationen:

Staatsarchiv Chemnitz

  • Aus dem Bereich der Schönburgischen Herrschaften liegen umfangreiche, bis ins 13. Jahrhundert zurückreichende Bestände vor. Sie sind unverzichtbar für die Familien- und Ortsgeschichte im Raum Glauchau, Lichtenstein, Waldenburg, Hartenstein, Wechselburg, Penig und Rochsburg. Besonders hingewiesen sei auf die Zinsregister im Rechnungsarchiv sowie auf die Ehesachen im Bestand des Gesamtkonsistoriums Glauchau.
  • Überlieferung der Gerichte, der Polizeibehörden sowie anderer Behörden aus den verschiedensten Zweigen der Staatsverwaltung auf dem Gebiet des vormaligen Regierungsbezirkes Chemnitz.
  • Bestände der Rittergüter mit privaten Unterlagen der Besitzerfamilien, Quellen zur grundherrlichen Wirtschaftsverwaltung (bis 1945) und zur Patrimonialgerichtsbarkeit (bis 1856), wo sich auch Angaben zu den jeweiligen Untertanen finden.

Staatsarchiv Leipzig

  • Familiengeschichtliche Sammlungen des früheren Reichssippenamtes: Im Auftrag des Reichssippenamtes wurden seit 1934 in den östlichen Provinzen West- und Ostpreußen, Pommern, Posen und Schlesien Kirchenbücher verfilmt. Anschließend wurden die Verfilmungsarbeiten auf Teile des übrigen Reichsgebietes und auf damals deutsch-besiedelte Gebiete des Auslandes ausgedehnt. Auch Filme zu jüdischen Personenstandsunterlagen liegen aus einem weiten geografischen Raum vor.
  • Ahnenstammkartei des deutschen Volkes (ASTAKA) und Ahnenlistensammlung: Ausgangspunkt der ASTAKA ist der seit 1921 in Dresden durch Karl Förster (1873 - 1931) organisierte Ahnenlistenaustausch. Im Gegensatz zur Einzelpersonenkartei umfasst die ASTAKA Stammreihen, die durch die Angabe der angeheirateten Personen untereinander verbunden sind. Der Aufbau der Kartei erfolgte nach Familiennamen und innerhalb dieser nach Herkunftsorten. Erstnutzer sollten ihre eigenen Stammreihen bis 1800 erschlossen haben, um eventuell Anknüpfungspunkte zu finden.
  • Gesamtkatalog der Personalschriften und Leichenpredigtensammlungen: Der Verein Roland e. V. zu Dresden begann 1919 alle bekannt gewordenen Leichenpredigten, Gelegenheitsdrucke und Personalschriften systematisch nach ihrem Standort zu erfassen und für die Familiengeschichtsforschung aufzubereiten. Der Katalog ist nach den geehrten Personen, nicht nach Verfassern geordnet.
  • Standesamtszweitschriften zu Sterbefällen aller sächsischen Orte für den Zeitraum 1933 bis 1945 mit dem Hinweis, dass sich die originalen Erstschriften nach Ablauf der Fortführungsfristen in den zuständigen Stadt- oder Kreisarchiven befinden.
  • Genealogische Mappenstücke: Im Wesentlichen handelte es sich dabei um unselbständige Werke oder auch graue Literatur. Dazu zählen z. B. Zeitschriftenartikel, Aufsätze, Beiträge, Karten, Ortspläne, Rezensionen oder Statistiken, aber auch nur für den engsten Familienkreis gefertigte Stamm- und Ahnentafeln, Familienzeitschriften oder kurze, manuskriptartige Familiengeschichten.
  • Genealogische Nachlässe: Je nach Forschungsinteressen der Nachlasser enthalten sie genealogisches Material zur eigenen Familie, zum Familiennamen, zu Berufsgruppen oder zur Heimatregion.
  • Bestände der Rittergüter mit privaten Unterlagen der Besitzerfamilien, Quellen zur grundherrlichen Wirtschaftsverwaltung (bis 1945) und zur Patrimonialgerichtsbarkeit (bis 1856), wo sich auch Angaben zu den jeweiligen Untertanen finden.
  • Überlieferung der Gerichte, der Polizeibehörden sowie anderer Behörden aus den verschiedensten Zweigen der Staatsverwaltung auf dem Gebiet des vormaligen Regierungsbezirkes Leipzig, z. B. mit der Polizeilichen Meldekartei der Stadt Leipzig für die Zeit 1911 bis 1951.
  • Unterlagen der geistlichen Aufsichtsbehörden (Konsistorium Leipzig) aus der Zeit vom 16. bis 19. Jahrhundert: Sie enthalten Angaben zu Pfarrern und Lehrern sowie zu Kirchenvisitationen in der Leipziger Region sowie für das Gebiet des früheren Bistums Naumburg und die thüringischen Gebiete Kursachsens.
  • Unterlagen zu Staatsangehörigkeitssachen (Ein- und Auswanderungen) aus den Beständen Ämter, Gerichtsämter, Amtshauptmannschaften und Kreishauptmannschaften.
  • Die Bestände einiger Städte enthalten Unterlagen zum Bürgerrecht, Pass- und Meldewesen sowie Heimatangelegenheiten.
  • In den Räumlichkeiten des Staatsarchivs Leipzig befindet sich auch das Archiv der Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung e. V. (AMF). Weitere Informationen zur Nutzung des Archivs finden Sie auf der Website der AMF.

Bergarchiv Freiberg

  • Mannschaftsbücher, Belegschaftsverzeichnisse der Grubenbetriebe aus dem 18. und 19. Jahrhundert, mit verschiedenen Angaben zu den Beschäftigten (z. B. Beruf, Wohn- und Arbeitsort, oft auch Geburtstag, Geburts- und Herkunftsort usw.)
  • Zechenregister im Bestand Oberbergamt Freiberg, Quartalsberichte der Grubenbetriebe (Mitte 16. Jahrhundert - Mitte 19. Jahrhundert) mit Hinweisen zu Eigentümern der Kuxe und den bei der Grube Beschäftigten.
  • Bergbücher und deren Sonderformen mit Angaben zu Grubenverleihungen (Mutungen), Käufen und Verkäufe, Belehnungen, Verschreibungen, Hypotheken, Verträgen, Verpflichtungen, aber auch Vereidigungen. Die Verleihbücher, das älteste datiert von 1499, nennen nicht nur die Muter, sondern oftmals auch die Besitzer der mit den Schürfrechten belasteten Grundstücke.
    Für die genealogische Forschung interessante Angaben sind z. B. auch in den bergamtlichen Unterlagen (ab 16. Jahrhundert) oder Findbucheinträgen folgender Sachgebiete zu finden:
  • Knappschaften/Knappschaftskassen
  • Begräbnisse/Begräbniskassen
  • Milde Stiftungen und Almosen
  • Schuldenwesen
  • Unfälle und Unglücke
  • Militärdienstbefreiungen (mit Sammlung von Geburts- und Heimatscheinen, Führungszeugnissen)
  • Schulwesen
  • Streitigkeiten (z.B. um Mutungsrechte, Grundstücksstreitigkeiten)
  • Kriminalangelegenheiten (Aufruhre/Tumulte, Diebstähle)
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