8./9. November 1918: Beginn der Revolution und ein Verfassungsbruch des Reichskanzlers

Sonderdepesche zur Unterrichtung der militärischen Verbände über die Vorgänge in Berlin durch Prinz Max von Baden, Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, 11347 Generalkommando des XII. Armeekorps Nr. 2360
Sonderdepesche zur Unterrichtung der militärischen Verbände über die Vorgänge in Berlin durch Prinz Max von Baden, Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, 11347 Generalkommando des XII. Armeekorps Nr. 2360 
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Innerhalb weniger Tage kam es zu Meuterungen und Aufständen im gesamten Reichsgebiet. Der monarchische Staat fand sich zunehmend in der Defensive. Der Reichskanzler Prinz Max von Baden traf eigenmächtig eine revolutionäre Entscheidung.

Ausgangspunkt für die Ereignisse im November 1918 bildete der Matrosenaufstand in Kiel. Von dort breiteten sich die revolutionären Unruhen über das Deutsche Kaiserreich aus. Der Ablauf in den einzelnen Städten war sehr ähnlich. Revolutionäre Arbeiter und Soldaten übernahmen die Kontrolle über die Stadt, entwaffneten oftmals die lokalen Ordnungstruppen und bildeten Arbeiter- und Soldatenräte als Organe der Selbstverwaltung. Widerstand wurde den Revolutionären kaum entgegengesetzt.

Am 8. November erreichte die Revolution Sachsen. Die Ereignisse des Tages in Leipzig sind durch einen Bericht des Gendarmerie-Inspektors Krause beschrieben, den er an die Königliche Gendarmerie-Direktion in Dresden sandte. Zum Zeitpunkt des Eingangs des Schreibens am 11. November 1918, war die Monarchie bereits zusammengebrochen.

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Bericht über revolutionäre Aktionen meuternder Soldaten in Leipzig am 8. November 1918; Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, 10736 Ministerium des Innern, Nr. 11090.

Schreiben des Gendarmerie-Inspektors Krause, Leipzig-Connewitz vom 9. November 1918 an die Königliche Gendarmerie-Direktion in Dresden
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Bericht über revolutionäre Aktionen meuternder Soldaten in Leipzig am 8. November 1918, Seite 2; Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, 10736 Ministerium des Innern, Nr. 11090.

Schreiben des Gendarmerie-Inspektors Krause, Leipzig-Connewitz vom 9. November 1918 an die Königliche Gendarmerie-Direktion in Dresden, Rückseite
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Zeitungsartikel » Die Frage der Abdankung Kaiser Wilhelms« vom 5. November 1918 aus der Neuen Freien Presse; Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, 10702 Staatskanzlei, Nachrichtenstelle Nr. 188

Zeitungsartikel »Die Frage der Abdankung des Kaisers Wilhelms« vom 5. November 1918
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Sonderdepesche zur Unterrichtung der militärischen Verbände über die Vorgänge in Berlin durch Prinz Max von Baden; Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, 11347 Generalkommando des XII. Armeekorps Nr. 2360.

Amtliche Sonderdepesche
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Das Plakat mit den ersten Verlautbarungen des neuen Reichskanzlers Ebert und der Obersten Heeresleitung (OHL) diente nicht nur der Informierung, sondern gleichzeitig der Beruhigung der Lage bei den Fronttruppen. Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, 11362 Feldartilleriebrigaden/Artilleriekommandeure Nr. 0186.

Plakat

Reichskanzler Prinz Max von Baden verkündete am 9. November 1918 eigenmächtig die Abdankung des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen, Wilhelms II., und übergab das Reichskanzleramt an den Führer der Mehrheitssozialdemokratischen Partei (MSPD), Friedrich Ebert. Durch diese, von der Verfassung nicht gedeckte Handlung, hofften beide Protagonisten, besänftigend auf die revolutionären Arbeiter und Soldaten einwirken und einen geordneten Übergang zu einer parlamentarischen Staatsform einleiten zu können.

Aus ähnlichen Gründen und um die MSPD an die Spitze der revolutionären Bewegung zu setzen, rief Philipp Scheidemann (ebenfalls MSPD) eigenmächtig und gegen den Willen seines Parteifreundes Ebert am selben Tage vom Balkon des Reichstagsgebäudes die Republik aus. Damit wollte er auch der Proklamation der sozialistischen Republik durch Karl Liebknecht zuvor kommen.

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